Dachdecker-Materialen: Lieferengpässe und steigende Preise
Bild von Dachdecker mit Tonziegeln

Dachdecker-Materialen: Lieferengpässe und steigende Preise

22. März 2022

 · Knut Köstergarten

Lieferengpässe und Preissteigerungen bei einer Vielzahl an wichtigen Baumaterialien, etwa Bitumen, EPS-Dämmstoffe oder Dachziegeln sind eine Folge der russischen Invasion in der Ukraine und der westlichen Gegensanktionen. Die Dachdecker-Einkauf Süd eG (DE Süd) und der Landesverband der Dachdecker Baden-Württemberg suchen gemeinsam Lösungswege.

„Die Marktsituation bleibt sehr dynamisch, die Preise kennen aktuell nur eine Richtung – nach oben. Dazu kommen fast täglich Meldungen über Lieferengpässe und begrenzte Verfügbarkeiten“, so Björn Augustin, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der DE Süd. Alle fünf Einkaufsgenossenschaften der ZEDACH-Gruppe informieren ihre Mitglieder und Kunden fortlaufend via Homepage und Newsletter über aktuelle Preisankündigen und Lieferzeiten der Industrie.

Thema Lieferengpässe: Bild von Björn Augustin, „Die Marktsituation bleibt sehr dynamisch, die Preise kennen aktuell nur eine Richtung – nach oben. Dazu kommen fast täglich Meldungen über Lieferengpässe und begrenzte Verfügbarkeiten“, so Björn Augustin, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der DE Süd.
„Die Marktsituation bleibt sehr dynamisch, die Preise kennen aktuell nur eine Richtung – nach oben“, sagt Björn Augustin. (Foto: DE Süd)

Besonders betroffen ist die Bitumenindustrie

Besonders betroffen vom Ukraine-Krieg ist die Bitumenindustrie. „Ein Teil der Hersteller hat aktuell größte Sorge, ausreichend Rohbitumen und andere Zuschlagstoffe wie SBS zu bekommen, da Russland hier eines der größten Exportländer ist. Dazu kommen die enorm gestiegenen Kosten für Gas. Sollten die Gaslieferungen über die Pipeline Nordstream 1 komplett eingestellt werden, drohen insbesondere bei Tondachziegeln Produktionsausfälle und Lieferengpässe in nicht abschätzbarem Rahmen“, fürchtet Augustin.

Lieferengpässe: ZEDACH hat Warenbestände deutlich erhöht

Die DE Süd hat wie alle fünf Einkaufsgenossenschaften ihre Warenbestände bereits zum Jahreswechsel deutlich erhöht, um die Verfügbarkeit für die Mitglieder und Kunden sicherzustellen. Doch durch den Ausfall einiger Lieferketten und diverse Auftragsannahmestopps seitens der Industrie wird die Bevorratung dennoch zunehmend schwieriger. „Bitte sprechen Sie daher Ihren Ansprechpartner in den ZEDACH-Niederlassungen rechtzeitig an, um für Ihre Projekte eine Lösung zu finden und die termingerechte Belieferung zu gewährleisten“, appelliert Augustin. Für die nächsten Wochen und Monate sei mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen.

Lieferengpässe beim Rohstoff: Bild vom Schweißen einer Bitumenbahn
Russland ist eines der größten Exportländer für Rohbitumen. (Foto: vdd)

Auch Kosten für Logistik schnellen nach oben

Auch die Kosten im Bereich der Logistik sind aktuell auf einem noch nie dagewesenen Niveau. „Wir sind daher gezwungen, unsere Lieferkosten temporär an die Situation anzupassen. Wir werden sie dazu ab sofort mit einer Zusatzposition ‚Dieselzuschlag‘ auf dem Zufuhrbeleg ausweisen“, erläutert Augustin am Beispiel der DE Süd, die jüngst gemeinsam mit dem Landesverband der Dachdecker Baden-Württemberg mit dem Thema an die Öffentlichkeit gegangen ist.

Seite an Seite mit Landesinnungsverband Baden-Württemberg

„Eine Verkettung unplanbarer Ereignisse sorgt aktuell dafür, dass sich die Preisspirale immer schneller nach oben dreht. Wir als Handwerk stehen jedoch in engem Kontakt mit dem Fachhandel, allen voran mit der DE Süd, und versuchen gemeinsam, bestmögliche Lösungswege für unsere Betriebe und deren Kunden zu finden“, erklärt Landesinnungsmeister Karl-Heinz Krawczyk. 

