Dachdecker will bei der WM in Peking aufs Siegerpodest
27. Dezember 2019
Zweiter Bundessieger 2019 zu sein, ist für Matthias Kremer (Titelfoto links) nur eine weitere Sprosse auf der Erfolgsleiter, die er mit den Platzierungen als Innungsbester und Landessieger Rheinland-Pfalz erreicht hat. „Ganz ehrlich: Zweiter ist Klasse, aber Erster wäre noch besser. Da hat mich schon der Ehrgeiz gepackt für weitere Ziele“, sagt der 22-Jährige. Eines ist sicher die Teilnahme an der Dachdecker-Weltmeisterschaft 2020 in Peking.
Das Dachdecker-Gen
An Ehrgeiz mangelt es Kremer bestimmt nicht. Nach dem Abitur als Drittbester seines Gymnasiums in Trier an der Mosel startete er die Ausbildung zum Dachdecker – dank Abi um ein Jahr verkürzt. Und aufgrund seiner guten Leistungen reduzierte er die Lehrzeit gleich nochmal um ein weiteres halbes Jahr. Dabei war es nicht selbstverständlich für Matthias Kremer, Dachdecker zu werden. Klar, die Gene dazu hatte er wohl schon im Blut durch den elterlichen Dachdeckerbetrieb von Dachdecker- und Klempnermeister Konrad Kremer. Bereits seit 1756 gehört die „Arbeit ganz oben“ zur Familientradition.
Dennoch war es kein „Muss“ für Matthias Kremer, diese Tradition fortzusetzen. In der Oberstufe vor dem Abitur sahen seine Pläne noch ganz anders aus: „Eigentlich wollte ich Informatiker werden.“ Nach einem 8-Stunden-Tag ohne Pause am PC als Test war Kremer sich allerdings sicher, dass er sich das als Lebensinhalt nicht vorstellen konnte. Er war einfach viel lieber draußen auf Baustellen rund um Trier an der malerischen Mosel als am Schreibtisch vor dem Monitor.
Dachdecker nach dem Top-Abitur: Reaktionen von Verständnis bis Kopfschütteln
Die Entscheidung, lieber auf dem Hörsaal als im Hörsaal zu sein, traf bei den Mitschülern auf volles Verständnis. Die kannten seinen familiären Background. Respektiert, aber dennoch bedauert und mit gewisser Skepsis hat seine Mathelehrerin die Entscheidung aufgenommen. „Krassestes Statement war der Satz einer Lehrkraft, Handwerker-Pack gehöre nicht aufs Gymnasium“, erinnert sich Kremer. Ein Statement, das aber sehr schnell revidiert wurde. Manche Lehrkräfte sind offenbar eher „geistige Leerkräfte“.
Gelassene Haltung mit Blick auf die Meisterprüfung
Vielleicht gab aber auch gerade das Matthias Kremer noch den Extra-Schub Ehrgeiz, die Ausbildung im ehrbaren Dachdecker-Handwerk zu machen. Die folgenden Stationen auf den Siegertreppen der Leistungsentscheide bis zum jüngsten Erfolg beim Bundesentscheid im sächsischen Bad Schlema scheinen es zu bestätigen. Doch es ist nicht Kremers Ding, sich auf Lorbeeren – also auf Erreichtem – auszuruhen. Derzeit absolviert er im Bundesbildungszentrum des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Mayen den Meisterkurs. Der Meisterprüfung am 16. Mai 2020 sieht er einigermaßen gelassen entgegen. „Bereits im Bundesentscheid war Meisterprüfungs-Niveau gefragt. Also ist auch die Meisterprüfung zu schaffen“, ist sich Matthias Kremer sicher.
Kremer freut sich auf das Highlight Dachdecker-WM
Die Teilnahme am Highlight – der 28. IFD-Weltmeisterschaft – sieht er zwar sportlich. Aber dennoch ist das kein Sport, sondern der Beruf und bei Kremer schon eher Berufung. Die Vorbereitungen laufen bereits an. Alle Teilnehmer werden wohl vorab die exakten Maße der Modelle bekommen. Die Zuschnitte können er, der Bundessieger Paul Heil und die Vorjahresbesten Julia Peetz und Jonas Schäfner schon mal auswendig lernen. Die konkrete Aufgabenstellung jedoch erfahren die vier deutschen Teilnehmer erst in Peking. „Ich freu‘ mich auf jeden Fall schon aufs Teamwork“, so Kremer.
Eigentlich hatte er ja vor, gemeinsam mit Julia Peetz gleich nach dem Dachdeckermeister in Mayen den Klempnermeister anzuschließen. „Das haben wir aber mal auf das Jahr 2021 verschoben, also auf der Zeit nach der WM.“
Dachdecker engagiert sich ehrenamtlich in der Jugendarbeit
Das Dachdecken, die Weiterbildung und die Teilnahme an Leistungswettbewerben ist die eine Leidenschaft von Matthias Kremer. Privat liegt ihm die Jugendarbeit im Heimatort besonders am Herzen. Als Jugendleiter organisiert er viele Aktivitäten bis zu mehrtägigen Ausflügen mit den Trierer Kids. „Das gibt mir selbst sehr viel und ist meine Art von Stressabbau.“ Und wenn dann noch Zeit bleibt, kann er sich doch nicht so ganz vom PC und der Informatik lösen. „Dann entwickele ich Apps für ein Start-up-Unternehmen bei uns an der Mosel.“
Sie interessieren sich für unsere Rubrik Dachdecker werden. Dann lesen Sie unseren Artikel über die oben erwähnte Julia Peetz, Bundessiegerin 2018.
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