Azubis: So finden Dachdecker & Zimmerer die Generation Z
Azubis

Azubis: So finden Dachdecker & Zimmerer die Generation Z

6. Oktober 2020

 · Michael Podschadel

Bei manch einem hat sich das düstere Bild einer Smartphone-süchtigen Generation Z verfestigt, die sich außer Life-Style-Influencer und YouTube-Star kein Berufsbild mehr vorstellen kann. Im Interview erläutert Hasan Topyürek, warum das so nicht stimmt und wie sich heute qualifizierte Bewerber finden lassen.

Azubis
Findet für Handwerksbetriebe Azubis über Facebook und Instagram: Jungunternehmer Hasan Topyürek.

DACH\LIVE: Warum sollte ein Dachdecker oder Zimmerer für die Suche nach Azubis auf Sie zurückgreifen?

Hasan Topyürek: Mit meinem noch jüngeren Partner Kaan Yusein habe ich mich auf das Recruiting in genau der Generation spezialisiert, aus der wir kommen. Für Unternehmen aus dem Handwerk ist das eine sehr wertvolle Schnittstelle, weil wir junge Menschen sehr einfach erreichen. Und wir können mit den Möglichkeiten der sozialen Medien auch genau die Personen und Charaktere herausfiltern, die zu einer bestimmten Stellenausschreibung oder einem Ausbildungsplatz passen.

Ich hatte diese Dienstleistung nebenberuflich schon während meiner Schulzeit angeboten, allerdings zunächst für Großunternehmen. Dabei ist mir aufgefallen, dass Handwerksbetriebe die sozialen Medien fast überhaupt nicht zur Gewinnung von Azubis und Fachkräften nutzen. Obwohl Nachwuchs gerade dort so dringend gesucht wird.

Azubis
Zimmerer ist ein spannender Beruf mit Aufstiegschancen Hier Marvin Fuchs bei der Arbeit, der gerade seinen Meister macht. Die Agentur Genzy spricht genau die Jugendlichen an, für die dieser Job infrage kommt.

DACH\LIVE: Müssen Sie mit Vorbehalten aufgrund Ihres Alters kämpfen?

Hasan Topyürek: Nicht wirklich. Vielleicht filterten uns manche Interessenten aus, wenn sie auf unserer Website unser Alter recherchieren. Aber das bekommen wir ja nicht mit. Unsere Kunden, zuletzt ein Dachdecker hier aus Rheinland-Pfalz, sind da offen. Sie verstehen, dass unsere Zugehörigkeit zur Generation Z ja genau unsere Stärke ist. Wir erreichen Bewerber auf eine sehr authentische Weise und sondieren zugleich sorgfältig aus, sodass wir wirklich qualifizierte und motivierte Bewerber vermitteln können. Man könnte auch sagen: Wir wissen, wie und wo man heute die richtigen Impulse setzt, um Menschen auf ein ganz bestimmtes Unternehmen oder einen konkreten Arbeitgeber aufmerksam zu machen.

DACH\LIVE: Wie genau funktioniert die Personalvermittlung bei Ihnen?

Hasan Topyürek: Der Trick ist natürlich, relevante Bewerber zu finden und diese erst einmal auf die jeweilige Stelle aufmerksam zu machen. Bei dem genannten Dachdeckerbetrieb etwa waren zwei Positionen zu besetzen, ein Ausbildungsplatz zum Dachdecker und eine Stelle für einen Dachdeckergesellen. Wir haben dafür eine einmonatige Kampagne auf Facebook und Instagram gestartet, bei der geeignete Bewerber angesprochen und gefiltert wurden.

Das hat sehr gut funktioniert. Aus Hunderten von Anfragen konnten wir nach kaum zwei Wochen bereits zehn Bewerber für die Stelle als Azubi und drei für die Gesellenstelle an unseren Kunden vermitteln. Wir berechnen dabei nur unseren Aufwand, kalkuliert an der Aufgabe zwei Stellen zu besetzen. Wir berechnen keine Tarife abhängig von der Bewerberzahl oder den finalen Einstellungen. Dadurch bleibt das Preisgefüge fair und ist für Handwerksbetriebe auch kosteneffizient.

Azubis
Vielseitiger Beruf Dachdecker: Dafür gilt es in den sozialen Medien zielgenau Werbung zu machen.

DACH\LIVE: Führen Sie viele Gespräche für die Vorauswahl der Azubis?

