Hitzewelle im Sommer: Wie Dachdecker sich schützen können
28. Mai 2019
Der Sommer ist die Zeit der Dachdecker, es brummt das Geschäft. Wenn da nicht immer öfter diese Hitzewellen wären. Bei zu hohen Temperaturen auf dem Dach geht irgendwann trotz Pausen im Schatten gar nichts mehr in Sachen harter körperlicher Arbeit. Dachdecker Oliver Bernhardt nimmt es zwar in seinem Instagram-Post mit Humor und einer Wasserdusche (siehe Foto oben). Doch die Hitze birgt hohe Gesundheitsrisiken, vor allem für Haut und Augen.
Dachdecker und Hautkrebs: Hauptrisiko UV-Strahlung
Laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) ist vor allem in der Mittagssonne der Monate März bis September ein guter UV-Schutz gefragt, um die sensible Haut vor dem Risiko Hautkrebs zu bewahren. Studien zeigen, dass jeder Sonnenbrand die Wahrscheinlichkeit einer Hautkrebserkrankung steigert. Vorbräunen hilft hier dem Dachdecker nur wenig. Auch wenn die Haut nicht gerötet ist, dringen die UV-Strahlen in die ungeschützten Hautschichten und schädigen die Zellen.
Heller Hautkrebs – die Haut vergisst nichts:
Wer sich als Dachdecker bei der Arbeit also keinen Sonnenbrand holt, ist damit nicht vor dem Risiko Hautkrebs und damit vor langwierigen Erkrankungen gefeit. Zwar besitzt die menschliche Haut einen Eigenschutz und kann sich regenerieren, doch ist diese Fähigkeit begrenzt und variiert abhängig vom Hauttyp stark. Bei Menschen mit hellem Teint ist die Haut für maximal zehn Minuten geschützt. Doch selbst dunkelhäutige Menschen sollten sich nicht länger als 45 Minuten ungeschützt direkter Sonnenstrahlung aussetzen. Dachdecker, Zimmerer sollten daher an sonnigen Tagen mindestens zwischen 10 und 15 Uhr wirksame Schutzmaßnahmen ergreifen.
Dachdecker sollten eine passende Schutzkleidung wählen
Der Dachdecker muss einen wirksamen Schutz gegen Sonne und damit Hautkrebs in erster Linie durch das Tragen geeigneter Kleidung realisieren. Diese sollte vor allem solche Körperpartien vor Sonnenlicht schützen oder bedecken, die besonders empfänglich für eine überhöhte Einstrahlung sind. Das gilt vor allem für Kopf und Glatze, Stirn und Gesicht, Schultern und Rücken. Bei direkter Sonneneinstrahlung tragen Dachhandwerker am Besten einen geeigneten Kopfschutz mit integriertem Sonnenschutz, langärmelige Oberteile und ebenso lange Hosen.
Wer auf dem Dach einen Schutzhelm mit Kinnriemen trägt, sollte diesen mit einem zusätzlichen Nackenschutz nutzen. Den gibt es auch für einfache Basecaps, sodass Nacken und Hals auch hier gut vor den UV-Strahlen abgeschirmt werden. In Deutschland ist die Sonnenstrahlung übrigens nicht so intensiv, dass Beschäftigte auf spezielle UV-Kleidung zurückgreifen müssen. Baumwolloberteile erfüllen hier bereits eine solide Schutzfunktion. Spezielle Funktionskleidung ist häufig allerdings angenehmer zu tragen, weil sie den Schweiß nach außen transportiert.
Um das Gesicht ausreichend zu schützen, empfiehlt sich die zusätzliche Anwendung von Sonnenschutzcremes, deren Lichtschutzfaktor gerne bei mindestens 30, besser aber noch bei 50 liegen darf. Die Wirkung nimmt mit der Zeit allerdings ab, weshalb unbedingt nachgecremt werden sollte.
UV-Belastung schädigt auch die Augen
Eine übermäßige UV-Belastung schädigt nicht nur die Zellen der Haut, sondern ebenso das menschliche Auge. Bindehautentzündungen sind eine typische Folge, wenn Dachdecker zu lange ohne eine schützende Sonnenbrille arbeiten. Deutlich unliebsamer ist eine Trübung der Augenlinse: Der sogenannte graue Star gehört zu den schwerwiegenden Spätfolgen. Besonders gefährdet sind Beschäftigte, die in der Nähe reflektierender Arbeitsbereiche tätig sind, etwa auf Metalldächern.
Sonnenschutzbrillen für die Arbeit benötigen unbedingt einen integrierten UV-Schutz. Sie sollten gut sitzen, damit sie die Augen passgenau abdecken, und müssen gemäß DIN EN 166 und DIN EN 172 zertifiziert sein. Obwohl die UV-Strahlung zur Mittagszeit zumeist am stärksten ist, bedeuten ein bedeckter Himmel oder frühe und späte Arbeitszeiten nicht, dass keine Strahlung vorliegt. UV-Strahlung ist auch bei bewölktem Wetter messbar. Ein Schutz für Augen und Haut ist bereits gefragt, sobald der UV-Index über 2 liegt. Und dies ist oft bereits ab 6 Uhr morgens der Fall.
Oft unterschätzt: die Hitzebelastung
An Sommertagen sollten sich Dachdecker nicht nur auf die verstärkte Sonneneinstrahlung vorbereiten, sondern ebenso auf die belastende Hitze. In der Praxis kommt es immer wieder zu Schwächeanfällen und Zusammenbrüchen. Die Folgen reichen bis zum Sonnenstich oder Hitzschlag, bei dem die Körpertemperatur auf über 40 Grad steigt. Dacharbeiter aller Gewerke sollten an besonders heißen Tagen daher nach Möglichkeit luftdurchlässige Kleidung tragen und in jedem Fall regelmäßige Pausen im Schatten einlegen. Zudem gilt es, genügend zu trinken, um den Körper mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen.
Die BG Bau empfiehlt, in den Sommermonaten mindestens alle 20 Minuten eine knappe Trinkpause einzulegen. Und sie rät den Arbeitgebern, bei Hitzeperioden die Leistungslohnsysteme auszusetzen, mit denen Beschäftigte zu einem gesundheitsgefährdendem Arbeitsverhalten angetrieben werden könnten. Das ist für alle Akteure sinnvoll, denn vom Erhalt der Arbeitskraft ihrer Mitarbeiter profitieren letztendlich auch die Betriebe.
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