Trendwende: Das Steildach ist wieder auf dem Vormarsch
7. Oktober 2021
Lobbyarbeit für das Steildach: Der Bundesverband der Deutschen Ziegelindustrie setzt dabei auf eine intensive Kooperation mit den Dachdeckerverbänden. Das kommt am Ende auch den Betrieben zugute.
Dr. Matthias Frederichs ist seit Oktober 2017 Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Ziegelindustrie e.V. Zuvor arbeitete der 42-Jährige für verschiedene Verbände, vor allem in der Baustoffindustrie, sowie als Büroleiter einer Bundestagsabgeordneten. Im Interview spricht er über die Aufgaben seines Verbandes, Klimaneutralität, die Kooperation mit den Dachdeckern und die wieder höhere Attraktivität des Steildachs.
Was ist die Aufgabe Ihres Bundesverbandes?
Wir sind ein Wirtschafts- und Arbeitgeberverband mit einer 125-jährigen Tradition und vertreten die Interessen der Mauer- und Dachziegelhersteller in Deutschland. Die Idee dahinter ist, dass wir als Branche gemeinsam häufig mehr erreichen können als einzelne Unternehmen. Dazu gehören die politische Lobbyarbeit, bei der wir uns beispielsweise für spürbare Anreize bei der energetischen Gebäudesanierung einsetzen.
Daneben spielen Fragen von Anwendungstechnik und Normung eine zentrale Rolle. Hier arbeiten wir etwa eng mit dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) und dem Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) zusammen. Tarifpolitik und Öffentlichkeitsarbeit runden unser Profil ab.
Welche Projekte stehen im Fokus?
Die Energiewende ist für unsere Branche ein zentrales Thema, durch regelmäßige Zielverschärfungen sowie steigende Energie- und CO2-Kosten wird der Druck für die industrielle Produktion immer größer. Wir haben daher eine Roadmap entwickelt, wie die Ziegelindustrie perspektivisch klimaneutral produzieren kann. Dabei geht es darum, was umgesetzt werden muss, welchen Investitionsaufwand es dafür braucht und welche politische Unterstützung nötig wäre, damit unsere stark mittelständisch geprägte Industrie die avisierten Klimaziele erreichen kann.
Zudem haben wir einen gemeinsamen Ausschuss mit dem ZVDH. Hier geht es darum, dass wir mit den Verarbeitern für Dachziegel das Produktdatenblatt und das Regelwerk zusammen erarbeiten.
Was für eine Studie haben Sie gemeinsam mit dem ZVDH in Auftrag gegeben?
Wir als Bundesverband hatten schon 2018 ermittelt, dass bei rund zehn Millionen Dächern im Bestand energetischer Sanierungsbedarf besteht, ein großer Hebel für die CO2-Reduzierung. Jetzt haben wir mit dem ZVDH auf die Verbindung von Dachsanierung und Energiegewinnung über eine PV-Anlage geschaut. Aus der Studie ergibt sich ein Einsparpotenzial von über 100 Millionen Tonnen CO2. Wir halten daher eine zielgerichtete Kombiförderung von bis zu 45 Prozent für sinnvoll, um den Gebäudebestand deutlich stärker ins Visier zu nehmen.
Sind die Ziegelhersteller denn auf mehr PV-Anlagen vorbereitet?
Unsere Unternehmen haben sich in den letzten Jahren von reinen Ziegelherstellern hin zu Dachanbietern gewandelt. Und da gehört auch die Photovoltaik dazu, ob als integrierte PV-Elemente oder aufgeständert. Der Wandel geht vom Schutzdach zum Nutzdach.
Themenwechsel: Ist der Abwärtstrend beim Steildach gestoppt?
Wir sehen da tatsächlich eine Umkehr und das Steildach wieder auf dem Vormarsch. Gerade durch den Trend zur Bestandsanierung, aber auch beim Neubau steigen die Marktanteile. Dazu hat sicherlich auch die Initiative Dachkult beigetragen, in der unser Bundesverband Fördermitglied ist und an der sich viele Hersteller beteiligen. Sie hat eine positive Auswirkung auf den Markt, gerade über die gezielte Ansprache von Architekten als Multiplikatoren.
Ganz persönlich: Was mögen Sie an Ihrem Lobbyjob für die Ziegelindustrie?
Seit dem Studium der Politik-, Rechts- und Medienwissenschaft habe ich immer an der Schnittstelle von Politik und Industrie gearbeitet. Da besteht einfach eine starke Affinität. Ich kann hier Dinge gestalten, habe ein gutes Team und moderiere gerne die Interessen der Mitgliedsunternehmen gegenüber politischen Entscheidungsträgern. Auch privat gibt es eine Verbindung. Mein Vater war Maurer und ich stamme aus der Ziegelregion Südoldenburg, geboren in Cloppenburg.
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