Hasan Topyürek: Gar nicht, wir haben einen eigenen Bewerbungsprozess entwickelt. Wir nutzen dafür eine für mobile Geräte optimierte Website, auf der potenzielle Bewerber in wenigen Schritten durch einen auf die jeweilige Stelle zugeschnittenen Fragenkatalog geführt werden. Das dauert kaum eine Minute. Es führt aber zu genau den zentralen Antworten und Informationen, die in einem deutlich zeitaufwändigeren Bewerbungsverfahren ebenfalls abgefragt würden.

Unsere Kunden können nach der Kontaktaufnahme mit den Bewerbern dann selbst entscheiden, ob sie für die finale Stellenbesetzung noch umfangreiche Lebensläufe oder Bewerbungsanschreiben benötigen. Der Trick ist aber natürlich, relevante Bewerber zu finden und diese erst einmal auf die jeweilige Stelle aufmerksam zu machen.

DACH\LIVE: Das klingt unkompliziert, warum macht das nicht jeder?

Hasan Topyürek: Auf der einen Seite ist das natürlich nur dann unkompliziert, wenn man sich mit diesen Tools gut auskennt. Ich glaube, viele Menschen, die soziale Medien selbst eher wenig oder gar nicht nutzen, haben einfach kein Bild davon, wie Facebook und andere Netzwerke funktionieren und wie sie genutzt werden. Nicht jeder junge Mensch will sich hier permanent in Szene setzen, auch wenn das ein verbreitetes Vorurteil ist.

Azubis Sonja Theisen Miss Handwerk
Junge Frauen zieht es immer öfter ins Dachhandwerk, so wie die Markenbotschafterin und Dachdeckerin Sonja Theisen.

Hinzu kommt, dass auch offene und technikaffine Unternehmer neben der Betriebsführung kaum Zeit finden, eine Recruiting-Kampagne zu erarbeiten und zu überwachen. Für Großkonzerne ist das kein Problem. Die setzen vielleicht sogar die eigene Personalabteilung dafür ein. Aber in einem Handwerksbetrieb mit wenigen Mitarbeitern, bei dem ohnehin schon alle übergeordneten Geschäftsprozesse in der Hand des Inhabers liegen, sind dafür schlichtweg keine Ressourcen übrig. Genau deshalb haben wir uns mit Genzy auch auf das Handwerk spezialisiert.

DACH\LIVE: Wie gehen Sie mit Vorbehalten gegenüber der Generation Z und sozialen Medien um?

Hasan Topyürek: Ich denke, man darf hier einfach nicht alle jungen Menschen über einen Kamm scheren. Ich denke schon, dass der Wunsch nach einer ausgewogenen Life-Work-Balance in meiner Generation insgesamt ausgeprägter ist. Aber es gibt auch sehr arbeitswütige, karriereorientierte Charaktere. Ich bin jedenfalls fest davon überzeugt, dass sich für jeden Ausbildungsplatz und jede vakante Stelle der passende Mensch findet, der die Position gut ausfüllt.

Und auch für die sozialen Medien würde ich mir mehr Offenheit wünschen. Gerade ältere Unternehmer verstehen nicht, dass sie nicht ihr Mittagessen posten müssen, um Mitarbeiter auf Facebook zu finden. Viele Menschen haben da ein falsches Verständnis. Man braucht auch keine Follower oder muss täglich irgendwelche Inhalte teilen. Bezahlte Werbeanzeigen sind hier viel zielgerichteter und effektiver, wenn man eine klar eingegrenzte Personengruppe ansprechen will – beispielsweise zur Besetzung von freien Stellen als Azubis oder Gesellen.

Sie interessieren sich für das Thema Azubis und soziale Medien? Dann lesen Sie unsere Story, über einen Dachdecker, der potenzielle Lehrlinge über Instagram zum Joggen einlädt.

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

A. Ewald Kreuzer wird Ehren-Landesinnungsmeister der bayerischen Dachdecker

Nach Abschluss der Neuwahlen der Vorstandschaft auf dem jüngsten Landesverbandstag der bayerischen Dachdecker stellte der neu gewählte Landesinnungsmeister Mario Kunzendorf den Antrag, A. Ewald Kreuzer für seine herausragenden Verdienste während seiner knapp 20-jährigen Amtszeit als Landesinnungsmeister zum Ehren-Landesinnungsmeister zu ernennen. Kunzendorf bekräftigte die Aussage von ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, dass mit der Zeit von Kreuzer als Landesinnungsmeister eine „Ära“ zu Ende gehe und ergänzte, dass dieser Begriff selten treffender hätte sein können.

