Lena Härdtner findet auf dem Dach ihre berufliche Heimat
Bild von Dachdeckerin Lena Härdtner

Lena Härdtner findet auf dem Dach ihre berufliche Heimat

16. Januar 2024

 · Knut Köstergarten

Fachkräfte werden auch von Handwerkern händeringend gesucht. Frauen kommen dabei zunehmend in den Fokus. Eine, die es ausprobiert hat und jetzt im zweiten Lehrjahr den Beruf des Dachdeckers erlernt, ist Lena Härdtner. Sie rät den jungen Mädchen bei Interesse am Handwerk „einfach mal mutig zu sein und ein Praktikum zu machen, als Berufspraktikum während der Schulzeit oder in den Ferien.“ Ihre Erfahrung ist dabei: „Viele Betriebe freuen sich, das Handwerk den jungen Leuten näher zu bringen.“ Auch für Lena Härdtner war ein Praktikum der Einstieg für die spätere Ausbildung zur Dachdeckerin.

Freiwilliges soziales Jahr im Krankenhaus

So ein Praktikum kann einfach helfen, sich beruflich zu orientieren. Denn nach der Schule sind die Möglichkeiten oft unüberschaubar groß. Auch Lena wusste nicht so genau, welchen Weg sie beruflich einschlagen wollte. „Meine Eltern sind beide im pädagogischen Bereich tätig und da war die Idee, dass ich was Soziales mache, nahe. Ich habe ein freiwilliges soziales Jahr im Krankenhaus gemacht. Das ist eine schöne Arbeit, passt aber nicht zu mir.“ Die 22-Jährige startete lieber eine Ausbildung zur Immobilienkauffrau. So richtig wohl fühlte sich Lena Härdtner auch damit nicht. Viele Überlegungen wurden mit Familie und Freunden besprochen, bis die Gedanken Richtung Handwerk gingen.

Beruf als Dachdeckerin ausprobieren

Da wollte sie es selber ausprobieren, „schwindelfrei bin ich ja“, da reizte der Beruf als Dachdeckerin. Die Arbeit machte ihr von Anfang an Spaß. Und sie merkte schnell, dass „es ein Hobby sein könnte, aber heute mein Beruf ist.“ Doch ganz einfach war es nicht in ihrem Ausbildungsbetrieb. Einige Kollegen hatten Probleme damit, dass da auf einmal eine Frau im Team ist, was kein gutes Klima für die 22-Jährige war. Hilfe kam von ihrer Klassenkameradin in der Berufsschule. „Sie stellte mich auf der Weihnachtsfeier in ihrem Dachdeckerbetrieb vor, ich wurde sehr freundlich und normal angenommen.“

Bild von Dachdeckerin Lena Härdtner mit Schieferhammer
Lena Härdtner fand im zweiten Dachdeckerbetrieb ein passendes Team. (Alle Fotos: Lena Härdtner)

Hilfreicher Betriebswechsel während der Lehre

Wenig später wechselt Lena Härdtner und beim neuen Chef Kevin Dreier von der Dreier & Meiss Bedachungsgesellschaft mbH & Co. KG in Neukirchen-Vluyn bei Wesel standen ihr die Türen und Tore offen. Seit Anfang Februar 2023 ist sie im Team. „Die Atmosphäre ist sehr viel angenehmer, es macht Spaß und ich kann mich gut einbringen“, berichtet die Dachdeckerin. „Manche Aufgaben probiere ich zuerst alleine aus, während ein Geselle dabei ist. Wenn es nicht klappt, bekomme ich es nochmal in Ruhe erklärt.“ Fehler sind erlaubt, so kann man wirklich lernen, das gefällt ihr. „Unser Betrieb hat mit zwölf Dachdeckern eine mittlere Größe und deckt alle Bereiche ab.“

Gleichberechtigtes Lernen in der überbetrieblichen Ausbildung

Im Betrieb und in der Berufsschule hat sie eine weibliche Kollegin dabei, in der überbetrieblichen Ausbildung am Berufskolleg in Geldern ist sie die einzige Frau. „Mit 22 gehöre ich zu den Älteren in der Klasse, der Jüngste ist knapp 17 Jahre alt, da haben wir eine große Spannbreite. Es funktioniert sehr gut, ich komme mit jedem klar und wir reden ganz offen über die Arbeit und das Lernen“, freut sich Lena Härdtner. Sie macht inzwischen viele gute Erfahrungen und wird von allen gleichberechtigt akzeptiert.

