Klimawandel: Chancen für Dachdecker und Zimmerer
Dachdecker und Zimmerer

Klimawandel: Chancen für Dachdecker und Zimmerer

22. Dezember 2019

 · Michael Podschadel

Auch auf die tägliche Arbeit wirkt sich das veränderte Klima aus. Auf der einen Seite verursachen längere und stärkere Stürme mehr Schäden am Dach. Auf der anderen Seite sind Dachdecker, Zimmerer und Klempner immer längeren und intensiveren Hitze- und Sonnenperioden ausgesetzt, die ein gesteigertes Gesundheitsrisiko bedeuten. So zahlreich wie die Herausforderungen des Klimawandels sind aber auch die Chancen und Lösungsansätze für die Bedachungsbranche.

Dachdecker und Zimmerer: Hier ist Sonnenschutz gefragt: Dachdecker kämpfen jährlich mit höheren Temperaturen und stärkerer UV-Belastung.
Hier ist Sonnenschutz gefragt: Dachdecker kämpfen jährlich mit höheren Temperaturen und stärkerer UV-Belastung.

Eine der gesellschaftlich und politisch größten Herausforderungen beim Umgang mit dem Klimawandel ist die vielzitierte Energiewende. Der CO2-Ausstoß muss ebenso reduziert werden wie der generelle Energieverbrauch. Die Bestandssanierung ist dabei ein entscheidender Hebel, denn laut Umweltbundesamt (BMU) macht der gebäuderelevante Endenergieverbrauch deutlich über 30 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs aus. 27 Prozent des Gesamtverbrauchs entfallen in Deutschland allein auf die Raumwärme, in Wohnhäusern ebenso wie in den Nichtwohngebäuden. Zudem verursacht der Gebäudesektor 14 Prozent der bundesweiten CO2-Emissionen. Der Energiebedarf ist vor allem bei den Gebäuden besonders hoch, die vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung erbaut wurden. Dementsprechend rät die Deutsche Energie-Agentur (dena), einen Sanierungsfokus auf den Bestand vor 1979 zu legen.

Förderpaket: Chance für Dachdecker und Zimmerer

Der Klimaschutz scheitert oftmals nicht an der persönlichen Einstellung, sondern schlichtweg an der Finanzierung. Gebäudesanierung ist teuer, für viele Eigner zu teuer. Deshalb ist es so wichtig, dass sich Bund und Länder jetzt über die Finanzierung  der vom Kabinett beschlossenen steuerlichen Förderung der energetischen Sanierung geeinigt haben. Kann der Beschluss seine volle Wirksamkeit auch in der Praxis entfalten, beschert das der Baubranche eine gute Auftragslage und beste Konjunkturaussichten.

Dachdecker und Zimmerer: Dämmen spart: In Wohngebäuden ist die Raumwärme Energiefresser Nummer eins.
Dämmen spart: In Wohngebäuden ist die Raumwärme Energiefresser Nummer eins.

Zu Recht, denn ohne das Handwerk funktioniert Klimaschutz nur schwerlich. Wie gut auch immer die Pläne und die Finanzierung der energetischen Sanierung ausgereift sind, es braucht gute Dachdecker und Zimmerer, um Energiesparkonzepte zu realisieren. Das geht weit über die Erneuerung einer veralteten Wärmedämmung hinaus. Dachdecker montieren heute ertragreiche Photovoltaik-Anlagen, oftmals als In-Dach-Lösungen und planen schützende Gründächer inklusive Bindung von CO2. Beides sieht sehr ästhetisch aus und trägt aktiv zum Klimaschutz bei.

Gut gegen Stürme gewappnet

Als Profis in der Sturmsicherung und Dachwartung bieten Dachdecker einen Service, der Gebäudeeigner nicht nur praktisch vor eindringender Feuchtigkeit schützt. Durch eine regelmäßige und sorgfältige Wartung steht der Gebäudeeigner auch rechtlich auf der sicheren Seite, wenn es nach einem Unfall – etwa durch herabgestürzte Dachziegel – zu Haftungsfragen kommt. Ein Aspekt, der in Zeiten häufigerer und heftigerer Stürme nicht unterschätzt werden darf.

Dachdecker und Zimmerer: Ob Klimawandel oder typischer Sturmschaden: Richten kann es nur das Handwerk.
Ob Klimawandel oder typischer Sturmschaden: Richten kann es nur das Handwerk. Foto: Pixabay

Der vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) forcierte DachCheck bietet Betrieben eine gute Arbeitsgrundlage, um einen professionellen Wartungsservice anzubieten. Apropos Sturmsicherung: Die Bepflanzung von Gründächern ist zwar vor Sturmschäden nicht völlig gefeit, schützt dafür aber das Dach selbst – also Abdeckung und Abdichtung – bei aggressiven Unwettern. Womöglich auch wegen der bereits etablierten Förderung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist Deutschland aktuell führend beim Thema Dachbegrünung. Laut Bundesverband GebäudeGrün (BuGG) kamen zum Beispiel auf rund 15 Prozent der 2018 gebauten Flachdächer neue Dachbegrünungen hinzu.

