Jan Redecker leitet neuen ZVDH-Bereich Forschung & Wissenschaft
21. November 2024
Im Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) weht seit Oktober 2024 ein frischer Wind: Jan Redecker hat die Position des Geschäftsführers Technik und zugleich die Leitung des neu geschaffenen Bereichs Forschung und Wissenschaft übernommen. Der Bereich will sich nicht nur den Herausforderungen durch technologische Entwicklungen und neue Materialien stellen, sondern auch das Regelwerk zukunftsfähig gestalten. Mit Jan Redecker steht ein erfahrener Praktiker und engagierter Visionär an der Spitze, der sich die Verbindung von handwerklicher Tradition und wissenschaftlicher Innovation auf die Fahnen geschrieben hat.
Was Forschung & Wissenschaft notwendig macht
„Die Anforderungen an das Dachdeckerhandwerk steigen und wir stehen immer häufiger vor der Herausforderung, neue Materialien und Technologien in die Praxis zu integrieren, ohne dass die Sicherheitsstandards darunter leiden“, erklärt Jan Redecker. Traditionell basiert das Regelwerk auf bewährten Verfahren und Standards, doch gerade bei neuen Produkten, wie im Bereich Photovoltaik, und innovativen Bauweisen entstehen Regelungslücken. Die Idee ist, das Regelwerk durch selbst initiierte und zum Teil selbst durchgeführte wissenschaftliche Untersuchungen auf eine breitere Basis zu stellen und so auch zukunftsfähige anerkannte Regeln der Technik zu liefern. Jan Redecker weiter: „Ziel ist es, wissenschaftliche Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Praxis zu bündeln. Damit wollen wir gewährleisten, dass DachdeckerInnen mit Innovationen sicher und effizient arbeiten können“.
Innovative Materialgarantie für Neuprodukte
Der Bereich Forschung und Wissenschaft hat bereits erste Schwerpunkte gesetzt. Ein Schlüsselprojekt ist die „Innovative Materialgarantie“. Diese Initiative entstand aus der Notwendigkeit heraus, sichere Standards für neue Baustoffe zu schaffen, die im bestehenden Regelwerk noch nicht vollständig abgedeckt sind. Jan Redecker erklärt: „Viele innovative Materialien, etwa im Bereich der Solarenergie, brauchen spezifische Normen und Regelungen, die ihre sichere Anwendung ermöglichen.“ Die Innovative Materialgarantie, die der ZVDH zusammen mit Herstellern entwickelt, gibt den Betrieben mehr Sicherheit, bei der Verwendung innovativer Produkte.
Kooperation mit Hochschulen bei Photovoltaik
Weitere Projekte befassen sich mit der Regensicherheit von Dachdeckungen und der Integration von Photovoltaikanlagen. Letztere gewinnen durch die Energiewende stark an Bedeutung, etwa als Indach-PV oder als Solar-Komplettdach. Die Anforderungen sind dabei vielfältig: „Von der Statik über den Brandschutz bis hin zur Bauphysik müssen bei integrierten Photovoltaikanlagen zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden, um eine sichere Anwendung zu gewährleisten“, erklärt Jan Redecker. Hier setzt der ZVDH etwa auf die Zusammenarbeit mit Hochschulen, um Lösungen zu entwickeln, die die Installation und Wartung von PV-Modulen auf dem Dach vereinfachen und standardisieren.
Praxisorientierte Forschung: Thema Retentionsdach
Ein weiteres Forschungsthema in Zukunft wird die Retention sein – die bewusste Verzögerung des Wasserabflusses auf Dächern. Dieses Prinzip steht im Gegensatz zur bisherigen Praxis, das Wasser möglichst schnell abzuleiten, und könnte langfristig zur Nachhaltigkeit des Bauens beitragen. Gerade vor dem Hintergrund des Klimawandels spielt das Thema Wasserhaushalt eine immer größere Rolle. Hier plant der ZVDH weitere Studien, die zeigen sollen, wie Wasser effektiv zurückgehalten werden kann. „Forschung muss praxisorientiert sein, sonst bleibt sie ein theoretisches Konzept ohne Mehrwert für das Handwerk“, so Jan Redecker.
Digitalisierung des Regelwerks im Fokus
Auch die Digitalisierung spielt im neuen Fachbereich eine wichtige Rolle. Eine anwenderfreundliche digitale Version des Regelwerks, an der Jan Redecker und sein Team arbeiten, soll Dachdeckern auf der Baustelle den Zugang zu Informationen erleichtern. In Zukunft könnten der Einsatz von künstlicher Intelligenz und 3D-Visualisierungen das Regelwerk ergänzen und so die Informationstiefe erhöhen. „Eine KI wird uns nicht sagen, wie Dächer zu bauen sind, aber sie kann uns helfen, die richtigen Informationen schneller zu finden“, sagt Jan Redecker. Gleichzeitig betont er die Wichtigkeit eines behutsamen Vorgehens: „Die Digitalisierung muss sicher und nachvollziehbar bleiben, damit das Vertrauen in das Regelwerk nicht leidet.“
Jan Redeckers Werdegang
Jan Redecker verbindet handwerkliche und akademische Erfahrung: Nach seiner Ausbildung zum Dachdecker und der Meisterprüfung studierte er Bauingenieurwesen und arbeitete als Bauleiter. Als technischer Referent beim ZVDH betreute er Ausschüsse zu Themen wie Blitzschutz, Entwässerung, großformatige Elemente, Metall sowie Solarenergie und legte damit den Grundstein für den neuen Forschungsbereich.
Zwei Herzen in einer Brust: Dachdecker und Ingenieur
Seine Aufgabe sieht er vor allem darin, das Handwerk fit für die Zukunft zu machen, ohne den Bezug zur Praxis zu verlieren. „In meiner Brust schlagen zwei Herzen“, sagt Jan Redecker. Das größere sei das des Dachdeckers, aber auch das Ingenieurwissen helfe ihm, technische Herausforderungen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten und fundierte Lösungen zu entwickeln. Redecker ist überzeugt, dass es ihm mit seiner hybriden Sichtweise gelingt, Fachmeinungen zu vereinen und innovative, praxistaugliche Lösungen für das Handwerk zu entwickeln.
Materialbeständigkeit unter extremer Witterung
Neben den laufenden Projekten hat Jan Redecker bereits weitere Pläne, die er in den nächsten Jahren umsetzen möchte. Dazu gehören detaillierte Untersuchungen zur Materialbeständigkeit unter extremen Witterungsbedingungen und auch die Optimierung energieeffizienter Dachlösungen steht auf seiner Agenda. Jan Redeckers Vision ist es, das Dachdeckerhandwerk langfristig so zu gestalten, dass es den Anforderungen an Nachhaltigkeit, Innovation und Sicherheit gerecht wird. Wir wünschen dabei gutes Gelingen.
Sie interessieren sich für Berichte aus den Verbänden? Dann lesen Sie unsere Story über das Projekt Handwerk macht Schule, an dem sich auch die Dachdecker beteiligen.