Tarek Legat ist Mister Handwerk 2023
6. Dezember 2022
2022 war nicht das Jahr von Tarek Legat. Eine lange Krankheit und ein Unfall schränkten ihn monatelang ein. Unwillkommene Auszeiten für den 25-jährigen Dachdeckermeister aus Coburg, der gerade so richtig durchstarten wollte. Nun soll 2023 sein Erfolgsjahr werden – am 8. März wurde er schon einmal auf der Internationalen Handwerksmesse zum Mister Handwerk 2023 gewählt. Danach sagte er: „Ich freue mich auf alles, was kommt. Alle Kandidatinnen und Kandidaten hier zeigen, wie facettenreich und auch unentbehrlich unsere Berufe sind. Als Mister Handwerk werde ich jede Chance nutzen, das Handwerk fortan zu stärken.“
Schwierige Zeiten in jungen Jahren
Ein paar Monate zuvor: Tarek Legat sitzt zu Hause auf dem Sofa. Das will er nicht, aber er muss. „Vergangene Woche hätte es schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres ganz vorbei sein können. Ein Sturz aus der Höhe: Berufsrisiko!“ Dabei hatte er dieses Mal „Glück im Unglück“: „Nichts gebrochen, nur Prellungen und Abschürfungen. Nächste Woche möchte ich wieder auf der Baustelle sein.“
Mehr als unglücklich war dagegen seine fünfmonatige Erkrankung Ende vergangenen Jahres. Nach der ersten Corona-Impfung bekam er eine Thrombose und Lungenembolie. „Warum gerade ich?“ fragte er sich in dieser Phase mehr als einmal. „Vielleicht die schwierigste Zeit in meinem Leben.“
Fotoshooting für den „Germanys Power People“-Kalender
Tarek Legat hat das Dachdecker-Gewerk bei der Wahl zum Mister Handwerk 2023 vertreten – gemeinsam mit seiner Dachdeckerkollegin Sabrina Wollscheid, die es immerhin in den Jahreskalender 2023 geschafft hat. Für das Shooting reiste er Anfang Oktober extra nach Düsseldorf. „Klar, dass ich danach auch gewinnen wollte“, sagt der attraktive junge Mann selbstbewusst. Normalerweise komme das Foto- und Filmteam vom Wettbewerbs-Veranstalter „Germanys Power People“ zu den Kandidaten, „aber nachdem ich den ersten Termin krankheitsbedingt absagen musste, haben die Veranstalter mir eine Baustelle in der Nähe ihres Firmensitzes in Düsseldorf für das Shooting organisiert.“
Dachdeckerlehre statt Sportstudium
Dass der heutige Meister überhaupt mal im Dachdeckerhandwerk landet, schien in seiner Jugend eher unwahrscheinlich. „Mein Stiefvater Werner Zetzmann und sein Bruder Klaus leiten zwar schon seit vielen Jahren unseren alteingesessenen Dachdeckerbetrieb in Coburg, aber eigentlich schwebte mir eher ein Sportstudium oder ähnliches vor.“ Der begeisterte Handballer, der bis vor kurzem noch in der Landesliga spielte, hatte allerdings wenig Freude am Schulalltag im Gymnasium: „Als ich mit dem Abschluss der 10. Klasse meine Mittlere Reife hatte, entschied ich mich für eine handwerkliche Ausbildung im Familienbetrieb.“ Dieser ist Mitglied bei der DEG Alles für das Dach eG.
Dank der Liebe den Meister in Dresden gemacht
„Ich habe schnell gemerkt, dass die Dachdeckerei das Richtige für mich ist. Arbeit an der frischen Luft, handfeste Herausforderungen, Kundenkontakt und mehr …“ Tarek Legat konnte sogar seine Ausbildung verkürzen und hatte den Gesellenbrief schon nach zwei Jahren in der Tasche. Wenig später lernte der Junggeselle eine Frau aus Dresden kennen und entschied sich auch deswegen, dort seinen Meister zu machen.
