Dachdecker Tarifverhandlungen 2024 ergebnislos vertagt
Bild von Dachdecker auf einem Steildach

Dachdecker Tarifverhandlungen 2024 ergebnislos vertagt

5. November 2024

 · Knut Köstergarten

Schwierig gestalten sich die Tarifverhandlungen 2024 für die rund 100 000 Beschäftigten im Dachdeckerhandwerk. Der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) und die Industriegewerkschaft (IG) Bau konnten sich in der zweiten Verhandlungsrunde Ende Oktober auf kein Ergebnis verständigen. Zu weit liegen Angebot und Forderung noch auseinander. Laut ZVDH ist auch kein Termin für das nächste Treffen vereinbart worden.

ZVDH bietet 6,3 Prozent mehr Lohn

Unter Berücksichtigung der nach wie vor hohen Verbraucherpreise bot die Arbeitgeberseite eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um insgesamt 6,3 Prozent an bei einer Laufzeit des neuen Tarifvertrags 2024 von 25 Monaten. Die Erhöhung soll in zwei Schritten, einmal um 3,5 und ein Jahr später um weitere 2,7 Prozent vollzogen werden. Zusätzlich erklärte der ZVDH laut Pressesprecherin Claudia Büttner seine Bereitschaft zu weiteren Erhöhungen bei entsprechender Laufzeitverlängerung auf 36 Monate.

Bild von Claudia Büttner vom ZVDH
ZVDH-Pressesprecherin Claudia Büttner erläutert die Position der Arbeitgeberseite. (Foto: ZVDH)

IG Bau fordert acht Prozent mehr Lohn

Acht Prozent mehr Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütung fordert hingegen die IG Bau bei einer Laufzeit für den Tarifvertrag 2024 von nur einem Jahr. „Der durch die einst hohe Inflation entstandene Reallohnverlust hat deutliche Löcher in die Haushaltskassen der Familien der Beschäftigten gerissen. Doch die Arbeitgeber zeigen bislang keinerlei Bereitschaft, diese Löcher auch nur irgendwie stopfen zu wollen“, sagt Carsten Burckhardt, im IG Bau Bundesvorstand zuständig für die Baubranche. Und er fügte hinzu, dass es „an Geld nicht fehlt. Trotz schwachem Wohnungsbaumarkt sind die Auftragsbücher der Betriebe voll.“

Unterschied Tarif- und Mindestlohn

Mit der Tariferhöhung um acht Prozent käme ein Dachdecker laut IG Bau auf rund 22,81 Euro pro Stunde. Wenn er Vollzeit arbeitet, stünden dann etwa 3850 Euro auf dem Lohnzettel. Allerdings ist ein Tarifvertrag nicht verpflichtend für die Arbeitgeber. Rechtlich einklagbar ist für Beschäftigte allein der seit Januar geltende Mindestlohn in der Branche, der bei 15,60 Euro pro Stunde liegt, jedoch nicht Bestandteil der aktuellen Tarifverhandlungen 2024 ist.

Bild von  Carsten Burckhardt vom IG Bau Bundesvorstand
Vertritt die rund 100 000 Beschäftigten: Carsten Burckhardt. (Foto: IG Bau/Tobias Seifert)

Arbeitgeber verweisen auf schrumpfende Gesamtwirtschaft

Die Forderung wurde nach Angaben von Claudia Büttner von der ZVDH-Tarifkommission unter Hinweis auf die aktuelle Konjunkturlage mit sinkender Inflationsrate und zugleich schrumpfender Gesamtwirtschaft zurückgewiesen. Ob sich beide Parteien in einer nächsten Verhandlungsrunde annähern können mit Blick auf einen neuen Tarifvertrag 2024 bleibt abzuwarten. Aktuell liegen Angebot und Forderung zu weit auseinander. Das gilt auch für die Einschätzung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die IG Bau sieht in der dritten Verhandlungsrunde eine „letzte Chance“ für eine Einigung, jedoch gehört Säbelrasseln natürlich zum Geschäft von Tarifverhandlungen.

Einigkeit über deutliches Lohnplus bei Auszubildenden

Einen Lichtblick gab es laut ZVDH-Pressesprecherin Claudia Büttner aber doch. Einigkeit herrschte bei der zweiten Verhandlungsrunde darüber, dass die Ausbildungsvergütungen im Dachdeckerhandwerk deutlich angehoben werden sollen. Nur so könnten die Betriebe wettbewerbsfähig bleiben und sich als attraktive Arbeitgeber für potenzielle Auszubildende präsentieren. Carsten Burckhardt von der IG Bau formuliert es so: „Eine deutliche Einkommenserhöhung hätte zudem auch eine positive Auswirkung auf die Kunden: „Sie müssen teilweise über ein Jahr warten, bis jemand kommt und endlich das Dach fachgerecht repariert oder gar erneuert. Denn es fehlt an Fachkräften“, so Burckhardt.

Bild von Dachdecker mit PSA
Einigkeit besteht zwischen den Tarifpartnern über eine deutliche Anhebung des Gehalts für Auszubildende.

Tarifverhandlungen 2022

Bei den letzten Tarifverhandlungen 2022 war die steuerfreie einmalige Inflationsprämie von 950 Euro lange der Knackpunkt. Die Löhne und Gehälter für die rund 100 000 Beschäftigten stiegen damals zum 1. November 2022 um 5,0 Prozent und zum 1. Oktober 2023 um weitere 3,0 Prozent. Die Laufzeit des Tarifvertrags betrug damals 27 Monate. Auch die Auszubildenden im Dachdeckerhandwerk konnten sich über mehr Geld freuen: Die Ausbildungsvergütung wurde jeweils deutlich angehoben: auf 860 Euro im ersten, 1040 Euro im zweiten, und 1320 Euro im dritten Lehrjahr.

