Eine Frau als beste Dachdeckerin auf der Meisterschule

Eine Frau als beste Dachdeckerin auf der Meisterschule

6. November 2018

 · Knut Köstergarten

Über die Hälfte aller Schulabgänger hat inzwischen das Abitur und viele von Ihnen wollen unbedingt studieren. Doch trotz des fortschreitenden „Akademisierungswahns“ gibt es immer wieder Abiturienten, die nach der Schule eine Lehre machen – auch im Handwerk. Eine von ihnen ist Dana Schoenenberg aus Unterfranken, welche die über 160-jährige Familientradition des Dachdeckens fortführt. Doch auch bei ihr stand der Berufswunsch Dachdecker keineswegs seit der Einschulung fest.

Im Mai 2018 hielt Dana Schoenenberg mit 21 Jahren den Meisterbrief in den Händen – als Beste von 90 Gleichgesinnten, die zur Prüfung angetreten waren. Und das mit einer Traumnote von 1,08.
Im Mai 2018 hielt Dana Schoenenberg mit 21 Jahren den Meisterbrief in den Händen – als Beste von 90 Gleichgesinnten, die zur Prüfung angetreten waren. Und das mit einer Traumnote von 1,08.

Über Praktika den richtigen Beruf gefunden

Ganz im Gegenteil: Mit dem Fachabitur in der Tasche machte sie – nein, keine einjährige Reise zum Schafescheren nach Neuseeland oder zum Selbstfinden auf den Kilimandscharo – sondern 2014 unter anderem ein Berufspraktikum in einem Büroberuf. Dabei fand Dana Schoenenberg im Praxistest schnell heraus: „Schreibtisch ist nicht mein Ding.“ Dafür aber die Ausbildung zum Dachdecker im elterlichen Betrieb.

Zur „Ausnahmeerscheinung Frau im Dachdeckerhandwerk“ gab es im Betrieb eigentlich nie Skepsis, erinnert sie sich. Auch nicht, dass „die Tochter vom Chef“ jetzt hier lernt. „Nur an der Berufsschule ist mir von anderen Mitschülern schon mal die Frage gestellt worden, was ich als Mädchen hier eigentlich will“, berichtet Schoenenberg.

Nach der Ausbildung: Anmeldung zur Meisterschule für Dachdecker

Die Frage hat Dana Schoenenberg allerdings zügig beantwortet. Nach ihrer Gesellinnenprüfung trat sie in die Fußstapfen von vielen ihrer Familienmitglieder: Sie meldete sich im August 2017 zum Meistervorbereitungslehrgang im Berufsbildungszentrum der Dachdecker in Mayen an. „In der Meisterschule triffst du Leute aus ganz Deutschland und sammelst neue Erfahrungen“, sagt die Dachdeckermeisterin. Die Entscheidung erwies sich als richtig: Im Mai 2018 hielt Dana Schoenenberg mit 21 Jahren den Meisterbrief in den Händen – als Beste von 90 Dachdeckern auf der Meisterschule, die zur Prüfung angetreten waren. Und eine Ehrung gab es auch, kein Wunder bei einer Traumnote von 1,08.

Die junge Meisterin ist sich sicher, Frauen im Handwerk sind nicht mehr merkwürdig, sondern Alltag. Da hat ein Umdenken eingesetzt.
Die junge Meisterin ist sich sicher, Frauen im Handwerk sind nicht mehr merkwürdig, sondern Alltag. Da hat ein Umdenken eingesetzt.

Die Beste sein: „Ich hab‘ einfach hohe Erwartungen an mich selbst“

Ob sie gleich zu Beginn der Meisterschule für Dachdecker das Ziel verfolgt habe, als Beste abzuschneiden? „Nee, nee, hat sich einfach so ergeben“, meint sie bescheiden. „Ich setze mir halt immer hohe Ziele.“ Ihr nächstes Ziel ist, wenn auch noch in Ferne, die Übernahme des Familienbetriebs mit derzeit insgesamt 13 MitarbeiterInnen. Dazu gehört jetzt auch, mal die Baustelle mit dem Schreibtisch zu tauschen und praktische Erfahrungen in der Betriebsführung sowie der betrieblichen Organisation zu sammeln.

Erfüllt sich Dana Schoenenberg damit nicht nur ein persönliches Ziel, sondern auch die „Frauenquote“? Den Begriff mag sie eigentlich nicht so. „Ich mache meinen Job, weil ich gut sein will und nicht, weil ich irgendwelche Schubladendenke oder Quoten erfüllen soll.“ Und sie setzt noch einen drauf: „Ich würde mich fast schon diskriminiert fühlen, wenn ich nur der Quote wegen als Dachdecker arbeiten würde.“

Bei ihrem Team auf der Baustelle ist diese Einstellung anerkannt. „Auch wenn ich als Frau manchmal 200 Prozent bringen muss“, wie Schoenenberg sagt. Generell gilt: Auf ihr Team lässt sie nichts kommen. „Die sind einfach klasse.“ Außerdem ist die junge Meisterin sicher: Frauen als Dachdecker sind nicht mehr merkwürdig, sondern Alltag. Da hat ein Umdenken eingesetzt.

