WhatsApp: Dachdecker sparen Zeit
27. September 2018
Manche Zeitgenossen sehen den Fortschritt kritisch, frei nach dem Motto: „Seit wir mit dem Computer arbeiten, können wir in der gleichen Zeit viel mehr Fehler machen.“ Dachdecker Mike Schilling, Geschäftsführer von Gabur-Dach bei Ravensburg am Bodensee und seit Februar 2018 Vizepräsident des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), zieht nach drei Jahren Aktivitäten im Bereich Social Media hingegen eine durchweg positive Bilanz.
Ein Beispiel: „Wenn ich die Zeitersparnis betrachte, die wir durch die Nutzung unserer Firmen-Smartphones haben, könnte ich eigentlich meinen Arbeitstag schon vormittags um 10 Uhr wieder beenden“, so Schilling mit einem Augenzwinkern. Das ist mal eine Ansage. Und er erklärt sie auch gleich: Wollte in der „Vor-WhatsApp-Zeit“ ein Mitarbeiter eine kritische Stelle am Dach des Kunden abklären, ging er runter vom Dach zum Firmenwagen, stellte per Funk den Kontakt zum Chef her. Dann fuhr Schilling mit der Polaroid-Kamera die 25 Kilometer zur Baustelle und erstellte ein Foto. Danach rief er den wieder zehn Kilometer entfernten Kunden an, ob er gerade zu ihm kommen könne, um weitere Maßnahmen zu besprechen. Beim Kunden klärt der Chef das weitere Vorgehen und fährt dann möglicherweise erneut zur Baustelle, um den Mitarbeiter entsprechend zu briefen.
Dachdecker nutzt WhatsApp für schnelle Kommunikation
Ein dreistündiges „Arbeitsbeschaffungsprogramm“, das heute in drei Minuten absolviert wird. „Der Mitarbeiter erstellt ein Foto auf der Baustelle, schickt es per WhatsApp mit der Beschreibung an mich – ganz gleich, wo ich gerade bin. Ich schaue mir das an, frage bei Bedarf nochmal zurück und schicke das Foto mit dem Vorschlag zur weiteren Vorgehensweise an den Kunden“, erklärt Mike Schilling die „Instant-Lösung“.
Imagewerbung für Dachdecker mit coolen Geschichten
Möglich gemacht hat das die konsequente Einführung und Nutzung von Social Media-Möglichkeiten vor rund drei Jahren in seinem Dachdecker-Betrieb. Dabei war die Hauptzielgruppe nicht etwa der potenzielle Nachwuchs. Vielmehr sollten alle jungen und „junggebliebenen Kunden“ (Originalton Schilling) gleichermaßen angesprochen und erreicht werden. Bis heute werden kurze Stories erstellt und in den sozialen Medien gepostet. „Tolle Geschichten mit kleinen und großen Helden“, fasst Schilling sein erfolgreiches Konzept zusammen. Das Material dazu liefert das tägliche Leben auf dem Dach. Kunden und solche, die es werden wollen, werden auf dem Laufenden gehalten über aktuelle Baustellen und Bauvorhaben. Sie können „feines Dachhandwerk“, so das Firmenmotto, in Wort und Bild genießen. „Manche nehmen es nur am Rande in den sozialen Medien wahr, andere verfolgen unsere Posts regelmäßig“, berichtet Schilling. Für den Dachdecker-Betrieb ist es auf jeden Fall ein Stück nicht mehr wegzudenkender Eigenwerbung für das Leistungspaket und eine positive Imagedarstellung.
Nachwuchswerbung für Dachdecker: Nur noch über WhatsApp und Co.
Und die Mitarbeiter? Ob Ferienjobber, Auszubildende oder Gesellen und Meister – sie sind schon stolz darauf, zu einer so coolen Truppe zu gehören. „Social Media ist einfach ein Must-have“, wie es Mike Schilling beschreibt. Nicht wenige seiner heutigen Mitarbeiter sowie auch Ferienjobber und Praktikanten sind genau über den digitalen Weg zu ihm gekommen. Kurzbewerbung online oder über WhatsApp? Im Dachdecker-Betrieb Gabur GmbH ist dies schon länger Realität.
Social Media nutzen für die Mitarbeitergewinnung:
Datenschutz ernst nehmen und Mitarbeiter schulen
Das „Schreckgespenst“ Datenschutzgrundverordnung (DSVGO) ist für Mike Schilling keines, auch nicht in Bezug auf die Nutzung von Social Media. In Zusammenarbeit mit einem externen Datenschutz-Experten ließ er seine Mitarbeiter in kleinen, knackigen Workshops schulen. Dabei wurden sie auch für rechtlich unklare Situationen sensibilisiert und entwickelten eigene Formulare zum Datenschutz und zur Einverständniserklärung der Kunden. Der Dachdecker-Betrieb löscht die digitalen Kundendaten wie Mobiltelefonnummer mit Abschluss des Auftrags. Das gibt dem Kunden die Sicherheit, dass seine Daten nicht zum „Handelsobjekt“ werden – es erspart zudem der Gabur GmbH auch jede weiterführende Dokumentation über den weiteren Umgang mit diesen Daten.
Zu den wichtigsten Inhalten gehörte auch der Foto-Knigge: Es dürfen nur Nahaufnahmen von betroffenen Stellen und Bauteilen erstellt und per WhatsApp versendet werden. Fotos mit Personen sind ein absolutes No-Go. Ebenso darf niemals über ein Bild ein Rückschluss auf die Baustelle möglich sein. Denn neben der Bestandsaufnahme und der Abstimmung mit dem Kunden nutzt Schilling die besten Fotos auch für Beiträge auf Facebook & Co. und als Archivmaterial, etwa für die spätere Verwendung in eigenen Mitarbeiter-Schulungen.
Zukunft für Dachdecker: Aktives Marketing über WhatsApp
Wie sieht Mike Schilling die Zukunft von Social Media in seinem Dachdecker-Betrieb? Aktives Marketing per WhatsApp ist für ihn eine der nächsten Visionen, die er realisieren wird. „Allerdings wollen wir unsere Kunden nicht tot-tweeten, um nicht binnen kürzester Zeit automatisch im virtuellen Papierkorb zu landen“, so seine Pläne. „Eine digitale Kontaktaufnahme soll immer nur ein Hinweis, eine Info und eine Erinnerung, niemals aber eine Belästigung sein“. Social Media-Marketing als Service 4.0. Feines Dachhandwerk braucht eben auch eine sehr feinfühlige Kundenbindung.
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