Starker Handwerk-Lobbyist: Ex-Politiker Garrelt Duin
Foto von Garrelt Duin

Starker Handwerk-Lobbyist: Ex-Politiker Garrelt Duin

19. Januar 2021

 · Harald Friedrich

Ein Vollblut-Jurist und Vollblut-Politiker mit Affinität zum Handwerk – wie geht das? Garrelt Duin erinnert sich noch gut an seine Zeit als SPD-Bundestagsabgeordneter und EU-Abgeordneter: „In meinem Wahlkreis hatte ich schon immer einen ständigen und guten Kontakt zum damaligen Handwerkskammer-Präsidenten – einem Bäckermeister.“ Und noch weiter reicht sein Handwerks-Bezug zurück: „Der Bürgermeister meiner ostfriesischen Heimatgemeinde war Kreishandwerksmeister.“

Erstmals das Handwerk in den Ministeriumstitel aufgenommen

Und wie groß Duins Bekenntnis zum Handwerk ist, zeigt auch die Bezeichnung seines Ministeriums, die er mit seinem Amtsantritt 2012 in Nordrhein-Westfalen neu festgelegt hatte:  Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk. Hier wird ausdrücklich das Handwerk im Titel geführt – ein Novum in deutschen Landen.

Bild von Garrelt Duin bei einer Rede - live und auf mehreren Monitoren
Medienprofi Garrelt Duin bei seiner Rede auf der digitalen Vollversammlung der Handwerkskammer Köln. (Foto: Jascha Habeck)

Lobbyarbeit fürs Handwerk braucht gegenseitiges Verständnis

Ja, wer braucht denn nun eigentlich eine Lobby? Die Handwerker eine Politiker-Lobby oder die Politik eine Handwerker-Lobby? „Wir brauchen wirklich beides“, bestätigt Duin. „Und vor allen Dingen müssen wir miteinander und nicht übereinander reden – der Dialog ist der Schlüssel zum Verständnis.“ Als Kölns „oberster Handwerker“ und Politiker weiß er: „Probleme werden und müssen vom Handwerker oft binnen Minuten, Stunden oder eines Tages gelöst. Die Politik hat da dickere Bretter zu bohren.“ Und es sei kein böser Wille, wenn es wieder mal etwas länger dauert, bis eine politische Entscheidung getroffen ist. „Da müssen viele Seiten gehört, Argumente abgewogen, oft auch Kompromisse mit vielen Beteiligten mühsam erarbeitet werden.“

Politiker gerne mal praktisch anpacken lassen

Wie einfach es sein kann, gegenseitiges Verständnis aufzubauen, erklärt Duin, der im Juli 2019 einstimmig zum HWK-Hauptgeschäftsführer gewählt wurde, auch gleich an einem Beispiel. Als kürzlich der Besuch einer Gruppe von Politikern bei einem Stuckateurbetrieb auf dem Plan stand, wurde den Gästen zunächst einmal Gipsmasse in die Hände gegeben.Und dann stand das Gießen von Gipsfiguren auf dem Programm. „Da haben die zuerst mal im wahrsten Sinne des Wortes be-griffen, worum es geht“, berichtet Duin.

Bild von Garrelt Duin und Hans Peter Wollseifer
Garrelt Duin übernimmt das Steuerruder der Handwerkskammer Köln, mit dabei Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks. (Foto: Zygmann)

Handwerk arbeitet nachhaltiger als jede andere Branche

Es geht aber nicht nur um das gegenseitige Verstehen und Verständnis. Beim Handwerk geht es auch um das eigene Selbstverständnis: „Das Handwerk darf und muss sogar selbstbewusster auftreten“, fordert der HWK-Hauptgeschäftsführer. So seien die Themen von heute und für morgen der Klimawandel, die Umwelt und die Nachhaltigkeit. „Kein Industriebetrieb und keine Branche arbeitet nachhaltiger als das Handwerk“, betont Garrelt Duin. Für ihn sind diese drei großen Themen ohne das Handwerk überhaupt nicht realisierbar. Soviel Selbstbewusstsein muss sein.

Handwerk als modern und zukunftsorientiert bewerben

Foto von Drohne vor einer Häuserwand
Für Garrelt Duin ist es die Herausforderung der Nachwuchswerbung, das Handwerk als modern und zukunftsorientiert in den sozialen Medien darzustellen. Dachdecker können da sehr gut mit der Drohne als digitalem Werkzeug punkten.

Geht es um den Nachwuchs, darf das Handwerk nicht mehr darauf warten, bis der in den Betrieb kommt. „Wir müssen zu den Jugendlichen kommen – sie über ihre Kanäle erreichen und ansprechen.“ Deshalb würden vom Handwerk derzeit intensiv die Social-Media-Kanäle bespielt – mit Erfolg. Vor allen Dingen sei es wichtig, das Handwerk als modern und zukunftsorientiert darzustellen. „Drohnen, Tablet und Wärmebildkamera sind schließlich heute schon nichts Ungewöhnliches mehr im Handwerk“, so Duin.

Arbeiten bis 67 – negative Diskussion für Dachhandwerk

Und warum fällt es gerade dem Zimmerer- und Dachdeckerhandwerk dennoch so schwer, Nachwuchs zu finden? Darauf hat der HWK-Hauptgeschäftsführer eine durchaus plausible Antwort – und muss sich „auch mal selbst an die Nase fassen“. Als die Diskussion um das Arbeiten bis 67 in volle Gänge kam, wurde immer wieder – auch von Duin selbst – das Dachdeckerhandwerk als Vergleich bemüht. Wer kann sich schon vorstellen, dass ein Dachdecker mit 67 noch oben auf dem Dach steht?

Bild von Garrelt Duin
Die Rolle der Dachdecker in der Debatte um die die Rente mit 67 Jahren hat dem Image des Dachhandwerks geschadet, meint Garrelt Duin, auch im Rückblick auf seine eigene frühere Rolle als Politiker. (Foto: Zygmann)

Zukunftstechnologien für Imagewerbung im Dachhandwerk nutzen

Die Jugend kann es auch nicht – und ist vielleicht damit vor einem „schweren“ Beruf zurückgeschreckt. „Umso mehr müssen wir für diese Berufe rund ums Dach auf Zukunftstechnologien wie die Solartechnik setzen und die auch in der Darstellung in den Vordergrund rücken“, meint Duin.

Dachflächen aller öffentlichen Gebäude mit PV-Anlagen ausstatten

Bild von großer Photovoltaikanlage auf einem Flachdach
Hält gerade die Photovoltaik als Zukunftstechnologie heute für unverzichtbar: Garrelt Duin. 

Ein Statement pro Solaranlagen – und das aus dem Mund eines ehemaligen Ministers, der 2012 bei der Diskussion um die Kosten der Energiewende noch anderer Meinung war. Es könne nicht sein, dass die Haushalte in NRW die Flut der Solaranlagen auf bayerischen Dächern fast alleine bezahlen müssen, erklärte Duin damals als Landespolitiker. Heute kann er darüber lachen. „Da ging es um den bundesweiten Ausgleich der Kosten für die Energiewende.“  Gerade die Photovoltaik als Zukunftstechnologie ist für ihn aber heute unverzichtbar. „Wir fordern als Handwerk, dass alle Dachflächen öffentlicher Gebäude mit PV-Anlagen ausgestattet werden. Denn nur mit den erneuerbaren Energien wird es eine E-Mobilität geben.“

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