Bauder: Mit begrünten Nutzdächern für Klimaschutz
7. Dezember 2021
Dachsystemhersteller Bauder bringt ein neues Produkt für eine einfache, sichere Installation von PV-Anlagen auf Gründächern auf den Markt. Gleichzeitig investiert das Familienunternehmen mit 100 Millionen Euro die größte Summe der Firmengeschichte in neue Produktionslinien und Mitarbeiter.
Dass der Klimawandel real existiert und die Menschheit vor neue, teilweise riesige Herausforderungen stellt, darüber herrscht mittlerweile weitgehend Einigkeit. Dass gerade Dachdecker durch ihre Arbeit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz leisten können, ist jedoch eine Erkenntnis, die sich in der Branche nur langsam durchsetzt. Industrieunternehmen wie der Dachsystemhersteller Bauder sind da der Zeit ein Stückchen voraus: Sie setzen schon heute vermehrt auf Nutzdächer und wollen Verarbeiter und die Politik dafür gewinnen.
Bislang zu wenige Flachdächer begrünt
„Wir träumen schon seit 1980 davon, dass jedes Flachdach begrünt wird“, sagt Tim Bauder, einer von drei Geschäftsführern bei der Paul Bauder GmbH & Co. KG und verantwortlich für den Bereich Marketing. „Seit 2008 hat sich in Deutschland die Anzahl an begrünten Flachdächern verdoppelt. Aber nur maximal 13 Prozent davon sind begrünt.“ Er und seine beiden Brüder Jan und Mark, die mit ihm 2018 die Geschäftsführung im Familienunternehmen übernommen haben, halten das schlicht für Verschwendung und wollen dies ändern. Denn das Thema Nachhaltigkeit in seinen Dimensionen Ökologie, Soziales und Ökonomie ist der Familie ein Herzensanliegen. „Der Klimawandel und was wir dagegen tun können, ist für uns ein wesentlicher Treiber. Denn wir können mit unseren Produkten eine wirksame Antwort geben“, erklärt Mark Bauder.
Bauder fordert von der Politik mehr Klimaschutz
Er hat auch gleich deutliche Worte für die Politik parat: „Es wird noch immer zu wenig getan. So fehlt es etwa dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) an Ambitionen. Wenn wir die vereinbarten Klimaziele je erreichen wollen, dann muss jeder Neubau mindestens KfW-40-Standard haben und jede Sanierung KfW-50-Standard erreichen“, so Mark Bauder. „Wir leisten als Unternehmen unseren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele – aber die Politik muss dringend nachziehen, sonst haben wir keine Chance.“
Auch eine flächendeckende Begrünungspflicht für Flachdächer in Deutschland kann aus Sicht der Bauders nur eine Frage der Zeit sein: „Vor allem Großstädte haben große Probleme mit Starkregen, Hitze und Schadstoffen wie CO2 oder Feinstaub“, erklärt Tim Bauder. „Ein Gründach ist da die einfachste und effektivste Lösung! Und wo kein Gründach möglich ist, kann vielleicht ein Nutzdach mit einer Photovoltaikanlage versehen werden und nachhaltige Energie erzeugen. Darum möchten wir unsere Partner aus Handwerk und Handel dazu motivieren, mit uns gemeinsam einen aktiven Beitrag für mehr Klimaschutz zu leisten.“
Grün- und Nutzdach als klimafreundliche Lösung
Gründächer nehmen Starkregen auf, senken im Sommer die Hitze auf dem Dach selbst und somit auch im Gebäude. Sie geben Lebewesen wie Bienen und anderen Kleintieren ein Zuhause, tragen zur Staub- und Schadstoffbindung sowie zur CO2-Senkung bei. So lassen sich negative Auswirkungen der Flächenversiegelung mit einer Dachbegrünung als Ausgleichsmaßnahme deutlich mindern. Außerdem schützt ein Gründach das Gebäude vor Hagel und verlängert die Lebensdauer des Dachs und der verarbeiteten Dachbahnen. Auf einer durchwurzelungsfesten Abdichtungsoberlage lassen sich mit Gründachsystemen, Dachentwässerung und Vegetation attraktive Dachbegrünungen für Massiv- und Leichtdächer sowie für große und kleine Flächen schaffen.
Kombination aus Begrünung und Photovoltaik funktioniert
Da auch die Energiegewinnung beim Klimaschutz eine große Rolle spielt, sollten aus Sicht der Bauder-Brüder auch solche Flachdächer in Nutzdächer umgewandelt werden, bei denen keine Begrünung möglich ist – mit einer PV-Anlage. Als Idealfall betrachten sie jedoch die Kombination von Dachbegrünung und Photovoltaik. „Wir wissen aus jahrelanger Erfahrung: Die Kombination aus Begrünung und Photovoltaik auf dem Flachdach funktioniert hervorragend – wenn sie richtig ausgeführt wird.“
Neuprodukt: Sichere Befestigung für PV-Anlage und Entlastung für Wasserabfluss
Genau dabei will das Unternehmen dem Dachhandwerk helfen und bringt im kommenden Jahr eine Lösung auf den Markt, die es Dachdeckern noch einfacher machen soll, Nutzdächer zu verkaufen und zu errichten. „Wer eine Photovoltaikanlage installiert, muss auf die Dachbegrünung mit ihren vielen Vorteilen nicht verzichten. Wir werden genau für diesen Fall Anfang des nächsten Jahres eine neue Unterkonstruktion auf den Markt bringen. Sie kombiniert Photovoltaik und Dachbegrünung auf ideale Weise. In Verbindung mit dem Bauder-Retentionselement wird zusätzlich die abflussverzögernde Wirkung des Gründachaufbaus optimiert und die Kanalisation entsprechend entlastet“, verrät Tim Bauder.
Rekordinvestition: 100 Millionen Euro in die Produktion
Das Neuprodukt für Nutzdächer ist übrigens nicht die einzige Neuigkeit aus dem Hause Bauder. Gerade erst gab der Marktführer für Flachdachabdichtungen sowie Aufsparren-Wärmedämmungen eine Rekordinvestition von mehr als 100 Millionen Euro bekannt. Damit soll das Werk in Bruck bei Wien um eine Fertigungslinie von Bitumenbahnen und eine Fertigung von PU-Hartschaum erweitert werden. Zudem werde laut Tim Bauder das Werk Schwepnitz mit zwei neuen Fertigungslinien für FPO- sowie PVC-Dachbahnen zum modernsten seiner Art in Europa. Das Werk in Landsberg bei Halle bekommt eine neue Fertigung für Flüssigkunststoffe auf PU-Basis.
Und in Drusenheim im Elsass entsteht voraussichtlich bis 2025 ein komplett neues Werk, das Bitumenbahnen und PU-Hartschaum herstellen wird. „Insgesamt schafft Bauder mit dem Ausbau der Produktionsstätten auch 200 neue Arbeitsplätze. Zudem wird der Vertrieb in allen Märkten Europas weiter ausgebaut. Wir wollen Marktführer in Europa und in unserer Branche europaweit der attraktivste Arbeitgeber sein“, so die beiden Geschäftsführer Jan und Tim Bauder.
Sie interessieren sich für Themen aus der Industrie? Dann lesen Sie unser Interview mit Fritz Stockinger, Geschäftsführer von alwitra.