Nachwuchsoffensive der Dachdecker: Oben ist das neue Vorn

Nachwuchsoffensive der Dachdecker: Oben ist das neue Vorn

23. November 2021

 · Harald Friedrich

Wenn es um die Nachwuchswerbung geht, gilt beim Landesinnungsverband Baden-Württemberg noch immer die alte Werberegel: Klotzen statt Kleckern. Wir stellen die neue Kampagne vor – Oben ist das neue Vorn. Mit dem gleichnamigen Internetauftritt haben die Baden-Württemberger schon seit Jahren mit kreativen Motiven erfolgreich für die Ausbildung im Dachdeckerhandwerk geworben. Während die bisherige Kampagne den grauen Alltag in Büro und Uni der grenzenlosen Freiheit auf dem Dach gegenüberstellte, gibt die neue Kampagne richtig Gas. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Das Team der Nachwuchskampagne zeigt sich vor dem neuen Dachmobil. (alle Fotos: LIV BW)

Modernes Dachmobil ersetzt den bisherigen Dach-Truck

Im Kampagnenmittelpunkt von Oben ist das neue Vorn steht ein Dachmobil, was zunächst verdächtig harmlos klingt. Tatsächlich aber ist das neue Dachmobil der würdige Nachfolger des schon legendären rabenschwarzen 40-Tonnen-Dach-Trucks. Der tourte zwei Jahrzehnte lang durchs Ländle und durch ganz Deutschland, um für das Dachdeckerhandwerk und seinen Nachwuchs zu werben.

Das Dachmobil mit Pavillon und Vorzelt soll zum Besuchermagneten bei Berufsmessen werden.

Viele kluge Köpfe im Planungsteam

Doch der Reihe nach. Auf der Suche nach einer starken Idee für eine Azubi-Kampagne wurden die Ergebnisse einer Studienarbeit der Dualen Hochschule Ravensburg, die Wünsche und Vorstellungen der zehn landesweiten regionalen Dachdeckerinnungen und die Professionalität einer Werbeagentur in einen Topf geworfen. Die Mischung entpuppte sich als Erfolgsrezept. „Ihr macht das!“, war die klare Ansage und der Vertrauensbeweis von Landesinnungsmeister Karl-Heinz Krawczyk an seinen Vorstand.

Die neue Pickup-Zugmaschine für das Dachmobil ist ein echter Hingucker.

Das Ergebnis: Oben ist das neue Vorn

Christoph Schendel, stellvertretender Landesinnungsmeister, und sein Kollege Michael Braunwarth legten gemeinsam mit dem PR-Ausschuss und Florian Jentsch los, der seit Mai 2020 als Geschäftsführer neuen Wind ins Verbandsgeschehen brachte. Zusammen mit der Laichinger Werbeagentur vg mediastudio GmbH & Co KG entwickelte das Team eine Kampagne, die den potenziellen Dachdeckernachwuchs genau dort treffen sollte, wo er am besten zu treffen ist: auf Augenhöhe – und das auch, wenn die Augen in eine VR-Brille schauen.

Mit der VR-Brille können Besucher virtuell ein Baugerüst erklimmen oder Dacharbeiten ausführen.

Projektförderung für Virtual-Reality-Attraktionen

Mit einer beachtlichen Modellprojektförderung der Zukunftsinitiative Handwerk 2025 entwickelte und produzierte die Werbeagentur virtuelle Baustellenerlebnisse. Dabei betreten die VR-Brillenträger eine virtuelle Baustelle nach Wahl. „Darf es ein Steildach oder ein Flachdach sein?“, fragt der Dachdeckerdarsteller zu Beginn des Baustellenbesuchs.

Täuschend echt: Dieses Baugerüst haben Besucher vor Augen, wenn Sie mit der VR-Brille Richtung Dach klettern.

Virtuell Baugerüst erklimmen

Die Jugendlichen lernen so am sicheren Boden die Arbeit in luftiger Höhe quasi live kennen. Und wenn das Interesse erst einmal geweckt ist, geht es hinein in ein Virtual-Reality-Game und heran ans virtuelle Dachdeckerwerkzeug. In drei Levels können die Nutzer hier auf der Baustelle mitarbeiten, über die Gerüstleitern zum nächsten Arbeitsplatz klettern oder Dachlatten mit dem Druckluftnagler befestigen. Oben ist halt wirklich das neue Vorn.

Im Dachmobil findet sich auch ein Drohnenflugsimulator.

Simulator für den Drohnenflug

Die Wartezeit, die ganz bestimmt entsteht, wenn jeder einmal als virtueller Dachdecker arbeiten will, kann beim Drohnenflug in einem Simulator verkürzt werden. „Das macht schnell klar: Wir Dachdecker haben mehr als den Schieferhammer zu bieten“, ist sich Christoph Schendel sicher. Apropos Hammer: Die virtuelle Dachdeckerwelt steckt im und am Dachmobil 2021. Wo der bärenstarke gasbetriebene Dodge RAM V8 mit seinem Sattelauflieger auftaucht, ist ihm die Aufmerksamkeit sicher.