Dachdecker ist einer der vielseitigsten Berufe überhaupt

Bei einigen Kunden ist allerdings noch das Klischee vom muskelbepackten Dachdecker im Kopf: „Da wird schon mal gefragt, ob ich das überhaupt kann“, berichtet Dana Schoenenberg lachend. Und wie würde die Herzblut-und-Leib-und-Seele-Dachdeckermeisterin den SchülerInnen Appetit auf Dach und Wand machen? „Ihr würdet Euch für einen der vielseitigsten Berufe überhaupt entscheiden und Dinge lernen, die ihr gar nicht vom Dachdecker erwartet hättet.“

Das sagt eine junge Frau, die selbst in einer Dachdecker-Familie groß geworden ist. Ihr hätte die Tür zu vielen Studiengängen offen gestanden. Doch sie entschied sich für Ausbildung und Meisterschule – mit großem Erfolg.

Sie interessieren sich für das Thema Aus- und Weiterbildung. Wir haben einen jungen Mann befragt, warum er sein Studium abgebrochen hat, um Dachdecker zu werden.

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

16. Januar 2024

Beschäftigung auf Rekordniveau: Arbeitsmarkt zeigt sich 2023 widerstandsfähig

Im Dezember 2023 waren rund 2,6 Millionen Menschen arbeitslos. Im Vergleich zum November stieg die Arbeitslosenquote saisonbedingt um 0,1 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Staatssekretärin Leonie Gebers, Bundesministerium für Arbeit und Soziales: „Erfreulich ist, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit 35,1 Millionen im Oktober erneut einen Höchststand erreicht hat und die Nachfrage nach neuen MitarbeiterInnen im Dezember trotz weiterhin schwacher Konjunktur wieder leicht gestiegen ist. Der Arbeitsmarkt erweist sich als verlässlich und widerstandsfähig.“

8. Januar 2024

Dachdecker gilt als am wenigsten durch Künstliche Intelligenz gefährdeter Beruf

Die meisten Büroberufe halten viele Menschen nach einer repräsentativen Umfrage der Marktforscher von YouGov für akut gefährdet, durch Künstliche Intelligenz (KI) ersetzt zu werden. Besser sind die Zukunftsaussichten für die handwerklich geprägten Berufe, bei denen sich die menschliche Komponente nur sehr schwer ersetzen lässt. Den Beruf des Schreiners halten 64 Prozent der Befragten für wenig oder gar nicht gefährdet, 65 Prozent den Beruf Maler und für den Beruf Dachdecker sehen gar 71 Prozent der Befragten wenig oder gar keine Gefahr.

21. Dezember 2023

Mayener Meisterwoche 2024 mit aktuellen Themen

In Mayen werden vom 24.-26. Januar 2024 wieder Tür und Tor für die Mayener Meisterwoche (MMW) geöffnet. Das Programm lässt keine Wünsche offen und beleuchtet die aktuellen Themen der Zeit: Neben wichtigen Neuerungen im Fachregelwerk geht es um Schadensfälle bei PV-Anlagen, die Möglichkeiten und Grenzen einer 4-Tage-Woche in Dachdeckerbetrieben, aber auch Cybersicherheit und KI im Handwerk versprechen interessante Einsichten. Ein Blick in das Programm lohnt auf jeden Fall.

15. Dezember 2023

Neues Führungs-Duo bei Velux Deutschland

Mit sofortiger Wirkung übernehmen Silke Stehr als Sprecherin der Geschäftsführung und Matthias Mager als Geschäftsführer Vertrieb die Leitung von Velux Deutschland. Jacob Madsen, bisheriger Geschäftsführer, wechselt als Executive Vice President Region North Europe in das Top-Management der Velux Gruppe. „Silke und Matthias haben viel Markt- und Branchen-Erfahrung und gestalten Velux schon lange erfolgreich mit,“ erklärt Madsen. „Gemeinsam werden wir unser Qualitätsversprechen, die enge Zusammenarbeit mit den Partnerbetrieben im Fachhandel und Handwerk und die starke Position des Unternehmens weiter ausbauen.“

4. Dezember 2023

Auftragszahlen im Wohnungsbau gehen weiter abwärts

„Seit mehr als einem Jahr verzeichnen wir nun schon negative Zahlen bei Baugenehmigungen und Auftragseingängen im Wohnungsbau. Von Januar bis September wurden fast 77.000 Wohneinheiten weniger genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Die Order sind im September um real 15 Prozent zurückgegangen“, so Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Der Der Wohnungsbau brauche neben dem beim Kanzlergipfel verabschiedeten 14-Punkte-Plan kurzfristige Hilfe, sonst werde der Einbruch noch dramatischer.

24. November 2023

ifo Institut: Auftragsstornierungen im Wohnungsbau erreichen neuen Höchststand  

Die Stornierungswelle im Wohnungsbau reißt nicht ab. Im Oktober meldeten 22,2 Prozent der Unternehmen gestrichene Projekte, im Vormonat waren es 21,4 Prozent. „Es wird immer schlimmer, mehr und mehr Projekte scheitern am gestiegenen Zinsniveau und den teuren Baupreisen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Das Neugeschäft im Wohnungsbau ist weiterhin sehr schwach, die Auftragsbestände der Firmen schmelzen ab.“ 

15. November 2023

ifo Institut: Wirtschaftsleistung 2023 schrumpft um 0,4 Prozent

Das ifo Institut hat seine Konjunkturprognose bestätigt. Demnach wird die deutsche Wirtschaftsleistung 2023 um 0,4 Prozent schrumpfen. Im kommenden Jahr wird sie dann um 1,4 Prozent steigen, aber 0,1 Prozentpunkte weniger als bislang gedacht. Im Jahre 2025 wird das Wachstum 1,2 Prozent betragen. „Anders als bislang erwartet dürfte die Erholung in der zweiten Jahreshälfte 2023 ausbleiben. Die Abkühlung setzt sich fort, in nahezu allen Branchen steht die Tendenz auf Flaute“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. 

8. September 2023