18. Juli 2024

ifo Institut erhöht Prognose auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum für 2024

Das ifo Institut hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 0,4 Prozent heraufgesetzt, von 0,2 Prozent bislang. Im kommenden Jahr dürfte es sich beschleunigen auf 1,5 Prozent. „Es entsteht gerade neue Hoffnung“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich langsam aus der Krise. Das zweite Halbjahr 2024 dürfte deutlich besser ausfallen als das erste.“ Gleichzeitig wird die Inflation abflauen, von 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem und auf nur noch 1,7 Prozent im kommenden Jahr.  

20. Juni 2024

17 Prozent weniger Baugenehmigungen im April 2024 als im Vorjahr

Im April 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17 600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 17 Prozent oder 3600 Baugenehmigungen weniger als im April 2023. Im Vergleich zum April 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,5 Prozent oder 13 500 Wohnungen. Von Januar bis April 2024 wurden 71 100 Wohnungen genehmigt. Das waren 21 Prozent oder 18 900 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. „Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter. Was heute nicht genehmigt wird, können wir morgen nicht bauen und wird den Mieterinnen und Mietern am Markt fehlen“, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

18. Juni 2024

Bundesweite Zoll-Razzia gegen Ring von Dachdecker-Betrügern

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ist mit einer Großrazzia unter anderem im Raum Osnabrück und Leer gegen ein illegales Netzwerk sogenannter fliegender Dachdecker vorgegangen. Bei den Ermittlungen gegen Dachdecker-Betrüger geht es unter anderem um den Vorwurf Schwarzarbeit. Laut Staatsanwaltschaft Osnabrück vollstreckten in einer Razzia 590 Zollbeamte mehr als hundert Durchsuchungsbeschlüsse in Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Außerdem unterstützten Spezialkräfte der Polizei die Durchsuchungen von Wohnungen und Gebäuden. Es wurden laut Staatsanwaltschaft Arrestbeschlüsse in Höhe von mehr als 800 000 Euro erwirkt. Es seien deshalb umfangreiche Vermögenswerte in bar sichergestellt worden.

4. Juni 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Februar 2024 erstmals wieder an

Der reale, also preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar 2024 gegenüber Januar 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent gestiegen. Das gilt auch für die Umsätze, die sich sogar um 2 Prozent erhöhten. Der Auftragseingang nahm im Hochbau um 0,5 und im Tiefbau um 2,9 Prozent zu. Auch gegenüber dem Februar 2023 gibt es eine Steigerung um 0,9 Prozent.

25. April 2024

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

16. Januar 2024

Beschäftigung auf Rekordniveau: Arbeitsmarkt zeigt sich 2023 widerstandsfähig

Im Dezember 2023 waren rund 2,6 Millionen Menschen arbeitslos. Im Vergleich zum November stieg die Arbeitslosenquote saisonbedingt um 0,1 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Staatssekretärin Leonie Gebers, Bundesministerium für Arbeit und Soziales: „Erfreulich ist, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit 35,1 Millionen im Oktober erneut einen Höchststand erreicht hat und die Nachfrage nach neuen MitarbeiterInnen im Dezember trotz weiterhin schwacher Konjunktur wieder leicht gestiegen ist. Der Arbeitsmarkt erweist sich als verlässlich und widerstandsfähig.“

8. Januar 2024

Dachdecker gilt als am wenigsten durch Künstliche Intelligenz gefährdeter Beruf

Die meisten Büroberufe halten viele Menschen nach einer repräsentativen Umfrage der Marktforscher von YouGov für akut gefährdet, durch Künstliche Intelligenz (KI) ersetzt zu werden. Besser sind die Zukunftsaussichten für die handwerklich geprägten Berufe, bei denen sich die menschliche Komponente nur sehr schwer ersetzen lässt. Den Beruf des Schreiners halten 64 Prozent der Befragten für wenig oder gar nicht gefährdet, 65 Prozent den Beruf Maler und für den Beruf Dachdecker sehen gar 71 Prozent der Befragten wenig oder gar keine Gefahr.

21. Dezember 2023