Dachdecker und Zimmerer: Begrünte Dächer sehen schön aus, dämmen sehr gut und binden CO2.
Begrünte Dächer sehen schön aus, dämmen sehr gut und binden CO2.

Dachdecker im Klimawandel

Kaum etwas wird sich allerdings an der Art ändern, wie und womit ein Dach im Jahr 2020 und danach eingedeckt und abgedichtet wird. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) ist immerhin schon einige Jahre in Kraft und wurde zuletzt 2015 aktualisiert. Auch die Änderungen zur Windsogsicherung, mit denen auf das veränderte Klima reagiert wurde, sind mittlerweile acht Jahre alt. Wie ein Dach am besten gedämmt und isoliert wird, hängt weniger vom veränderten Klima ab, sondern vielmehr von der Frage, wie der Dachstuhl genutzt werden soll. Denn heute sind Dachgeschosse immer häufiger Wohnräume anstatt Trockenböden.

Zimmerer profitieren von dem Werkstoff Holz

Was boomen wird in Zeiten des Klimawandels ist der nachhaltige Werkstoff Holz. So schlug etwa Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner im Interview mit der Rheinischen Post vor, mehr Häuser aus Holz zu bauen. Denn Holz binde langfristig CO2. So könnten laut Klöckner beim Hausbau mit Holz bis zu 56 Prozent dieser Emissionen gegenüber dem Betonbau eingespart werden. Holzhäuser könnten zudem schnell aufgebaut werden, weil große Teile vorgefertigt würden.

Dachdecker und Zimmerer: In Zeiten des Klimawandels wird Holz als Baustoff wieder deutlich attraktiver.
In Zeiten des Klimawandels wird Holz als Baustoff wieder deutlich attraktiver.

Peter Aicher, der Vorsitzende des Verbands Holzbau Deutschland, freut sich laut Mitteldeutscher Rundfunk (MDR), dass seine Branche nun mehr Aufmerksamkeit erhält. Wer sich mit dem Holzbau befasse, würde erkennen, dass Holz dazu beitragen könne, den Klimaschutz zu fördern. Aber durch die Landesbauordnungen werde der Holzbau laut Aicher noch benachteiligt. „Wir brauchen eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Holzbau.“

Einige Bundesländer hätten das schon vorgemacht, sagt Peter Aicher: „Und zwar Baden-Württemberg, Hamburg und Berlin. Die haben ihre Landesbauordnungen dahingehend modifiziert.“ In Hamburg sind seit diesem Jahr tragende Bauteile in massiver Holzbauweise in Gebäuden bis 22 Meter Höhe zugelassen, wenn die geforderte Feuerwiderstandsfähigkeit nachgewiesen wird. „Unser Wunsch ist“, so Aicher gegenüber dem MDR weiter, „dass die anderen Bundesländer diese Regeln auch in ihre Landesbauordnungen aufnehmen.“

Dachdecker und Zimmerer
Der Ausbau von Dachgeschossen für Wohnzwecke nimmt deutlich zu – gerade in den Städten ein lukratives Geschäftsfeld für Dachdecker und Zimmerer.

Das Klima ändert sich in jedem Fall

Ob Dachdecker und Zimmerer Klimaretter der vordersten Front sind, ist sicherlich eine Frage der Perspektive. Sicher ist: Die energetische Sanierung ist ein guter Weg, um den bundesweiten Energieverbrauch für die Wärmeerzeugung in Gebäuden zu senken. Das finanziell zu fördern, ist löblich. Übrigens war das Dachhandwerk auch ohne Förderung schon fleißig – bei mehr als der Hälfte aller Dachflächen der sanierungsbedürftigen Ein- und Mehrfamilienhäuser wurde laut dena bereits nachträglich gedämmt.

Sie interessieren sich für unsere Branchen-News. Dann schauen Sie doch mal hier nach weiteren Artikeln.

Bild von Velux-Banner

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Das Marktumfeld

Sieger Flachdach Contest 2023: Terrassierte Dachlandschaft

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Valentin Bremer gewinnt German Craft Skills 2024 der Dachdecker

Der Sieger der German Craft Skills 2024 Valentin Bremer kommt aus Hessen und hat von 200 möglichen Punkten 178,70 erreicht. Den zweiten Platz belegte John Seltmann aus Sachsen, Dritter wurde Linus Esseln, der Landessieger aus Rheinland-Pfalz. Bremer und Seltmann haben sich für die 30. IFD-Weltmeisterschaft junger DachdeckerInnen im Jahr 2026 qualifiziert. „Es ist immer wieder eine große Freude zu sehen, wie sehr sich junge Menschen für ihr Handwerk begeistern“, erklärte ZVDH-Vizepräsident Jan Voges, der als Zuschauer vor Ort war.