Neue Kampagnenmanagerin bei der Landesinnung

Aussteigen aus dem Gespann von 13 Metern Länge könnte dann die 27-jährige Saskia Krüger, Fahrerin und Kampagnenmanagerin in einer Person. Seit März 2021 verstärkt die ehemalige Mathematik- und BWL-Studentin das Baden-Württemberger Dachdeckerteam als Managerin der Nachwuchskampagne und Koordinatorin für die Aktivitäten in den sozialen Medien Facebook und Instagram. Zu den Aktivitäten auf allen Online-Kanälen  für Oben ist das neue Vorn gehören Videoclips und Testimonials echter Dachdeckerazubis. Krüger hat extra den für das große Dachmobil notwendigen Führerschein gemacht.

Kampagnenmanagerin Saskia Krüger freut sich über den offiziellen Startschuss.

Dachmobil kann bundesweit von Innungen gebucht werden

Zur Verfügung steht das Dachmobil grundsätzlich allen zehn baden-württembergischen Dachdeckerinnungen und deren Mitgliedsbetrieben zu Sonderkonditionen. Aber auch andere Innungen und Verbände deutschlandweit können das Gespann buchen – auch wenn es für die nächsten Monate wohl weitgehend ausgebucht sein wird. Während der Dodge RAM als Zugmaschine mit Benzin- und Gasantrieb neu gekauft wurde, schlugen die baden-württembergischen Dachdecker beim Trailer auf dem Gebrauchtfahrzeugmarkt zu. Für das gesamte Design und den Ausbau zeichnet das Team der Laichinger Werbeagentur verantwortlich.

Berufsschüler der Heinrich-Hübsch-Schule konnten zuerst die interaktiven Anwendungen im Dachmobil ausprobieren.

Dachmobil mit ausfahrbarem Pavillon

Zum Equipment des Dachmobils mit seinem Sattelauflieger mit dem in Fahrtrichtung links seitlich ausfahrbaren Bereich gehört auch ein Pavillon. Dort können die Virtual-Reality-Baustellenbesuche absolviert und das Dachdecker-Game gespielt werden. Der Vorteil gegenüber dem mächtigen altgedienten Dach-Truck: Größe und Gesamtgewicht des Dachmobils erlauben praktisch jeden Aufstellungsort, selbst in engen Innenstädten oder auf räumlich begrenzten Schulhöfen oder Messehallen.

Abgerundet wird die Azubi-Offensive Oben ist das neue Vorn durch plakative Motive mit markig-markanten Sprüchen, wie „Mach‘ heute mit Freude, was Dich morgen noch stolz macht“. Alles zusammen steckt in dem Onlineportal – einem echten Markenauftritt für die Fachkräfteanwerbung.

Dach-Smart als Fahrzeug für Auszubildende

„Da gibt es eigentlich keine Ausrede mehr, nicht Dachdeckerin oder Dachdecker zu werden“, freuen sich die beiden stellvertretenden Landesinnungsmeister Schendel und Braunwarth. Auch die Begründung, dass der nächste Ausbildungsbetrieb leider zu weit entfernt liegt, hat sich erübrigt. Die Ausbildungsbetriebe können zum Sonderleasingtarif ab 79 Euro monatlich ihren Newcomern auf dem Dach einen Dach-Smart als kostenloses Fahrzeug anbieten. Der vollelektrische Smart Fortwo ist natürlich auch konsequent im Kampagnenlayout gestaltet.

Spendenübergabe für die Nachwuchskampagne: Ralf Meyer, Vertriebsleiter Süd-West der Dachdecker-Einkauf Süd eG, Christoph Schendel, Vize-Landesinnungsmeister und Florian Jentsch, Geschäftsführer des Landesinnungsverbands Baden Württemberg (von links).

Finanzierung der Kampagne schnell in trockenen Tüchern

Die Frage, wer eine so aufwändige Nachwuchskampagne bezahlen soll, stellte sich dem Verband natürlich auch. Und wie schon beim ehemaligen Dach-Truck war die Lösung die verbandseigene GBK Dach GmbH, die Werbegesellschaft der Dachdecker Baden-Württembergs. Gesellschafter sind etwa die zehn Dachdeckerinnungen. Und die brachten mit einer Stammkapitalerhöhung den Etat ein. Zusätzlich unterstützt von Sponsoren aus Industrie und Handel war „das Oben für das neue Vorn schnell in trockenen Tüchern“, wie Geschäftsführer Florian Jentsch nicht ohne Stolz berichtet.

Dachdecker sind die Zukunftsmacher auf dem Bau

„Das Dachdeckerhandwerk ist eine der tragenden Säulen der Energiewende und muss sich heute um die Fachkräfte kümmern, die dieses Umdenken und Umbauen – auch in den Köpfen – realisieren“, betont Christoph Schendel. „Und nur dann, wenn wir uns als zukunftsorientiertes Gewerk darstellen, werden wir auf dem Bau auch als die Zukunftsmacher wahrgenommen.“ Florian Jentsch ergänzt: „Morgen war gestern – wir kümmern uns jetzt um die Fachkräfte, die wir übermorgen brauchen.“ Recht hat er – denn nur wer sich rechtzeitig die Fachkräfte für die Zukunft sichert, hat Zukunft.

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