1000 Auszubildende mehr wollen Dachdecker werden
Bild von Dachdecker-Auszubildenden

1000 Auszubildende mehr wollen Dachdecker werden

24. Februar 2022

 · Knut Köstergarten

So viele junge Menschen wie schon lange nicht mehr wollen Dachdecker werden. Es sind aktuell 8734 Auszubildende über alle drei Lehrjahre hinweg. 2013 gab es zuletzt einen ähnlich hohen Stand mit 8400 Lehrlingen. Die danach einsetzende Abwärtsspirale ist endgültig gestoppt, seit fünf Jahren gehen die Zahlen kontinuierlich nach oben. Das ist auch dringend notwendig und bislang auch noch nicht ausreichend angesichts des demografischen Wandels mit vielen in diesem Jahrzehnt ausscheidenden erfahrenen Fachkräften sowie der zukünftig zusätzlichen Aufgabenfelder für die Branche in Sachen energetische Dachsanierung plus PV-Anlagen und Gründächer.

Bild von Rolf Fuhrmann vom ZVDH
(Rolf Fuhrmann freut sich über ein Plus bei den Dachdeckerlehrlingen. (Alles Foto und Titelbild: ZVDH)

Betriebe befürchten Fachkräftemangel

So zeigt denn auch die aktuelle ZVDH-Jahresumfrage, dass fast alle Chefs einen Fachkräftemangel in der Branche generell und immerhin 62,6 Prozent auch für den eigenen Betrieb befürchten. Und dies, obwohl das Dachdecker-Handwerk bei den gewerblichen Arbeitnehmern mittlerweile den höchsten Durchschnittswert an Beschäftigten seit 20 Jahren erreicht. Immerhin: „Die Befürchtung, dass die Pandemiejahre zu einem Rückgang der Auszubildenden im Dachdecker-Handwerk führen könnten, hat sich glücklicherweise nicht bestätigt, im Gegenteil, wie die Zahlen eindrucksvoll zeigten“, erklärt Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH). 

Mehr junge Frauen werden Dachdecker

Zwei weitere Fakten schlagen positiv zu Buche. „Aktuell bilden wir 212 junge Frauen zur Dachdeckerin aus, im Vorjahr waren es 166, davor 147. Auch wenn die Frauen-Quote insgesamt mit 2,4 Prozent  noch sehr niedrig ist, sehen wir doch ein zunehmendes Interesse“, berichtet Fuhrmann. Hier zeigt sich Potenzial in Sachen Ausbildung, denn die jungen Frauen ziehen ihre Ausbildung in der Regel motiviert und mit guten Noten durch – praktisch und theoretisch. Und sie verändern das Klima und Miteinander in den Teams der Betriebe und auch der überbetrieblichen Ausbildung positiv.

Bild von junger Dachdeckerin
Frauen in der Ausbildung sind inzwischen keine Ausnahmeerscheinungen mehr.

Girls’Day zum Schnuppern auf dem Dach

Fuhrmann weist in diesem Zusammenhang auf den Girls’Day am 28. April 2022 hin. „Hier steht praktisches Erleben im Mittelpunkt: Auch Betriebe können mitmachen und Berufserkundungen, praktische Aktionen, Workshops oder Hospitationen anbieten.“ Eine gute Gelegenheit, damit junge Mädchen mal ausprobieren können, was sie auf dem Dach erwartet. Falls das wegen Corona noch nicht in Präsenz gehen sollte, gibt es die Möglichkeit, digitale Angebote im Internet einzustellen. „Die Mädchen nehmen dann online an der Girls’Day-Veranstaltung teil“, sagt Fuhrmann. Der Girls’Day bietet auch die Chance, Kooperationen mit Schulen aufzubauen. Ein neben Ausbildungsmessen wichtiger Baustein, um an den Haupt- und Realschulen Jugendliche für die obligatorischen Praktika zu gewinnen. Dieser direkte und persönlicher Kontakt ist hoffentlich bald wieder nutzbar.

Bild von Zitat von Dachdeckerin Anna-Lisa Tiefenthal
Der ZVDH wirbt mit jungen Dachdeckern und Dachdeckerinnen für das Berufsbild.

