Dachdecker: Image entscheidet über Wahl der Ausbildung
7. Februar 2019
1.700 Schülerinnen und Schüler hat das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) jüngst befragt, ob und warum sie einen Handwerksberuf erlernen würden. Das wichtigste Ergebnis der Umfrage ist die hohe Bedeutung von Image. Die Jugendlichen fragen sich, ob die Berufswahl ihr Ansehen im sozialen Umfeld stärkt, also bei den Eltern und im Freundeskreis. Ein schlechtes Image kann dazu führen, dass jemand keine Ausbildung zum Dachdecker macht, obwohl ihm die Arbeit selbst gefallen würde.
Jugendliche wollen sich mit ihrem Beruf identifizieren. Das heißt für die Nachwuchswerbung: Es gilt Identifikationspotenziale für junge Menschen aufzuzeigen. Deshalb ist etwa die Idee richtig, Auszubildende als Ausbildungs-Botschafterin die Schulklassen zu schicken. So ein Besuch „hat eine emotional wesentlich bedeutsamere Wirkung auf Schüler als eine Broschüre, in der mit klugen Argumenten für eine von Klischees unabhängige Berufswahl geworben wird“, erklärt BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser.
Jugendliche für Ausbildung zum Dachdecker begeistern
Durch eine stärkere Aufklärung über die aktuellen Tätigkeitsanforderungen des Berufsbildes lässt sich laut Studie das Interesse von Eltern und Schülern steigern. Letztere wünschen sich inhaltlich vor allem eine abwechslungsreiche und kreative Arbeit unter Einsatz moderner Technik. Und da hat auch das Berufsbild Dachdecker einiges zu bieten. Die Inhalte gilt es bekannter zu machen und in die Schulen zu tragen. Gegen den Trend zur Akademisierung sollte bewusst ein Image des Dachdeckers vermittelt werden, das Jugendliche anspricht, die Lust haben auf harte und abwechslungsreiche Arbeit. Die es cool finden, fit zu sein und einen gut trainierten Körper zu haben.
Dachdecker und Kraftsportler: Jannik berichtet über seine Berufswahl
Es braucht authentische Botschafter für das Dachdecker-Handwerk
So eine positive, authentische Vermittlung des Berufsbildes ist jedoch nur möglich, wenn Dachdecker ihre Lehrlinge oder Junggesellen mitnehmen in die Schulen. Um Begeisterung zu erzeugen, braucht es Augenhöhe und einen Ansprechpartner, der glaubwürdig ist und die gleiche Sprache spricht. Das gilt für Schulbesuche wie für Nachwuchswerbung über soziale Medien. Wer sich etwa bei Instagram so umschaut nach Dachdeckern, der findet junge, fitte Männer und Frauen, die ihre Begeisterung und ihren Spaß an und ihren Stolz auf ihre Arbeit zeigen. Dort finden sich echte Botschafter für das Berufsbild.
Dachdecker Nachwuchswerbung: Ihr müsst für den Beruf strahlen
Die Identifikation mit dem Beruf Dachdecker hält auch Jan Juraschek für zentral, wenn es um den Start einer Ausbildung geht. Der Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes Schleswig-Holstein kann das sogar mit Zahlen unterfüttern. Er hat alle Lehrlinge im Ausbildungszentrum befragen lassen, warum sie eigentlich Dachdecker geworden sind. „80 Prozent von ihnen sagen, dass sie sich mit dem Beruf identifizieren.“ Auf diesem interessanten Ergebnis hat Juraschek jetzt die Nachwuchswerbung des Verbandes aufgebaut. Junge Dachdecker werben auf Instagram, Facebook oder YouTube offensiv für das Berufsbild. Juraschek hat nach dem Vorbild Rheinland-Pfalz ebenfalls ein Projekt Zukunft Dachdecker ins Leben gerufen. Den jungen Leuten lässt er weitgehend freie Hand. Einzige Vorgabe: „Wer sich da präsentiert, muss für den Beruf strahlen.“
Dachdecker machen Messe-Aktion mit bekanntem YouTuber
Es geht dabei nicht um Hochglanz mit anonymen Models, sondern um Authentizität. Auf Instagram ist ein junger Lehrling aus Schleswig-Holstein mit einem Kurzvideo dabei, der in seiner Freizeit Kraftsport macht. „Dachdecker sind ja auch die Harten und Fitten. So ein Video kann bestimmte Jugendliche begeistern“, sagt Juraschek. Sein Team hat auch auf den Stand zur Jobmesse auf der jüngsten Nordbau mit JP Krämer einen bekannten YouTuber eingeladen, dessen Videos über das Tuning von schnellen Autos mehr als eine halbe Million Mal aufgerufen werden. Juraschek ist überzeugt, dass die Dachdecker neben einem guten Gehalt auch in Sachen Image einiges zu bieten haben. „Bundesweit geht die Zahl der Auszubildenden wieder nach oben. Wir haben eine Trendwende, da gilt es dranzubleiben.“ Das tut auch der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks mit seinen Jugendbotschaftern, die in den sozialen Medien für die Ausbildung werben.
Imagewerbung: Schulklassen besuchen und in den Betrieb einladen
Gute Erfolgschancen hätten Handwerker, die ihre Arbeit und ihren Betrieb gemeinsam mit einem Lehrling in Schulklassen präsentieren oder diese zu einem Termin in den Betrieb einladen, erläutert Andrea Greilinger vom Ludwig-Fröhler-Institut (LFI) für Handwerkswissenschaften. Das habe es Studie des LFI zum Thema Nachwuchswerbung gezeigt. Da gebe es immer ein paar Schüler, die dadurch ein höheres Interesse aufbauen und sich anschließend bewerben. Hinzu kommt der generelle Imageeffekt. Die Marke Dachdecker wird anschließend besser und positiver wahrgenommen.
Sie interessieren sich für das Thema Nachwuchswerbung. Dann lesen Sie unser Interview mit dem Buchautor und Dachdecker Jörg Mosler über Mitarbeitergewinnung.