
Gefälschte Meisterbriefe: Dachdecker bei Jobsuche aufgeflogen
20. Mai 2025
In Zeiten des verschärften Fachkräftemangels suchen Dachdeckerbetriebe und Handwerker generell händeringend ausgebildete Fachkräfte und Meister. Doch Vorsicht: Nicht jeder Kandidat spielt mit sauberen Karten. Gefälschte Meisterbriefe sind der Joker. Das zeigt ein aktueller Fall aus dem Raum Aachen: Ein angeblicher Dachdeckermeister bewarb sich als Betriebsleiter – mit täuschend echt aussehenden Dokumenten. Erst bei genauer Prüfung fiel auf, dass die Meisterprüfung nie bei der Handwerkskammer Aachen abgelegt wurde. Diese hat jüngst den Fall öffentlich gemacht und warnt in einer Pressemeldung vor einer zunehmenden Zahl gefälschter Meister- und Gesellenbriefe.
Urkunden im Zweifel von der Handwerkskammer checken lassen
„Diverse Internetseiten bieten sogenannte Schmuckurkunden an, die täuschend echt wirken und für unter zehn Euro zu haben sind“, erklärt Georg Stoffels, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Aachen. Arbeitgeber, die einen Meister einstellen möchten, sollten also im Zweifelsfall immer bei der jeweiligen Handwerkskammer nachfragen, die das Dokument ausgestellt haben soll. „Wir arbeiten zudem an digitalen Lösungen, mit denen Betriebe künftig Meisterbriefe und Gesellenbriefe selbst auf Echtheit überprüfen können“, so Stoffels weiter.

Auch Gesellenbrief kann eine Fälschung sein
Aber es gibt nicht nur gefälschte Meisterbriefe, auch Lehrgangszertifikate und Gesellenbriefe werden gefälscht. „Wir haben bereits Dokumente gesehen, die von echten Urkunden kaum zu unterscheiden waren“, berichtet Stoffels. Lediglich kleinste Details, wie falsche Namen von früheren Präsidenten oder abweichende Stempeldesigns, lassen auf eine Fälschung schließen.
Gefälschte Meisterbriefe: Problem nimmt bedenklich zu
Das Problem ist nicht neu, nimmt aber bedenklich zu, weil gefälschte Zeugnisse aller Art leicht und kostengünstig im Internet zu erhalten sind. Gelegenheit macht also Diebe. Auch die Handwerkskammern in Dortmund und in der Rhein-Neckar-Odenwald-Region haben sich bereits in den Medien geäußert und der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks hat das Thema ebenfalls auf dem Schirm. „Gefälschte Meisterbriefe und Gesellenbriefe sind eine ernsthafte Bedrohung für die Qualität und Sicherheit unseres Handwerks“, erklärt Präsident Dirk Bollwerk. „Wir appellieren an alle Betriebsinhaber, Bewerbungsunterlagen sorgfältig zu prüfen und sich im Zweifel an die zuständigen Handwerkskammern zu wenden. Nur so können wir gemeinsam die hohen Standards unseres Berufsstandes schützen.“

Strafrechtliche Konsequenzen für Betrüger
Wer gefälschte Meisterbriefe oder Gesellenbriefe nutzt, begeht eine Straftat. „Sowohl Herstellung und Verkauf als auch Verwendung solcher Dokumente sind strafbar“, erklärt Stoffels. Die Handwerkskammer Aachen leitet jeden Verdachtsfall konsequent an die Staatsanwaltschaft weiter. Neben Geldstrafen droht der Person sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Auch zivilrechtliche Schadensersatzansprüche können auf die Betrüger zukommen.
Meisterbrief ist das Qualitätssiegel im Handwerk
Neben den rechtlichen Folgen birgt eine fehlende Meisterqualifikation auch erhebliche Risiken für Kunden und Betriebe. „Mangelhafte Handwerksleistungen können nicht nur wirtschaftliche Schäden verursachen, sondern im schlimmsten Fall auch Leben gefährden“, warnt Stoffels. Denn der Meisterbrief ist das Qualitätssiegel des Handwerks. Die Handwerkskammern rufen Betriebe dazu auf, Verdachtsfälle zu melden und Qualifikationen genau zu überprüfen.

Websites bewerben Urkunden als Dekoration oder Geschenk
Gleich mehrere Anbieter aus Asien oder Russland offerieren nach einem Bericht des Deutschen Handwerksblatts gegen Gebühr Zeugnisse und Urkunden. Ein Beispiel dafür ist die Website Berufsdiplom. Wer da auf Kontakt klickt, findet eine Adresse aus dem chinesischen Hongkong. Geworben wird auf der Startseite mit Slogans wie „Als privater Ersatz für ‚Verlorenes“ oder „Als beeindruckende Dekoration“ oder „Als extravagantes Geschenk“ – mit einem Preis von nur 9,99 Euro. Dort werden auch Meisterbriefe angeboten mit Logos von Handwerkskammern sowie Industrie- und Handelskammern, natürlich ohne deren Genehmigung.

Handwerkskammern wollen Austausch verbessern
Um wirkungsvoll gegen Betrüger vorgehen zu können, die sich durch gefälschte Meisterbriefe einen Arbeitsplatz erschleichen möchten, wollen die Kammern künftig ihren Austausch weiter verbessern. Die gegenseitige Datenunterstützung bei der Prüfung von für Eintragung in die Handwerksrolle vorgelegten Zeugnissen erhöhen die Chancen, Betrüger zu entlarven, vor allem solche, die es nacheinander in verschiedenen Regionen versuchen.
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