Sie interessieren sich für Themen aus den Verbänden? Dann lesen Sie unsere Story über die heiße Phase der Vorbereitung der deutschen Teams für die Dachdecker-WM 2024 in Innsbruck.

Bild von Velux-Banner

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Inside ZEDACH

Erfolgreich Kunden werben: Websitebaukasten für Dachdecker

Inside ZEDACH

DEBAU bietet Versicherungen speziell für das Dachhandwerk

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Valentin Bremer gewinnt German Craft Skills 2024 der Dachdecker

Der Sieger der German Craft Skills 2024 Valentin Bremer kommt aus Hessen und hat von 200 möglichen Punkten 178,70 erreicht. Den zweiten Platz belegte John Seltmann aus Sachsen, Dritter wurde Linus Esseln, der Landessieger aus Rheinland-Pfalz. Bremer und Seltmann haben sich für die 30. IFD-Weltmeisterschaft junger DachdeckerInnen im Jahr 2026 qualifiziert. „Es ist immer wieder eine große Freude zu sehen, wie sehr sich junge Menschen für ihr Handwerk begeistern“, erklärte ZVDH-Vizepräsident Jan Voges, der als Zuschauer vor Ort war.

Bild von Velux-Banner

30. Oktober 2024

Georg Harrasser wird neuer Geschäftsführer bei Nelskamp

Georg Harrasser übernimmt ab November 2024 die Geschäftsführung der Dachziegelwerke Nelskamp. Der 58-jährige Maschinenbauingenieur ist ein alter Bekannter in der Bedachungsbranche. Nach mehr als 25 Jahren bei der BMI Group war Harrasser zuletzt als Präsident bei der Carlisle Construction Materials Europe tätig. Er folgt auf Heiner Nelskamp, der im Mai 2024 als Geschäftsführer in Rente gegangen ist. „Nelskamp ist ein bekannter Name und wird als ein führender Hersteller von Dacheindeckungsmaterial in Deutschland sehr geschätzt. Der Ausbau des deutschen sowie internationalen Geschäfts ist eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, so Harrasser.

Bild von Velux-Banner

17. September 2024

A. Ewald Kreuzer wird Ehren-Landesinnungsmeister der bayerischen Dachdecker

Nach Abschluss der Neuwahlen der Vorstandschaft auf dem jüngsten Landesverbandstag der bayerischen Dachdecker stellte der neu gewählte Landesinnungsmeister Mario Kunzendorf den Antrag, A. Ewald Kreuzer für seine herausragenden Verdienste während seiner knapp 20-jährigen Amtszeit als Landesinnungsmeister zum Ehren-Landesinnungsmeister zu ernennen. Kunzendorf bekräftigte die Aussage von ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, dass mit der Zeit von Kreuzer als Landesinnungsmeister eine „Ära“ zu Ende gehe und ergänzte, dass dieser Begriff selten treffender hätte sein können.

Bild von Velux-Banner

18. Juli 2024

ifo Institut erhöht Prognose auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum für 2024

Das ifo Institut hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 0,4 Prozent heraufgesetzt, von 0,2 Prozent bislang. Im kommenden Jahr dürfte es sich beschleunigen auf 1,5 Prozent. „Es entsteht gerade neue Hoffnung“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich langsam aus der Krise. Das zweite Halbjahr 2024 dürfte deutlich besser ausfallen als das erste.“ Gleichzeitig wird die Inflation abflauen, von 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem und auf nur noch 1,7 Prozent im kommenden Jahr.  

Bild von Velux-Banner

20. Juni 2024

17 Prozent weniger Baugenehmigungen im April 2024 als im Vorjahr

Im April 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17 600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 17 Prozent oder 3600 Baugenehmigungen weniger als im April 2023. Im Vergleich zum April 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,5 Prozent oder 13 500 Wohnungen. Von Januar bis April 2024 wurden 71 100 Wohnungen genehmigt. Das waren 21 Prozent oder 18 900 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. „Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter. Was heute nicht genehmigt wird, können wir morgen nicht bauen und wird den Mieterinnen und Mietern am Markt fehlen“, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

Bild von Velux-Banner

18. Juni 2024

Bundesweite Zoll-Razzia gegen Ring von Dachdecker-Betrügern

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ist mit einer Großrazzia unter anderem im Raum Osnabrück und Leer gegen ein illegales Netzwerk sogenannter fliegender Dachdecker vorgegangen. Bei den Ermittlungen gegen Dachdecker-Betrüger geht es unter anderem um den Vorwurf Schwarzarbeit. Laut Staatsanwaltschaft Osnabrück vollstreckten in einer Razzia 590 Zollbeamte mehr als hundert Durchsuchungsbeschlüsse in Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Außerdem unterstützten Spezialkräfte der Polizei die Durchsuchungen von Wohnungen und Gebäuden. Es wurden laut Staatsanwaltschaft Arrestbeschlüsse in Höhe von mehr als 800 000 Euro erwirkt. Es seien deshalb umfangreiche Vermögenswerte in bar sichergestellt worden.

Bild von Velux-Banner

4. Juni 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Februar 2024 erstmals wieder an

Der reale, also preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar 2024 gegenüber Januar 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent gestiegen. Das gilt auch für die Umsätze, die sich sogar um 2 Prozent erhöhten. Der Auftragseingang nahm im Hochbau um 0,5 und im Tiefbau um 2,9 Prozent zu. Auch gegenüber dem Februar 2023 gibt es eine Steigerung um 0,9 Prozent.

Bild von Velux-Banner

25. April 2024

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

Bild von Velux-Banner

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

Bild von Velux-Banner

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

Bild von Velux-Banner

16. Januar 2024