Abbrecherquote sinkt – Problem Ausbildungsreife bleibt

Eine weitere gute Nachricht: Die Quote der Abbrecher ist bundesweit gesunken, und auch hier über alle Lehrjahre hinweg. „Eine doch recht hohe Zahl von Auszubildenden, die aus ganz verschiedenen Gründen ihre Lehre abgebrochen haben, hat uns in den vergangenen Jahren schon beschäftigt. Aber der Abbruch-Trend konnte deutlich gebremst werden. Auch das ist für uns ein Anlass zur Freude“, zeigt sich Fuhrmann sehr zufrieden. Was bleibt, ist das generelle Problem der Ausbildungsreife von potenziellen Lehrlingen.

Ausbildungsknigge als Hilfestellung für Betriebe

Für die Betriebe ist klar, dass sie es selbst in der Hand haben, ihre Lehrlinge zu guten Gesellen zu machen, die gerne im Team bleiben. Denn der Altersdurchschnitt in den Belegschaften steigt kontinuierlich und die Auftragsbücher sind gefüllt wie lange nicht mehr. „Ich bin mir sicher, dass das Gros der Ausbildungsbetriebe ein tiefes Bewusstsein dafür hat, dass nur umfangreiche und gute Ausbildung die Antwort auf den Fachkräftemangel sein kann“, sagt Fuhrmann. Der ZVDH biete mit dem sogenannten Ausbildungsknigge und der digital für Betriebe abrufbaren Broschüre „Erfolgreich Ausbilden“ eine gute Unterstützung. 

Bild von Dachdecker in der Ausbildung
Viele Lehrlinge brauchen zusätzliche Unterstützung durch die ausbildenden Betriebe.

Mit einem Ausbildungsversprechen werben

Innungs-Betrieben, die noch Azusbis suchen, rät Fuhrmann, auf der ZVDH-Nachwuchsplattform das Ausbildungsversprechen anzuklicken. Das sind neun Faktoren, zu denen sich der ausbildende Betrieb verpflichtet, wie zum Beispiel abwechslungsreiche Beschäftigung, beste Übenahmechancen, regelmäßige Rückmeldung und gute Ausbildungsvergütung. Durch das Anklicken kann sich der Betrieb bei den Suchergebnissen deutlich hervorheben. 

Zusätzlicher Förderunterricht gegen Defizite

Konkrete Hilfsangebote für die Betriebe, wenn es gilt, private oder berufliche Schwierigkeiten der Lehrlinge zu lösen, können die Ausbildungsberater der regionalen Handwerkskammern vermitteln. „Dabei geht es darum, mit gezieltem Stütz- und Förderunterricht insbesondere die schulischen Defizite aufzuarbeiten. Hierzu gehört dann in der Regel auch sozialpädagogische Betreuung zur Unterstützung bei persönlichen Problemen“, erklärt Fuhrmann, der auch Geschäftsführer des Bundesbildungszentrum (BBZ) des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Mayen ist.

Bild von Dachdeckerin in der Ausbildung
Die Handwerkskammern vermitteln bei Bedarf Angebote für Förderunterricht sowie sozialpädagogische Unterstützung.

Extra Projektklasse bei schulischen Problemen

Die örtliche Berufsschule in Mayen hat beispielsweise eine sogenannte Projektklasse eingerichtet, die sich einer bedarfsgerechten Kompetenzförderung bei größeren schulischen Problemen mit angepassten pädagogischen Ansätzen widmet. „Hier werden die betroffenen Betriebe eng einbezogen“, so Fuhrmann. Sinnvoll könne für kleinere Betriebe auch eine Verbundausbildung zur Erweiterung der Kompetenzen und Verteilung der Ausbildungsabschnitte auf mehrere Schultern sein.

ZVDH plant neue digitale Ausbildungsplattform als Unterstützung

„Der ZVDH plant überdies eine digitale Ausbildungsplattform, die neben der betrieblichen Ausbildung auch den Lernort Berufsschule unterstützen soll“, berichtet Fuhrmann. Es tut sich also einiges in Sachen Unterstützung, auf die Betriebe zurückgreifen können, um dann ihre Lehrlinge erfolgreich zu guten Fachkräften machen zu können.

Sie interessieren sich für das Thema gute Ausbildung? Lesen Sie unseren Artikel über einen Betrieb, der seine Azubis auf einer Lehrbaustelle eigenständig planen und arbeiten lässt.

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