Bild von Dachdeckerin Lena Härdtner
Die 22-Jährige arbeitet gerne mit Metall, wie hier an einer Regenrinne.

Es braucht als Frau Charakterstärke

Doch junge Frauen, die sich für diesen Beruf interessierten, sollten sich bewusst machen, dass es klare Worte auf den Baustellen gibt. „Sprüche darf man sich nicht zu Herzen nehmen. Und es braucht Charakterstärke, um im Team klarzukommen“, erklärt Lena Härdtner. „Wenn ein Spruch geflogen kommt, gilt es auch mal Kontra zu geben. Manche Kollegen bemerkten erst hinterher, was sie da losgelassen haben.“ Richtig gut findet die junge Frau, wie sich der 62-jährige Altgeselle im Betrieb ihr gegenüber verhält. „Er hat überhaupt keine Vorbehalte, hilft mir uns Frauen oder erklärt uns die ‚alte Schule‘.“

Arbeit mit Metall hat es ihr angetan

Was sie auf den Baustellen am liebsten macht, sind Klempnerarbeiten, Regenrinnen oder auch Attika-Verkleidungen. „Ich wurde auch Pfennigputzer genannt, weil ich gerne auf den Millimeter genau arbeite. Womöglich ist das so ein Frauending“, meint Lena Härdtner schmunzelnd. Die Arbeit mit Metall hat es ihr auf jeden Fall angetan. Auf der anderen Seite sei aber klar, dass ihr alles Spaß mache auf dem Dach. Wichtig sei auch die Stimmung im Team, meint die 22-Jährige. „Wenn wir gemeinsam die Freude oben halten, ist jede Aufgabe zusammen machbar.“

Bild von Dachdeckerin Lena Härdtner auf dem Dach
Fühlt sich inzwischen zuhause auf dem Dach und will weiter lernen: Lena Härdtner.

Erstmal Gesellenbrief machen und Praxiserfahrung sammeln

Lena Härdtner will jetzt erst einmal lernen und ihren Gesellenbrief schaffen. Und dann? „Wenn das klappt und ich ein, zwei Jahre weitere Praxiserfahrungen gesammelt habe, mache ich vielleicht meinen Dachdeckermeister. Ob ich danach angestellt arbeite oder einen eigenen Betrieb gründe, das ist Zukunftsmusik. Vielleicht hänge ich an die Meisterschule gleich noch den Klempnermeister dran.“ Ideen hat die 22-Jährige genug, die Basis dafür schafft sie gerade. „Ich lerne gut, in der Berufsschule und der überbetrieblichen Ausbildung am Berufskolleg Geldern. Die dortigen Lehrer haben mich gefragt, ob ich mitkomme auf den Stand bei den Karrieretagen in Kalkar (Karrieremesse Niederrhein) und in Geldern (Tag der Ausbildung).“

Instagram-Posts für einen Fußballverein

Neben der Arbeit hat sie früher viel Sport gemacht, heute steht sie mit dem Smartphone neben dem Fußballplatz. „Mein Freund spielt im Verein und ich mache die Mannschaft in den sozialen Medien wie Instagram bekannter“, berichtet Lena Härdtner. Bis zu dreimal pro Woche ist sie mit dabei auf dem Platz, beim Training und den Spielen, schießt Fotos und postet Beiträge. „Das ist ein guter Ausgleich zum Alltagsstress.“

Bild von Velux-Banner

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Valentin Bremer gewinnt German Craft Skills 2024 der Dachdecker

Der Sieger der German Craft Skills 2024 Valentin Bremer kommt aus Hessen und hat von 200 möglichen Punkten 178,70 erreicht. Den zweiten Platz belegte John Seltmann aus Sachsen, Dritter wurde Linus Esseln, der Landessieger aus Rheinland-Pfalz. Bremer und Seltmann haben sich für die 30. IFD-Weltmeisterschaft junger DachdeckerInnen im Jahr 2026 qualifiziert. „Es ist immer wieder eine große Freude zu sehen, wie sehr sich junge Menschen für ihr Handwerk begeistern“, erklärte ZVDH-Vizepräsident Jan Voges, der als Zuschauer vor Ort war.

