Dachdecker und Elektriker wollen Photovoltaik-Boom meistern
Bild von Dachdecker bei Installation von PV-Anlage

Dachdecker und Elektriker wollen Photovoltaik-Boom meistern

13. Dezember 2022

 · Knut Köstergarten

Die Bundesregierung forciert und fördert den Ausbau erneuerbarer Energien. Ein zentraler Baustein ist die Stromerzeugung über Photovoltaik-Anlagen. Und hier kommen die Dachdecker und Elektriker als Klimahandwerker ins Spiel. Beide Gewerke sollen für die Umsetzung auf den Dächern sorgen und haben dafür jetzt auf Bundesebene eine weitreichende Kooperation beschlossen.

Bild von Haus mit PV-Anlage auf dem Dach
Die Bundesregierung forciert und fördert den Ausbau erneuerbarer Energien. Aufdach PV-Anlagen sind bisher der Standard.

So wollen der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) und der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) eine fachgerechte Umsetzung der PV-Strategie sicherstellen und den PV-Boom unterstützen. In den Bereichen Kompetenz, Fachtechnik und Weiterbildung werden beide Verbände künftig enger zusammenarbeiten.

Dachdecker müssen auch vor Ort kooperieren

Die forcierte Kooperation der Verbände ist auch dringend notwendig als Basis für die noch viel wichtigere Zusammenarbeit der Betriebe vor Ort. Es braucht weit mehr Dachdecker, die bereit sind, im Bereich Photovoltaik Kompetenzen aufzubauen und Aufträge anzunehmen. Und diese brauchen jeweils einen Elektriker als festen Partner für die Abwicklung aus einer Hand – von der Planung und Wirtschaftlichkeitsberechnung über die Installation der PV-Module bis hin zum Einbau von Batteriespeichern oder Wallboxen für Elektrofahrzeuge.

Bild von Wallbox
Auch Wallboxen werden zukünftig vermehrt zum PV-Geschäft gehören.

Bundesregierung drängt auf schnellen PV-Ausbau

Wenn Dachdecker und Elektriker nicht zeigen, dass sie den PV-Boom bewältigen können, wird es starken Gegenwind von Seiten der Politik geben. Denn die Bundesregierung schaut schon jetzt mit Argusaugen darauf, ob Elektriker und Dachdecker es selbst schaffen können, die Auftragsflut im Bereich PV-Anlagen abzuwickeln. Wenn da nicht immer mehr Dachdecker Know-how aufbauen und loslegen, wird es irgendwann vermeidbare Konkurrenz geben. Die Bundesregierung liebäugelt damit, auch andere Handwerker aufs Dach zu lassen, mit einer kürzeren Weiterbildung als Qualifikation, damit die Energiewende mehr Fahrt aufnimmt.

ZVDH-Hauptgeschäftsführer Ulrich Marx hält dagegen. „Eine Ausbildung im dualen System ist durch nichts zu ersetzen, wenn man die Klimawende nachhaltig bauen will. Solartechniker kann man nicht einfach in einem Schnellkurs qualifizieren, insbesondere nicht bei Indach-Anlagen. Daher ist die Bündelung der Fachexpertise aus beiden Gewerken unabdingbar.“

Bild von Ulrich Marx vom ZVDH
ZVDH-Hauptgeschäftsführer Ulrich Marx hält die Bündelung der PV-Fachexpertise von Dachdeckern und Elektrikern für unabdingbar. (Foto: ZVDH)

Weiterbildung zum Photovoltaik-Manager

Dennoch braucht der ZVDH weitere gute Argumente in der Lobbyarbeit, um Schnellkurse für Solartechniker verhindern zu können. Etwa dass bereits über 500 Dachdecker in diesem Jahr an der bundesweit einheitlichen Weiterbildung zum Photovoltaik-Manager teilgenommen haben, angeboten vom BBZ Mayen. Bis Frühjahr 2023 sollen es rund 1000 Dachdecker sein, die den einwöchigen Intensivkurs absolviert haben.