Bild von Velux-Banner

30. Oktober 2024

Georg Harrasser wird neuer Geschäftsführer bei Nelskamp

Georg Harrasser übernimmt ab November 2024 die Geschäftsführung der Dachziegelwerke Nelskamp. Der 58-jährige Maschinenbauingenieur ist ein alter Bekannter in der Bedachungsbranche. Nach mehr als 25 Jahren bei der BMI Group war Harrasser zuletzt als Präsident bei der Carlisle Construction Materials Europe tätig. Er folgt auf Heiner Nelskamp, der im Mai 2024 als Geschäftsführer in Rente gegangen ist. „Nelskamp ist ein bekannter Name und wird als ein führender Hersteller von Dacheindeckungsmaterial in Deutschland sehr geschätzt. Der Ausbau des deutschen sowie internationalen Geschäfts ist eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, so Harrasser.

Bild von Velux-Banner

17. September 2024

A. Ewald Kreuzer wird Ehren-Landesinnungsmeister der bayerischen Dachdecker

Nach Abschluss der Neuwahlen der Vorstandschaft auf dem jüngsten Landesverbandstag der bayerischen Dachdecker stellte der neu gewählte Landesinnungsmeister Mario Kunzendorf den Antrag, A. Ewald Kreuzer für seine herausragenden Verdienste während seiner knapp 20-jährigen Amtszeit als Landesinnungsmeister zum Ehren-Landesinnungsmeister zu ernennen. Kunzendorf bekräftigte die Aussage von ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, dass mit der Zeit von Kreuzer als Landesinnungsmeister eine „Ära“ zu Ende gehe und ergänzte, dass dieser Begriff selten treffender hätte sein können.

Bild von Velux-Banner

18. Juli 2024

ifo Institut erhöht Prognose auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum für 2024

Das ifo Institut hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 0,4 Prozent heraufgesetzt, von 0,2 Prozent bislang. Im kommenden Jahr dürfte es sich beschleunigen auf 1,5 Prozent. „Es entsteht gerade neue Hoffnung“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich langsam aus der Krise. Das zweite Halbjahr 2024 dürfte deutlich besser ausfallen als das erste.“ Gleichzeitig wird die Inflation abflauen, von 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem und auf nur noch 1,7 Prozent im kommenden Jahr.  

Bild von Velux-Banner

20. Juni 2024

17 Prozent weniger Baugenehmigungen im April 2024 als im Vorjahr

Im April 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17 600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 17 Prozent oder 3600 Baugenehmigungen weniger als im April 2023. Im Vergleich zum April 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,5 Prozent oder 13 500 Wohnungen. Von Januar bis April 2024 wurden 71 100 Wohnungen genehmigt. Das waren 21 Prozent oder 18 900 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. „Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter. Was heute nicht genehmigt wird, können wir morgen nicht bauen und wird den Mieterinnen und Mietern am Markt fehlen“, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

Bild von Velux-Banner

18. Juni 2024

Bundesweite Zoll-Razzia gegen Ring von Dachdecker-Betrügern

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ist mit einer Großrazzia unter anderem im Raum Osnabrück und Leer gegen ein illegales Netzwerk sogenannter fliegender Dachdecker vorgegangen. Bei den Ermittlungen gegen Dachdecker-Betrüger geht es unter anderem um den Vorwurf Schwarzarbeit. Laut Staatsanwaltschaft Osnabrück vollstreckten in einer Razzia 590 Zollbeamte mehr als hundert Durchsuchungsbeschlüsse in Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Außerdem unterstützten Spezialkräfte der Polizei die Durchsuchungen von Wohnungen und Gebäuden. Es wurden laut Staatsanwaltschaft Arrestbeschlüsse in Höhe von mehr als 800 000 Euro erwirkt. Es seien deshalb umfangreiche Vermögenswerte in bar sichergestellt worden.

Bild von Velux-Banner

4. Juni 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Februar 2024 erstmals wieder an

Der reale, also preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar 2024 gegenüber Januar 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent gestiegen. Das gilt auch für die Umsätze, die sich sogar um 2 Prozent erhöhten. Der Auftragseingang nahm im Hochbau um 0,5 und im Tiefbau um 2,9 Prozent zu. Auch gegenüber dem Februar 2023 gibt es eine Steigerung um 0,9 Prozent.

Bild von Velux-Banner

25. April 2024

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

Bild von Velux-Banner

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

Bild von Velux-Banner

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

Bild von Velux-Banner

16. Januar 2024