Coole Kooperation: Zwei Spenglermeister bauen Turmspitze
16. März 2023
Einen Monat von- und miteinander lernen: Jennifer Konsek und René Gößling haben das im Januar einfach mal gemacht auf den Dächern von München. Beide sind junge Spenglermeister, die zusammen im Familienbetrieb Die Dachlatte arbeiten. Die 25-jährige Jennifer Konsek ist dort Juniorchefin, der 31-jährige René Gößling kommt aus Hohenlimburg und hat gerade seinen Meister gemacht.
Die Idee entstand auf der Messe Dach+Holz
Kennengelernt haben sich die beiden auf Weiterbildungen beim Hersteller Rheinzink. Auf der Messe Dach+Holz im letzten Sommer in Köln kamen sie dann intensiver ins Gespräch. Dabei entstand die Idee, dass René Gößling direkt nach dem Spenglermeister diese besondere Fortbildung in München machen könnte, bevor er wieder zurückkehrt als Angestellter in seinen Betrieb Dach Dörr GmbH.
Dort hatte Gößling nach der Ausbildung zum Dachdecker seine Leidenschaft für das Material Blech entdeckt. Er absolvierte seine ersten Weiterbildungen und schließlich kam das Angebot seines Chefs, den Spenglermeister zu machen. Auch für Jennifer Konsek ist die Arbeit mit Blech eine echte Herzenssache. Sie liebt es, in der Werkstatt für die Kunden zu basteln und dabei schöne Lösungen zu entwickeln. „Es ist wie ein Hobby, mit dem ich sogar Geld verdienen kann.“
Turmspitze als gemeinsames Projekt
Jetzt konnten die beiden zusammen basteln in der Werkstatt. Es galt, eine Turmspitze aus Kupfer neu zu erstellen. „Wir haben die alte Spitze aus lackiertem Edelstahl bekommen für die Abmessungen und Schablonen. Unsere neue Turmspitze sieht natürlich schöner aus“, sagt Konsek lachend „Es war wie die Arbeit an einem Meisterstück, es gab viele komplizierte Stellen. Wir mussten uns viele Gedanken machen, wie wir das umsetzen können.“
Beide Spenglermeister bringen ihr Know-how ein
Dabei ergänzten sich die beiden sehr gut. „Wir haben jeweils unsere Kenntnisse eingebracht, Jenny konnte das eine besser, ich das andere“, berichtet René Gößling. „So ein Projekt geht schon in Richtung Handwerkskunst, das ist was anderes als ein normales Stehfalzdach.“ Allein der Sockel hat vier Teile. Die Spitze ist aus einem Stück, von innen gelötet. „Wir haben quasi ein Puzzle zusammengesetzt“, erklärt Jennifer Konsek, die als „Jenni vom Dach“ auf ihrem erfolgreichen Instagram-Profil ebenso über die Kooperation berichtete wie René Gößling als „Der Dachspengler“.
Schwierige Suche nach Spengler-Fachkräften
Es war der Vater von Jennifer Konsek, der meinte, „dass der René doch mal gleich die Turmspitze machen solle“. Die Dachlatte ist ein Familienbetrieb mit fünf Mitarbeitern. „Mein Vater arbeitet wie ich voll mit auf den Baustellen. Gefühlt haben wir bereits Aufträge für die nächsten zwei Jahre“, sagt die Spenglermeisterin. Es sei aber schwer, Fachkräfte zu finden. Jetzt hatte sie immerhin für einen Monat einen hochqualifizierten Praktikanten. „Wir haben den ganzen Monat zusammen auf den Baustellen und in der Werkstatt gearbeitet. Und das lief sehr gut.“
Zusammenarbeit hat sich gelohnt
Jennifer Konsek lernt gerne neue Sachen und das war auch bei dieser Kooperation der Fall. „Es gibt schon Unterschiede darin, wie wir arbeiten. Das fängt damit an, dass wir in Bayern von Scharblech bei der Dachentwässerung sprechen, René hingegen von Einhangblech.“ Für Spenglermeister René Gößling brachte der Abstecher nach München ein großes Maß an Erfahrung. „Hier in Bayern wird auch anders gearbeitet. Ich konnte viel dazulernen, den Betrieb Die Dachlatte kennenlernen und Lebenserfahrung sammeln.“ Im Ruhrgebiet gebe es den Lehrberuf Spengler oder Bauklempner kaum noch. „Für mich sind das hier in Bayern die Vorbilder.“ Und wie gefiel ihm München? „Es ist eine schöne Stadt zum Arbeiten und Kennenlernen.“
Botschafter für das Handwerk
Jetzt geht es für René Gößling wieder zurück nach Hagen, wo er die Erfahrungen aus diesem Monat ebenso in die Arbeit einfließen lassen kann wie die der Meisterschule. Als Spenglermeister ist er im Ruhrgebiet eher ein Exot. Doch das ist ihm egal, denn die Arbeit mit Blech ist seine Leidenschaft. Wie auch Jennifer Konsek zeigt er das gerne auf Instagram, als Botschafter für das Handwerk.
Der war er auch auf der jüngsten Messe Dach+Holz, als das Gesicht für die Dachdecker. „Es war schon sehr besonders, dieses Gewerk zu repräsentieren, gerade im Hinblick auf die Nachwuchswerbung. Schon das Fotoshooting vorher war eine sehr spannende Erfahrung. Und dann auf der Messe als eine Art Botschafter aufzutreten, war zwar auch anstrengend, aber vor allem interessant und positiv.“
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