Bild von Krawczyk
Sucht gemeinsam mit dem Fachhandel nach bestmöglichen Lösungswegen für die Betriebe: Landesinnungsmeister Karl-Heinz Krawczyk. (Foto: LIV Dachdecker BW)

Wie sich der Krieg gegen die Ukraine in den nächsten Wochen weiter auf das Dachdeckerhandwerk und damit auf deren Kunden auswirken werde, sei schwer vorauszusehen. Es müsse jedoch weiter mit einer angespannten Liefersituation gerechnet werden. Allein durch das Fehlen ukrainischer LKW-Fahrer rissen bereits jetzt Lieferketten teilweise ab, so Krawczyk.

Rechtzeitig für Projekte bestellen

Positiv zu bewerten sei laut Krawczyk, dass die meisten Bedachungsfachhändler – also auch die DE Süd – bereits zum Jahreswechsel ihre Warenbestände deutlich erhöht hätten, um die Verfügbarkeit für Dachdeckerbetriebe und deren Kunden sicherzustellen. „Angesichts solch fragiler Aussichten empfehlen auch wir allen Innungsmitgliedern, die Vertriebsmitarbeiter ihrer Fachhändler rechtzeitig anzusprechen, um für die geplanten Projekte frühzeitig eine gemeinsame Lösung finden zu können und eine termingerechte Belieferung sicherzustellen.“ 

Bild von Dachdecker
Hamsterkäufe, etwa bei Dachziegeln, helfen nicht. Es geht darum, geplante Projekte termingerecht zu beliefern.

Von Hamsterkäufen absehen

Speziell der DE Süd und der ZEDACH sei dies durch ihr sehr dichtes Niederlassungsnetzwerk und dem internen Warenaustausch zwischen den Standorten bisher fast immer gelungen. „Die Absicherung mit entsprechenden Preisgleitklauseln ist dennoch empfehlenswert“, so Krawczyk. Damit sich Lieferengpässe nicht weiter zuspitzen und weiterhin eine größtmögliche Auftragsanzahl in der Fläche abgewickelt werden kann, sei von Hamsterkäufen abzusehen und das benötigte Material in einem angemessenen Zeitraum projektbezogen zu bestellen. Auch darin sind sich Karl-Heinz Krawczyk und Björn Augustin einig.

Wichtiger Faktor: Energieversorgung

Ein wichtiger Faktor ist auch die Energieversorgung. Trotz aller Bemühungen der Bundesregierung, die Abhängigkeit von russischem Öl und Gas zu reduzieren, kann derzeit nicht ausgeschlossen werden, dass ein von der EU ausgesprochenes Energie-Embargo gegen Russland zu Engpässen bei Wirtschaft und Privathaushalten führt. Zwar existiert ein Notfallplan der Bundesregierung, der die Energieversorgung der kritischen Infrastruktur sichert. „Dies garantiert allerdings nicht die Arbeitsfähigkeit aller Industrieunternehmen und Handwerksbetriebe“, erläutert Björn Augustin.

ZVDH fordert nationalen Gipfel für Energiesouveränität

In diesem Zusammenhang unterstützt der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) die Forderung nach einem nationalen Gipfel für Energiesouveränität. ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk: „Wir müssen jetzt unsere Stärke und Unabhängigkeit bewahren und dürfen nicht erpressbar werden. Dies gilt besonders im Energiebereich. Daher schließen wir uns dem Aufruf zahlreicher Verbände an und unterstützen die Idee eines nationalen Energie-Gipfels ausdrücklich. Energiesparen geht jeden etwas an und jeder kann dazu beitragen. Dabei können zum Beispiel öffentliche Appelle und die gezielte Unterstützung einfacher, technischer Maßnahmen helfen, um den Energiebedarf deutlich zu senken.“

Bild von Bitumenrolle
Wie geht es weiter mit dem Rohstoffimport von Bitumen? (Foto: vdd)

Baugewerbe schlägt Runden Tisch zu Materialpreisen und Lieferengpässen vor 

Die sich infolge des Ukraine-Kriegs verschärfenden Lieferengpässe und die daraus resultierenden Preissteigerungen bei Baumaterialien stellen generell alle Unternehmen des Baugewerbes vor große Herausforderungen. „Wie wir diese mit den öffentlichen Auftraggebern lösen können, sollte an einem Runden Tisch gemeinsam mit der Bundesregierung beraten werden. Die Folgen des russischen Krieges auf die Bautätigkeit in Deutschland werden von Tag zu Tag deutlicher. Es ist daher ein Gebot der Vernunft, die negativen Auswirkungen auf heimische Betriebe und Arbeitsplätze so gering wie möglich zu halten“, so Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe.

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