Klimawandel: Chancen für Dachdecker und Zimmerer
22. Dezember 2019
Auch auf die tägliche Arbeit wirkt sich das veränderte Klima aus. Auf der einen Seite verursachen längere und stärkere Stürme mehr Schäden am Dach. Auf der anderen Seite sind Dachdecker, Zimmerer und Klempner immer längeren und intensiveren Hitze- und Sonnenperioden ausgesetzt, die ein gesteigertes Gesundheitsrisiko bedeuten. So zahlreich wie die Herausforderungen des Klimawandels sind aber auch die Chancen und Lösungsansätze für die Bedachungsbranche.
Eine der gesellschaftlich und politisch größten Herausforderungen beim Umgang mit dem Klimawandel ist die vielzitierte Energiewende. Der CO2-Ausstoß muss ebenso reduziert werden wie der generelle Energieverbrauch. Die Bestandssanierung ist dabei ein entscheidender Hebel, denn laut Umweltbundesamt (BMU) macht der gebäuderelevante Endenergieverbrauch deutlich über 30 Prozent des gesamten Endenergieverbrauchs aus. 27 Prozent des Gesamtverbrauchs entfallen in Deutschland allein auf die Raumwärme, in Wohnhäusern ebenso wie in den Nichtwohngebäuden. Zudem verursacht der Gebäudesektor 14 Prozent der bundesweiten CO2-Emissionen. Der Energiebedarf ist vor allem bei den Gebäuden besonders hoch, die vor Inkrafttreten der ersten Wärmeschutzverordnung erbaut wurden. Dementsprechend rät die Deutsche Energie-Agentur (dena), einen Sanierungsfokus auf den Bestand vor 1979 zu legen.
Förderpaket: Chance für Dachdecker und Zimmerer
Der Klimaschutz scheitert oftmals nicht an der persönlichen Einstellung, sondern schlichtweg an der Finanzierung. Gebäudesanierung ist teuer, für viele Eigner zu teuer. Deshalb ist es so wichtig, dass sich Bund und Länder jetzt über die Finanzierung der vom Kabinett beschlossenen steuerlichen Förderung der energetischen Sanierung geeinigt haben. Kann der Beschluss seine volle Wirksamkeit auch in der Praxis entfalten, beschert das der Baubranche eine gute Auftragslage und beste Konjunkturaussichten.
Zu Recht, denn ohne das Handwerk funktioniert Klimaschutz nur schwerlich. Wie gut auch immer die Pläne und die Finanzierung der energetischen Sanierung ausgereift sind, es braucht gute Dachdecker und Zimmerer, um Energiesparkonzepte zu realisieren. Das geht weit über die Erneuerung einer veralteten Wärmedämmung hinaus. Dachdecker montieren heute ertragreiche Photovoltaik-Anlagen, oftmals als In-Dach-Lösungen und planen schützende Gründächer inklusive Bindung von CO2. Beides sieht sehr ästhetisch aus und trägt aktiv zum Klimaschutz bei.
Gut gegen Stürme gewappnet
Als Profis in der Sturmsicherung und Dachwartung bieten Dachdecker einen Service, der Gebäudeeigner nicht nur praktisch vor eindringender Feuchtigkeit schützt. Durch eine regelmäßige und sorgfältige Wartung steht der Gebäudeeigner auch rechtlich auf der sicheren Seite, wenn es nach einem Unfall – etwa durch herabgestürzte Dachziegel – zu Haftungsfragen kommt. Ein Aspekt, der in Zeiten häufigerer und heftigerer Stürme nicht unterschätzt werden darf.
Der vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) forcierte DachCheck bietet Betrieben eine gute Arbeitsgrundlage, um einen professionellen Wartungsservice anzubieten. Apropos Sturmsicherung: Die Bepflanzung von Gründächern ist zwar vor Sturmschäden nicht völlig gefeit, schützt dafür aber das Dach selbst – also Abdeckung und Abdichtung – bei aggressiven Unwettern. Womöglich auch wegen der bereits etablierten Förderung durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ist Deutschland aktuell führend beim Thema Dachbegrünung. Laut Bundesverband GebäudeGrün (BuGG) kamen zum Beispiel auf rund 15 Prozent der 2018 gebauten Flachdächer neue Dachbegrünungen hinzu.
Dachdecker im Klimawandel
Kaum etwas wird sich allerdings an der Art ändern, wie und womit ein Dach im Jahr 2020 und danach eingedeckt und abgedichtet wird. Die Energieeinsparverordnung (EnEV) ist immerhin schon einige Jahre in Kraft und wurde zuletzt 2015 aktualisiert. Auch die Änderungen zur Windsogsicherung, mit denen auf das veränderte Klima reagiert wurde, sind mittlerweile acht Jahre alt. Wie ein Dach am besten gedämmt und isoliert wird, hängt weniger vom veränderten Klima ab, sondern vielmehr von der Frage, wie der Dachstuhl genutzt werden soll. Denn heute sind Dachgeschosse immer häufiger Wohnräume anstatt Trockenböden.
Zimmerer profitieren von dem Werkstoff Holz
Was boomen wird in Zeiten des Klimawandels ist der nachhaltige Werkstoff Holz. So schlug etwa Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner im Interview mit der Rheinischen Post vor, mehr Häuser aus Holz zu bauen. Denn Holz binde langfristig CO2. So könnten laut Klöckner beim Hausbau mit Holz bis zu 56 Prozent dieser Emissionen gegenüber dem Betonbau eingespart werden. Holzhäuser könnten zudem schnell aufgebaut werden, weil große Teile vorgefertigt würden.
Peter Aicher, der Vorsitzende des Verbands Holzbau Deutschland, freut sich laut Mitteldeutscher Rundfunk (MDR), dass seine Branche nun mehr Aufmerksamkeit erhält. Wer sich mit dem Holzbau befasse, würde erkennen, dass Holz dazu beitragen könne, den Klimaschutz zu fördern. Aber durch die Landesbauordnungen werde der Holzbau laut Aicher noch benachteiligt. „Wir brauchen eine Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Holzbau.“
Einige Bundesländer hätten das schon vorgemacht, sagt Peter Aicher: „Und zwar Baden-Württemberg, Hamburg und Berlin. Die haben ihre Landesbauordnungen dahingehend modifiziert.“ In Hamburg sind seit diesem Jahr tragende Bauteile in massiver Holzbauweise in Gebäuden bis 22 Meter Höhe zugelassen, wenn die geforderte Feuerwiderstandsfähigkeit nachgewiesen wird. „Unser Wunsch ist“, so Aicher gegenüber dem MDR weiter, „dass die anderen Bundesländer diese Regeln auch in ihre Landesbauordnungen aufnehmen.“
Das Klima ändert sich in jedem Fall
Ob Dachdecker und Zimmerer Klimaretter der vordersten Front sind, ist sicherlich eine Frage der Perspektive. Sicher ist: Die energetische Sanierung ist ein guter Weg, um den bundesweiten Energieverbrauch für die Wärmeerzeugung in Gebäuden zu senken. Das finanziell zu fördern, ist löblich. Übrigens war das Dachhandwerk auch ohne Förderung schon fleißig – bei mehr als der Hälfte aller Dachflächen der sanierungsbedürftigen Ein- und Mehrfamilienhäuser wurde laut dena bereits nachträglich gedämmt.
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