Neu, innovativ und nachhaltig: die Massivholzmauer
18. Juni 2018
„Früher stand hier ein Haus mit einem Blumenladen und einem Gewächshaus dahinter. Nach dem Abriss blieb eine große Lücke zwischen den Häusern zurück. Dann wurde ein Turm aus Beton gemauert und nun wird drum herum ein Haus aus Holz gebaut.“ Dies stellte eine erstaunte Anwohnerin der Orleanstraße in Bremen mit fragendem Blick fest.
In der Tat passierte hier etwas ganz Neues. Erstmals wurde in der Hansestadt ein Haus mit Holzmassivmauer gebaut. „Das ist das einzige seiner Art hier in Bremen“, erklärt Dachdecker- und Zimmerermeister Michael Pomplun aus Geestland bei Cuxhaven. Pomplun hat mit seinem Unternehmen die Werksvertretung des Herstellers übernommen. Seine Firma hat bereits Erfahrungen mit der Konstruktion und Produktion von Übergangswohnhäusern für Zuwanderer auf Basis der Massivholzmauer gemacht.
Sechsstöckiges Gebäude mit Massivholzmauer
Das sechsgeschossiges Gebäude aus dem nachhaltigen Baustoff Holz bietet sechs neue Wohnungen Platz. Diese Bauart spart Zement, Beton, Steine und Sand, der ja bekanntlich immer knapper wird. „Bei dem Turm, der zunächst gemauert werden musste, handelt es sich um ein platzsparendes Treppenhaus mit Fahrstuhlschacht. An diesem werden die fertigen Hauswände in den einzelnen Stockwerken angeordnet“, konnte Pomplun die Nachbarin aufklären.
„Natürlich brauchte so eine neue Bautechnik mit Massivholzmauer Vorlaufzeit, denn hier wurden hohe Anforderungen an den Brandschutz gestellt. Außerdem galt es, die Akustik zu einer nahegelegenen Hauptverkehrsstraße einzuplanen. Klar, dass bei dem Thema die zuständigen Mitarbeiter der Baubehörde zunächst skeptisch reagierten und die Prüfungen sehr genau vornahmen“, sagt der Dachdecker- und Zimmerermeister.
Massivholzhaus – Fertigstellung in fünf Wochen
Aber nach dem „Go“ sei es gelungen, den Rohbau mit seinen zahlreichen Zimmern vom Keller bis zum Dachstuhl innerhalb von fünf Wochen hochzuziehen, was wohl bei einem Steinmauerwerk so schnell nicht möglich gewesen wäre. Jede Woche sind dazu rund 40 Kubikmeter Holz angeliefert und mit einem Kran an die richtige Position manövriert worden. Insgesamt seien für die Massivholzmauer über 200 Kubikmeter verbaut worden.
Konstruiert hat Pomplun das Wohnhaus gemeinsam mit dem Bremer Architekten Walter Wiedenmann, der schon für den Bau mehrerer Holzobjekte gesorgt hat und etwa für die Bremer Bauordnung 2010 eine Holzbaurichtlinie initiierte.
Walter Wiedenmann weist ebenfalls auf das nötige Brandschutzkonzept sowie auf die rund 21 Zentimeter starken Holzwände hin, die den nötigen Schallschutz und eine vorgehängte Fassade erhalten. „Der Holzbau wird unterstützt durch Stahlträger. Die Verbindungsteile der Wände bestehen ebenso aus Stahl“, erklärt der Architekt. „Es ist eine wunderbare Arbeit. Die Planung nimmt vielleicht etwas mehr Zeit in Anspruch, aber wenn dann gut und nach Plan gearbeitet wird, ist die Bauzeit deutlich kürzer als bei herkömmlicher Bauweise.“ Die Bautechnik mit Massivholzmauer sei dabei nicht teurer als der Betonbau.
Architekt Wiedenmann verweist nochmal auf die Lebensqualität in den einzelnen Wohnungen, mit Balkonen, Terrassen und Dachgeschoss und meint: „So etwas baut man nicht jeden Tag. Da musst du schon jemanden finden, der innovativ denkt und so etwas bauen will.“ Laut Bauherr soll das Holz auch nicht komplett verkleidet werden: „Die Decken sollen in natura sichtbar sein.“
Die Grundidee der Massivholzmauer stammt aus dem Allgäu
„Eigentlich kommt die Grundidee der Massivholzmauer aus dem Allgäu, produziert werden die Einzelteile jedoch im Osten Deutschlands, von wo aus das Material zur Baustelle transportiert wird“, erklärt Pomplun. Von seinen Mitarbeitern ist zu hören, dass man zwar schon einige Objekte dieser Art umgesetzt habe, dieses Bauwerk jedoch eine besondere
Herausforderung sei. Es wäre sehr spannend, dabei sein zu können. Als vorteilhaft für dieses Bauen mit Holz erweist sich auch die Tatsache, dass andere Gewerke immer zügig nachkommen können.
Nun ist die Lücke zwischen den Häusern in der Orleanstraße geschlossen. Die Wände zu den Nachbarhäusern stehen von allein, dazwischen wird schwer entflammbare Steinwolle angebracht. Hier kommt der Dachdecker-Einkauf Nordwest ins Spiel, der für die Lieferung der Dämmung und weiterer Produkte sorgt, wie etwa Balkonabdichtungen.
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