Dachdecker und Corona: Spurensuche in Brandenburg
30. Juni 2020
In der Uckermark lag jüngst das erste Ziel – die Bauklempnerei & Dachdeckerei Tauchert GmbH. Anke Maske fiel nach dem herzlichen Empfang im Büro gleich der an der Wand hängende Meisterbrief ins Auge. Auf die Frage, warum er die Meisterausbildung im niedersächsischen Lüneburg gemacht hat, antwortet Tauchert: „Dort konnte ich die Meisterausbildung in Vollzeit absolvieren. Leider wird in Brandenburg die Ausbildung zum Meister in Vollzeit wenig, wenn gar nicht angeboten.“
Wegen Corona: Umsatzrückgang um 50 Prozent im April
Im Gespräch berichtet Tauchert, dass es in der Familie oder im Unternehmen bislang keine Ausfälle aufgrund der Infektion mit dem Coronavirus gäbe. Einschränkungen gab jedoch einige. Die Kunden hätten sich sehr zurückhaltend gezeigt, Aufträge wurden abgesagt. Der Umsatzrückgang im April gegenüber dem Vorjahr betrüge 50 Prozent, deshalb musste der Betrieb Kurzarbeit anmelden. „Durch die letzten guten Jahre, die wir im Dachdeckerhandwerk hatten, konnten wir Rücklagen bilden, die uns vielleicht vier Wochen über Wasser halten. Danach muss es weitergehen“, berichtet Teuchert.
Die angesammelten Überstunden und Urlaubstage würden nach und nach durch die Kollegen aufgebraucht. Zu 95 Prozent arbeitet Rico Tauchert in der Region und bei privaten Auftraggebern. Vom letzten Jahr sind kleine Rückstellungen an Aufträgen abzuarbeiten, sodass man vorausschauend noch vier Wochen planen könne. Auf die Frage warum, sagte Tauchert, dass bei Ausschreibungen die Bürokratie zu viel Raum einnehme. „Der Aufwand spiegelt nicht den Ertrag und somit ist es nicht lukrativ“, erläutert der Dachdeckermeister.
Besonnenheit und Bauchgefühl sind wichtig in Corona-Zeiten
Der Auftragsstau im Handwerk wurde Anfang des Jahres noch mit schwerer Brust bemängelt. Doch aktuell könne man noch für vier bis sechs Wochen mit Aufträgen planen, weiter ist es nicht möglich. „Die Großaufträge aus dem Bereich der öffentlichen Hand werden zurückgestellt. Bei Privatkunden ist die Verunsicherung groß, auf Investition wird auch hier verzichtet. Was die Zukunft bringt ist eher ungewiss“, mein Teuchert. Das Verhalten der Menschen werde sich verändern, Zukunftsängste werden geschürt und der Egoismus kommt wieder zum Vorschein. Die Konsumfreudigkeit bei der Bevölkerung wird zurückgehen. Schwarz sehe man für die Zukunft nicht, aber die Besonnenheit und das Bauchgefühl werden eine tragende Rolle spielen, sagt Teuchert.
Firmensitz liegt direkt neben der Niederlassung des Dachdecker-Einkaufs Ost
Der zweite Tag der Rundreise führte Anke Maske in den Landkreis Oder-Spree. Zwischen Berlin und der deutsch-polnischen Grenze entlang von Oder und Neiße gelegen, zeichnet sich die Region durch attraktive Standortbedingungen für die Gründung und das Wachstum von Unternehmen sowie für Neuansiedlungen aus. Standortmäßig hat es Frank Nachtigall also gut getroffen. Zudem liegt sein Firmensitz direkt neben der Niederlassung der Dachdecker-Einkauf Ost eG, deren Mitglied er ist. „Besser geht es nicht“, sagt Nachtigall. „Meine Wege für Materiallieferungen sind sehr kurz und schnell.“
Direkt betroffen von den Auswirkungen des Virus ist das Unternehmen mit den sechs Mitarbeitern bislang nicht. Auf die Frage, ob der Betrieb denn ohne Einschränkungen arbeiten könne, kommt ein klares Ja als Antwort. Doch natürlich sei die Zurückhaltung bei den Kunden zu spüren und es würden auch Aufträgen verschoben, so Nachtigall. Für nachteilig hält er die schlechte Besetzung in den Behörden. Die Genehmigungen von Verkehrseinschränkungen, Parkplätzen oder nur die Freigabe für die Bebauung von öffentlichem Grund verliefen mühsam und schleppend.
Wegen Corona: Fördermittel und Kurzarbeit als Vorsichtsmaßnahme beantragt
Auf die Frage nach Rücklagen für Krisenzeiten zeigt Nachtigall eine nachdenkliche Stirn. „Als Dachdecker kommen wir von der Winterpause in die Frühjahrsphase. Da sind schnell Rücklagen aufgebraucht, wenn die Arbeit sich verlangsamt. Die angebotenen Fördermittel und die vorbehaltliche Anzeige von Kurzarbeit wurden von uns beantragt. Dies aber nur als Vorsichtsmaßnahme“, erläutert Nachtigall. Sorgen muss sich das Unternehmen noch nicht machen, denn für die kommenden drei Monate ist noch Arbeit da. Als Traditionsbetrieb arbeitet Nachtigall vorrangig auf Empfehlung und für private Haushalte. Das seien zuverlässige Kunden, die unsere Handwerksarbeit noch schätzen würden. „Die Arbeit mit den Kommunen oder öffentlichen Auftraggebern ist gering, da die Handwerksarbeit nicht belohnt wird. Den Preiskampf und die Bürokratie lehne ich ab“, sagt Nachtigall.
Hoffnung auf gute Wirtschaftspolitik und den Autobauer Tesla
Auswirkungen nach der Krise befürchtet auch Nachtigall. Die Zurückhaltung bei Investitionen und das Verhalten zum Konsum wird sich ändern. Die Kunden werden erstmal wieder in die „Warteschleife“ gehen. Optimistisch blickt Frank Nachtigall auf die zwei Großprojekte, die Neuansiedlung des Autobauers Tesla und den voraussichtlichen Abschluss der Arbeiten am neuen Berliner Flughafen. „Wenn wir hier gute Wirtschaftspolitik machen, kommt es allen zugute, meint Nachtigall.
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Anke MaskeCoronaLandesinnungsverband des Dachhandwerks Brandenburg