Bester Absolvent der Berliner Dachdecker-Ausbildung
4. April 2019
Berliner Landessieger 2018 ist Leon Steinhof geworden – mit dem Bundessieg hat es nicht geklappt. Wie auch, denn sein Vater schenkte ihm zum gelungenen Abschluss der Dachdecker-Ausbildung eine gemeinsame Reise nach Australien. „Da konnte ich nicht für den Bundeswettbewerb trainieren. Aber die Reise war eine krasse Erfahrung.“ Von den Eindrücken her, aber auch in Sachen Handwerk. „Die Australier haben eine ganz andere Wertschätzung für handwerkliche Arbeit. Du brauchst da nur einen Werkzeugkoffer und kannst richtig viel Geld verdienen“, berichtet Steinhof. Da hat er kurz überlegt, gleich ganz in Australien zu bleiben und ist dann doch zurückgekehrt. „Berlin ist eine tolle Stadt, aber als Plan B ist Down Under eine echte Option.“
Dachdecker-Ausbildung: Mehr Wertschätzung wäre klasse
Einen höheren Stellenwert wünscht sich der Junggeselle für das deutsche Handwerk. Ein Beispiel: „Ich musste als Azubi 60 Euro für die Monatskarte abdrücken, Studenten bekommen die umsonst.“ Und auch in seinem Umfeld stößt er auf Vorurteile und fehlende Wertschätzung. Du arbeitest auf dem Bau? Diese Frage ist meistens kein Kompliment. Steinhof ist trotzdem Dachdecker geworden. „Ich wollte nach dem Abi nicht direkt studieren und mit den Händen anpacken konnte ich immer schon.“ Sechs Monate jobbte er zwischendurch als Parkettleger, wollte dann Zimmerer werden. Die erste Bewerbung klappte nicht, dann fragte er beim Dach- und Holzbauunternehmen Viellechner an, einen Betrieb in der Nähe seines Wohnortes. „Die haben mich zu ihrer Azubi-Challenge eingeladen. Der Chef Lasse Kutzbach wollte mich aber nicht als Zimmerer einstellen, sondern als Dachdecker. Das habe ich ihm erst ein wenig übel genommen, doch heute bin ich froh darüber“, erzählt Steinhof.
Dachdecker-Ausbildung: Azubi-Challenge im Betrieb Viellechner
Rund 30 Kandidaten starten bei der Azubi-Challenge, einem Wettkampf mit praktischen Übungen. „Wer da kommt, der will auch bei uns Lehrling werden“, sagt Lasse Kutzbach. Der Betrieb mit seinen rund 40 Mitarbeitern bildet Dachdecker, Zimmerer, Klempner und Büroleute aus, aktuell sind es elf Lehrlinge. „Viele wollen Zimmerer werden, weil es da so ein romantisches Bild gibt mit der Zunftkleidung“, sagt der Chef. Landessieger Steinhof sieht das ähnlich. „Als Dachdecker habe ich eine breitere Sicht auf das Thema Dachbau. Das Spektrum der Tätigkeiten ist vielfältig und Kreativität ist auch gefragt. Selbst wenn ich länger auf einer Baustelle bin, mache ich doch jeden Tag was anderes.“
Kann er die Dachdecker-Ausbildung bei Viellechner empfehlen? „Wer motiviert ist und wirklich wissen will, wie es richtig geht, der ist dort sehr gut aufgehoben. Bei Viellechner gibt es einen sehr hohen Standard. Da kannst du von den verschiedenen Mitarbeiter ganz viel lernen.“ Natürlich gebe es da auch Typen, mit denen der Umgang nicht so einfach sei. „Doch gerade von denen habe ich oft am meisten gelernt.“ Voraussetzung dafür ist jedoch Teamfähigkeit und eine gewisse Standhaftigkeit, wenn einem einmal jemand komisch kommt oder einen anfährt. „In der Ausbildung habe ich auch im Umgang mit den Menschen einiges gelernt“, sagt Steinhof. Das ist auch zu merken. Der freundliche junge Mann hat schon ein echtes Standing, nicht nur von seiner Statur. Ihn wirft auch Gegenwind nicht so schnell um. Kraftsport macht er gerne in seiner Freizeit.
Nach der Dachdecker-Ausbildung: Studium oder Meister machen
Und wie sehen seine weiteren Pläne aus? „Bis Ende des Jahres will ich weiter als Junggeselle auf dem Dach arbeiten und Erfahrungen sammeln. Ich hole zwar nicht mehr den Kaffee, aber Fragen habe ich immer noch einige.“ Danach sieht er aktuell zwei Möglichkeiten. „Ich kann mir vorstellen, dann doch noch zu studieren. Oder als Alternative könnte ich mehr im Büro arbeiten, vor allem im Winter, und später mal den Techniker oder Meister machen.“ Die Hitze im Sommer ist für ihn kein Problem, aber seine ansonsten starken Hände vertragen die Kälte im Winter nicht. Da helfen auch keine Handschuhe. Mit seinem Chef wird er über seine Zukunftspläne demnächst sprechen. Der sagt: „Ich würde Leon auf jeden Fall gerne im Betrieb behalten.“ Mal sehen, wie sich der Junggeselle dann entscheidet.
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