Bild von Velux-Banner

30. Oktober 2024

Georg Harrasser wird neuer Geschäftsführer bei Nelskamp

Georg Harrasser übernimmt ab November 2024 die Geschäftsführung der Dachziegelwerke Nelskamp. Der 58-jährige Maschinenbauingenieur ist ein alter Bekannter in der Bedachungsbranche. Nach mehr als 25 Jahren bei der BMI Group war Harrasser zuletzt als Präsident bei der Carlisle Construction Materials Europe tätig. Er folgt auf Heiner Nelskamp, der im Mai 2024 als Geschäftsführer in Rente gegangen ist. „Nelskamp ist ein bekannter Name und wird als ein führender Hersteller von Dacheindeckungsmaterial in Deutschland sehr geschätzt. Der Ausbau des deutschen sowie internationalen Geschäfts ist eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, so Harrasser.

Bild von Velux-Banner

17. September 2024

A. Ewald Kreuzer wird Ehren-Landesinnungsmeister der bayerischen Dachdecker

Nach Abschluss der Neuwahlen der Vorstandschaft auf dem jüngsten Landesverbandstag der bayerischen Dachdecker stellte der neu gewählte Landesinnungsmeister Mario Kunzendorf den Antrag, A. Ewald Kreuzer für seine herausragenden Verdienste während seiner knapp 20-jährigen Amtszeit als Landesinnungsmeister zum Ehren-Landesinnungsmeister zu ernennen. Kunzendorf bekräftigte die Aussage von ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, dass mit der Zeit von Kreuzer als Landesinnungsmeister eine „Ära“ zu Ende gehe und ergänzte, dass dieser Begriff selten treffender hätte sein können.

Bild von Velux-Banner

18. Juli 2024

ifo Institut erhöht Prognose auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum für 2024

Das ifo Institut hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 0,4 Prozent heraufgesetzt, von 0,2 Prozent bislang. Im kommenden Jahr dürfte es sich beschleunigen auf 1,5 Prozent. „Es entsteht gerade neue Hoffnung“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich langsam aus der Krise. Das zweite Halbjahr 2024 dürfte deutlich besser ausfallen als das erste.“ Gleichzeitig wird die Inflation abflauen, von 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem und auf nur noch 1,7 Prozent im kommenden Jahr.  

Bild von Velux-Banner

20. Juni 2024

17 Prozent weniger Baugenehmigungen im April 2024 als im Vorjahr

Im April 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17 600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 17 Prozent oder 3600 Baugenehmigungen weniger als im April 2023. Im Vergleich zum April 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,5 Prozent oder 13 500 Wohnungen. Von Januar bis April 2024 wurden 71 100 Wohnungen genehmigt. Das waren 21 Prozent oder 18 900 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. „Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter. Was heute nicht genehmigt wird, können wir morgen nicht bauen und wird den Mieterinnen und Mietern am Markt fehlen“, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

Bild von Velux-Banner

18. Juni 2024

Bundesweite Zoll-Razzia gegen Ring von Dachdecker-Betrügern

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ist mit einer Großrazzia unter anderem im Raum Osnabrück und Leer gegen ein illegales Netzwerk sogenannter fliegender Dachdecker vorgegangen. Bei den Ermittlungen gegen Dachdecker-Betrüger geht es unter anderem um den Vorwurf Schwarzarbeit. Laut Staatsanwaltschaft Osnabrück vollstreckten in einer Razzia 590 Zollbeamte mehr als hundert Durchsuchungsbeschlüsse in Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Außerdem unterstützten Spezialkräfte der Polizei die Durchsuchungen von Wohnungen und Gebäuden. Es wurden laut Staatsanwaltschaft Arrestbeschlüsse in Höhe von mehr als 800 000 Euro erwirkt. Es seien deshalb umfangreiche Vermögenswerte in bar sichergestellt worden.

Bild von Velux-Banner

4. Juni 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Februar 2024 erstmals wieder an

Der reale, also preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar 2024 gegenüber Januar 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent gestiegen. Das gilt auch für die Umsätze, die sich sogar um 2 Prozent erhöhten. Der Auftragseingang nahm im Hochbau um 0,5 und im Tiefbau um 2,9 Prozent zu. Auch gegenüber dem Februar 2023 gibt es eine Steigerung um 0,9 Prozent.

Bild von Velux-Banner

25. April 2024

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

Bild von Velux-Banner

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

Bild von Velux-Banner

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

Bild von Velux-Banner

16. Januar 2024