Geschäftsfeld Dachcheck per Drohne für öffentliche Gebäude
14. Juli 2020
Die Ausschreibung für die Dachüberprüfung von 94 Liegenschaften im Stadtgebiet von Ingolstadt mit einer Gesamt-Dachfläche von über 50.000 Quadratmetern forderte eigentlich das Vorhalten von Gerüsten oder Hebebühnen für diese Dachchecks. „Es geht auch zeitgemäßer“, findet Raphael Eckstein, Juniorchef der eckstein Bedachungen GmbH aus Pfahldorf und Gründer von Airview Bavaria. Und damit meint der Dachdeckermeister den Drohneneinsatz.
Dachcheck per Drohne spart Kosten für Hebebühne und Gerüste
„Drohnen sind auch für uns kein Neuland“, sagt der zuständige Mitarbeiter des Hochbauamts. Bei so viel Aufgeschlossenheit gegenüber einem „Dachcheck 2.0“ ging der Zuschlag an Raphael Eckstein. Er konnte das wirtschaftlichste Angebot vorlegen. Auch deshalb, weil durch diese neue Art der Dachüberprüfung eben auf Hebebühnen oder Gerüste verzichtet werden kann, die hohe Kosten verursachen.
Die Herausforderung: Ingolstadt ist militärisches Fluggebiet
Allerdings musste Raphael Eckstein nun ein ganz ungewöhnliches Problem lösen. Ingolstadt hat zwei militärische Nachbarn. Im Westen liegt der Fliegerhorst Neuburg an der Donau. Von hier aus steigen etwa bei kritischen Lagen im zivilen Luftverkehr die Eurofighter auf, die für Aufklärung sorgen. Und im Südosten von Ingolstadt befindet sich der Bundeswehr-Airport Manching. Damit ist Ingolstadt eigentlich eine „No-go-Zone“ für Drohnenpiloten. Denn nicht die Deutsche Flugsicherung ist hier, wie sonst üblich, die zuständige Genehmigungsbehörde, sondern die Bundeswehr.
Bundeswehr genehmigt Dachcheck per Drohne
Dennoch ein für Raphael Eckstein lösbares Problem, um seine detaillierte, ausführliche Dokumentation mit hochauflösendem Bildmaterial mit bis zu 25 MB Datenvolumen pro Aufnahme und Videosequenzen in 4k-Auflösung für das Hochbauamt der Stadt zu erstellen. Seine Anfrage bei der Bundeswehr stieß auf offene Ohren. „Wohl auch wegen meiner fundierten freiwilligen Ausbildung für den Drohnenflug und meiner Erfahrung mit den unbemannten Flugobjekten wurde uns mit zahlreichen Auflagen die Überschreitung der Flughöhe Null in Ingolstadt genehmigt“, berichtet Eckstein.
Drohne fliegt zum Turm Baur und zum Gymnasium
Zu den zu überprüfenden Liegenschaften gehörte etwa der Turm Baur, ein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbautes ovales 50 mal 79 Meter großes Festungswerk mit Metalleindeckung. Da dieses Bollwerk von Rasenflächen umgeben ist, wäre hier der Einsatz einer Hebebühne bei nassem Untergrund sehr aufwändig. Ein weiteres Objekt war das Christoph Scheiner Gymnasium. „Auch hier zeigte sich der Vorteil der Drohne gegenüber eines Hebebühneneinsatzes, der großräumige Sperrungen zur Sicherheit der Schüler vorausgesetzt hätte“ so Raphael „Airview Bavaria“ Eckstein.
Eigener Mini-Flugplatz für die Drohne eingerichtet
Vor der Inspektion baute Eckstein seinen „Flugplatz“ mit einer Absperrung für Start und Landung. Dazu kam das Stativ für den externen Monitor. Hier konnte der verantwortliche Mitarbeiter des Hochbauamtes den Flug live verfolgen und bei Bedarf Wünsche für Detailaufnahmen einzelner Komponenten äußern. Bevor der Countdown zum Abheben seiner neuen Mavic-2-Enterprise-Drohne mit einem Startgewicht von 1,1 Kilogramm anlief, rief Eckstein den Tower in Manching an und bat um Starterlaubnis unter Angabe seiner Position und der voraussichtlichen Flugdauer.
Eine zusätzliche Sicherheit für den Drohnenflug in militärischer Umgebung, eigentlich einer Tabu-Zone für Drohnenpiloten, stellt die Erkennung und Lokalisierung von echten Flugzeugen da. „Hier bekomme ich gerade angezeigt, dass ein dicker Brummer 37 km entfernt von uns in der Luft ist“, erklärt der Drohnen fliegende Dachdeckermeister.
Dachcheck per Drohne: Auswertung und Beurteilung des Bildmaterials am PC
Mit dem rund 30-minütigen Überflug ist Ecksteins Arbeit eigentlich gerade erst am Anfang. Denn jetzt geht es an den PC im Betrieb zur Auswertung und Beurteilung des Bildmaterials. „Die Mavic-2 verfügt über ein 6-fach-Zoom, das am Computer auch extreme Ausschnittvergrößerungen erlaubt“, begeistert sich Eckstein. „Damit kannst Du sogar einzelne Schraubenköpfe an der Blechabdeckung vom Kamin oder Risse in einzelnen Ziegeln erkennen.“ Dann erstellt Raphael Eckstein das von der Stadt Ingolstadt auszufüllende detaillierte Prüfprotokoll.
Dachcheck per Drohne bringt oft zusätzliche Reparaturaufträge
Eckstein profitiert von den Aufträgen für Dachchecks nicht nur als Inhaber von Airview Bavaria, sondern auch als Dachdecker: „Bei vielen Objekten ist dann eine Reparatur fällig, bevor daraus ein kapitaler Dachschaden werden kann“, bestätigt Eckstein. Für den Auftraggeber Ingolstadt und den Dachdecker ist das Ganze also eine Win-Win-Situation. Denn die Stadt kommt ihren Obliegenheitspflichten zur Abwendung von Gebäudeschäden und Gefahren für Dritte nach und der Dachdecker hat mit dem Dachcheck und den Ergebnissen potenzielle Aufträge für eventuell notwendige Reparaturen. Hier haben Auftraggeber und Auftragnehmer wirklich verstanden, wie sinnvoll eine regelmäßige Dachwartung mit der Drohne sein kann. Und dann noch mit Erlaubnis der Bundeswehr, also mit „oliv-grünem Licht“.
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