Was Baustellen-Smartphones aushalten müssen
4. Dezember 2018
Ohne Smartphones geht heute fast nichts mehr auf der Baustelle. Da werden Fotos von Schäden, von Details oder von Ausführungen gemacht. Da wird im Betrieb nachgefragt, wie ein Problem lösbar ist, ob das benötigte Material auf Lager ist, ob der Chef mal schnell vorbeischauen kann. Wehe, wenn der „mobile Taschen-PC“ da nicht mehr mitspielt. Bei der Auswahl der richtigen Smartphones für die Mitarbeiter draußen sollte nicht allein der Preis das alles entscheidende Kriterium sein. Denn billig kann auch hier teuer werden, wenn schon der erste Tag auf der Baustelle der letzte Tag ist.
Baustellen-Smartphones: Staubdicht und wasserresistent
Staubdicht und „wasserresistent“ sollte ein Baustellen-Handy natürlich sein. Nur darf letzteres Kriterium nicht beim Kauf mit den Werbeargumenten „wasserfest“ und „wasserdicht“ verwechselt werden. Ein solches Smartphone kann zwar Spritzwasser vertragen – und oft schadet ihm auch ein kurzes Eintauchen in Wasser nicht. Doch das bedeutet nicht, dass es stundenlang in der durchnässten Jackentasche überlebt.
IP-Zertifizierung ist ein zentrales Qualitätskriterium
Einen ersten Aufschluss über das, was vom jeweiligen Hersteller für das Baustellen-Smartphone angegeben wird, ist die sogenannte IP-Zertifizierung (IP = International Protection), also die internationale Schutzklasse. Hinter der Abkürzung IP folgen zwei Ziffern. Die erste Ziffer gibt die Schutzklasse gegen Fremdkörper an, die zweite Ziffer definiert die Schutzklasse gegen Feuchtigkeit. Je höher diese beiden Ziffern sind, desto höher ist die Schutzklasse. Deren Auflistung findet sich im Infokasten unten:
Gibt ein Smartphone-Hersteller für sein Modell etwa die Schutzklasse IP67 an, bedeutet dies: Das Gerät ist staubdicht (IP-Code 6) und gegen zeitweiliges Untertauchen (IP-Code 7) geschützt. Lautet die Angabe IPX6, bedeutet dies, dass das Gerät entweder nicht auf den Schutz gegen Fremdkörper (erste Ziffer ist X als Platzhalter) geprüft wurde oder der Hersteller hierzu keine Angaben machen möchte.
Amerikanischer Militärstandard ist mit Vorsicht zu genießen
Mit der IP-Zertifizierung sind Dachdecker und Zimmerer auf der sicheren Seite, mit dem technischen amerikanischen Militärstandard MIL-STD-810 hingegen nicht. Denn diese Norm bezeichnet nur die Vorgabe für Ausschreibungen von amerikanischer Militärausrüstung. Die Platte von über 20 Vorgaben reicht vom Einsatz unter niedrigem Luftdruck in großer Höhe über Sand und Staub bis zum ballistischen Schock. Die Werbung mit „nach MIL-STD-810 getestet“ heißt aber nicht automatisch, dass Baustellen-Smartphones diese Tests auch bestanden hat. Außerdem dürfen Hersteller ihre Produkte mit diesem Standard bewerben, sofern auch nur ein einziger der vielen Tests bestanden wurde.
Tech Talk: Was robuste Outdoor-Smartphones auszeichnet
https://www.youtube.com/watch?v=S4i6Ite3FHk
Baustellen-Smartphones: Schutz gegen Stöße und Stürze
Mindestens so wichtig wie der Schutz vor Staub und Feuchtigkeit ist im Baustelleneinsatz auch die Stoß- und Sturzfestigkeit. Hierzu gibt es allerdings keine Zertifizierung. Der Smartphone-Käufer muss sich hierbei an den Herstellerangaben zu deren eigenen Testverfahren orientieren. Grundsätzlich aber sollte darauf geachtet werden, dass das Gerät einen stabilen Rahmen rings um das Display besitzt. So beeindruckend auch die großen fast randlosen Displays aussehen: In der Praxis genügt oft ein kleiner Stoß auch in der Jackentasche beim Einsteigen ins Auto, um das Glas bersten zu lassen.
Einen guten zusätzlichen Schutz bieten zwar die für die meisten Smartphones erhältlichen Schutzhüllen. Doch auch hier ist das Gerät nicht völlig sicher vor Kratzern, denn zwischen Smartphone und Hülle sammelt sich Staub – und der „arbeitet“ am Gehäuse oder sogar am Display, wenn das Smartphone in einem der weit verbreiteten Klapp-Cover steckt.
Affenstarker Schutz für Baustellen-Smartphones: Gorilla-Glass
Beim Glas für das Display setzen die Hersteller überwiegend auf „Gorilla-Glass“. Das ist kein Glas, das von Menschenaffen einem Härtetest unterzogen wurde, sondern ein Markenname des amerikanischen Herstellers Corning. Durch die Materialzusammensetzung und eine Vorspannung wird das Glas, das vermehrt auch für das gesamte Gehäuse eingesetzt wird, besonders resistent und begrenzt im Schadensfall zumindest die Rissbildung. Die Klassifizierung von Gorilla-Glass reicht von 1 bis 6. Schon bei Gorilla-Glass 5 können Displays Stürze aus bis zu 1,6 Meter Höhe überleben. Können – müssen aber nicht.
Display-Folien als zusätzlicher Schutzfaktor
Eine gute zusätzliche Schutzmaßnahme bieten Display-Folien, die nachträglich aufgebracht werden können. Hier reicht die Palette von dünnsten Folien, die oft nur schwer blasenfrei selbst aufzubringen sind, bis zu dicken „Panzerglas-Folien“. Sie bieten in erster Linie einen guten Schutz vor Kratzern. Bei gewölbten Displays wird von diesen Folien allerdings meist nur die plane Displayfläche geschützt. Seitlich gewölbte Ränder bleiben ungeschützt und am Rand der Folien sammelt sich Staub unvermeidlich an. Eine Alternative ist ein flüssiger Display- und Rundum-Schutz. Aber auch der bietet in erster Linie nur einen Kratzer-Verhinderer, der – je nach Beanspruchung – regelmäßig erneuert werden sollte.
Display Baustellen-Smartphones: Lichtempfindlichkeit und Größe wichtig
So wichtig wie der Schutz vor mechanischer Beanspruchung sind die Lichtempfindlichkeit des Displays und die passende Größe. Das Display sollte auch ein Betrachten bei direkter Sonneneinstrahlung auf dem Dach ermöglichen. Und die Displaygröße sollte einen Kompromiss zwischen Bedienbarkeit und Tragbarkeit darstellen. So gut ein 6,4“-Display auch mit dicken Fingern zu bedienen ist: In die Hosentasche passt es oft gerade noch so. Wer dann aber in die Hocke geht, hört nicht selten ein letztes Knacken, mit dem sich das Baustellen-Smartphone für immer verabschiedet.
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