Bei den Elektrikern sind schon jetzt knapp 50 Prozent der Betriebe im Bereich PV-Anlagen tätig. Dabei arbeitet rund ein Drittel dieser Betriebe öfter oder sogar immer mit Dachdeckern zusammen, wenn es um die Installation geht. „Nun gilt es, das Potential derer zu erschließen, die sich noch nicht in dem neuen Wachstumsmarkt engagieren“, erklärt Marx.

Bild von PV-Anlage auf Gründach
Auf dem Flachdach macht die Kombination von aufgeständerten PV-Anlagen mit kühlenden Gründächern Sinn, weil sich dadurch der Ertrag der Module erhöht.

Höhere Einspeisevergütung und Wegfall der Umsatzsteuer

Die Bundesregierung und die Bundesländer fördern den PV-Boom. Zum einen über die Neuauflage des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) 2023, wo die Einspeisevergütungen für PV-Anlagen deutlich erhöht wurden, sowohl bei einer Mischung von Selbstnutzung und Einspeisung ins Netz als auch bei einer Volleinspeisung. Hinzu kommt ab Jahresbeginn 2023 der Wegfall der Umsatzsteuer auf Material und Einbau von PV-Anlagen. Zudem gibt es bereits eine Solarpflicht in Baden-Württemberg, Berlin folgt im kommenden Jahr. Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen geht es ab Januar 2023 los, zunächst für alle neuen öffentlichen Gebäude. Wann die anderen Bundesländer nachziehen, ist nur eine Frage der Zeit. Derzeit stammen knapp zehn Prozent des Stroms aus Sonnenkraft, 2040 sollen es nach dem Willen der Politik bereits rund 40 Prozent sein.

Noch sind Indach PV-Anlagen, wie hier mit Schiefer, ein Nischenprodukt, aber das wird sich ändern. (Foto: Rathscheck)

PV-Anlagen: Zentrale Handwerkersuche für Hausbesitzer

Dachdecker und Elektriker wollen für die Umsetzung eine zentrale Online-Plattform zum Einbau von PV-Anlagen aufbauen. Diese soll Hausbesitzern die Suche nach geeigneten Fachbetrieben, die eine fundierte Beratung und qualitativ hochwertige Umsetzung gewährleisten, erleichtern.

Indach PV-Module mit integrierten Eindeckrahmen für die Dachfenster (Foto: VELUX Deutschland, Österreich, Schweiz)

Weiterbildung: Betriebe auf aktuellem Stand der Technik halten

Für den Aufbau der benötigten Know-hows wollen die Verbände neben einer „Technischen Handlungshilfe Photovoltaik“ auch gemeinsame Weiterbildungskonzepte für Dachdecker und Elektrotechniker entwickeln. „Sich über Fachregeln auszutauschen oder neue technische Lösungen hinsichtlich Sicherheit, Funktionalität und Verarbeitung zu betrachten, ist dabei grundlegend. Kunden wollen wissen, ob Indach- oder Aufdachsysteme die bessere Lösung sind, wie es sich mit innovativen Solarziegeln verhält oder sie wünschen sich ein komplettes Energie-Gebäudemanagement“, macht ZVEH-Hauptgeschäftsführer Ingolf Jakobi deutlich. „Daher wollen wir die Fort- und Weiterbildung in den Betrieben vorantreiben, und zwar für alle: für Inhaber, Gesellen und auch für Azubis. Wir wollen sicherstellen, dass unsere Betriebe immer auf dem neuesten Stand der Technik sind.“

Bild von ZVEH-Geschäftsführer Ingolf Jcobi
„Wir wollen sicherstellen, dass unsere Betriebe immer auf dem neuesten Stand der Technik sind“, sagt ZVEH-Hauptgeschäftsführer Ingolf Jakobi. (Foto: ZVEH)

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