Mit Schwester Jannika den Betrieb weiterführen
Die Liebe in Dresden war nicht von langer Dauer – die zur Dachdeckerei schon. So kam der damals 22-Jährige mit bestandener Meisterprüfung wieder zurück in den väterlichen Betrieb. „Ich habe meinem Vater und meinem Onkel sehr viel zu verdanken. Sie haben mir den Weg ins Handwerk überhaupt erst geöffnet und helfen mir seither meine beruflichen Ziele zu verwirklichen. Für mich sind beide absolute Vorbilder, was Fachwissen, Ehrgeiz und Liebe zum Beruf betrifft. Den Titel Mister Handwerk 2023 habe ich auch stellvertretend für sie erhalten.“
Zudem hat sich auch Tareks 10 Jahre jüngere Schwester Jannika bereits dazu entschieden, nach ihrem Fachabitur eine Dachdeckerlehre zu beginnen. „Natürlich ist es ein großer Traum von unserem Vater, dass meine Schwester und ich das Unternehmen in der Zukunft in vierter Generation weiterführen.“
Preisgekrönter Imagefilm
Aktuell stehen bei der Zetzmann GmbH die Geschäftstelefone kaum still, und die Auftragsbücher sind voll. „Es können jedoch auch schnell schlechtere Zeiten anbrechen“, weiß Tarek Legat. „Um auch dann noch gut aufgestellt zu sein, habe ich mit einem Freund unseren Online-Auftritt überarbeitet. Es wurde ein Imagefilm gedreht, für den wir sogar den zweiten Platz beim Deutschen Dachpreis erhalten haben.“ Die verstärkter Medienpräsenz habe sich bereits ausgezahlt, denn bereits zwei neue Auszubildende konnte der Betrieb darüber gewinnen „Der Nachwuchsmangel ist schon enorm“, weiß Legat.
„Den Leuten ein Dach über dem Kopf geben“
Und dann ist da natürlich die alltägliche Arbeit als Dachdecker, die ihn begeistert. „Man wird jeden Tag vor eine neue Herausforderung gestellt. Die Arbeit ist ungemein vielfältig. Für mich ist es schön, den Menschen ein Dach über dem Kopf zu geben – und somit ein Gefühl der Sicherheit. Zudem finde ich es prima, am Ende des Tages zu sehen, was man alles geschaffen hat.“ Als Sohn vom Chef habe er es nicht immer leicht. Natürlich gebe es auch Tage, an denen Legat zweifelt. Dennoch nutzt er seine Zeit, um so viele Erfahrungen wie möglich auf den Baustellen zu sammeln.
Auch die Büroarbeit schon kennengelernt
Wie es auf der anderen Seite des Unternehmensalltags aussieht, hat Tarek Legat während seiner fünf Monate mit Thrombose und Embolie erfahren. „Baustelle ging da nicht, aber im Büro konnte ich mithelfen und habe auch dort die Abläufe kennengelernt.“ Er weiß, dass nach wie vor noch viel Arbeit vor ihm liegt, um zukünftig in die Fußstapfen seines Vaters und seines Onkels zu treten.
Während der Zeit im Büro meldete sich auch das erste Mal das Team von „Germanys Power People“ bei ihm. Später stellte sich heraus, dass er das Ganze einem guten Freund zu verdanken hatte, der ihn dort vorher angemeldet hatte. Für Tarek Legat war klar, dass er teilnimmt: „Ich weiß, dass wir viel mehr für die Wertschätzung des Handwerks tun müssen. Deswegen mache ich hier gerne mit.“ „Und ich bekomme durchgehend positives Feedback dafür“, berichtet Legat. Neulich habe er einen früheren Lehrer getroffen, der ihm Anerkennung gezollt habe: „Cooler Werdegang, hat er zu meiner Geschichte gesagt.“
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