Aufmaß für alle Dächer mit der Drohne
18. Juli 2019
Wenn Henning Mirchel seinen kleinen Koffer vor Ort auf der Baustelle öffnet und ganz vorsichtig die Drohne heraushebt, ihre Flügel ausfaltet und sie dann auf die Startfeld-Unterlage stellt, dann ist es wieder Zeit für ein Dach-Aufmaß. Im Betrieb Dachdeckermeister SOWADE GmbH in Cuxhaven mit den rund 40 Mitarbeitern ist die Drohne inzwischen ein integraler Bestandteil der betrieblichen Abläufe. Sie kommt nicht nur hier und da mal bei der Wartung oder der Aufnahme von Schäden zum Einsatz. Nein, bei SOWADE ist die Drohne der für das Aufmaß zuständige „Mitarbeiter“. Systematisch wird hier die Digitalisierung der Geschäftsprozesse betrieben. Und die Drohne ist ein wichtiger Baustein. „Wir wollen uns Aufwand sparen sowie so punktgenau und exakt wie möglich Dachflächen vermessen“, benennt Mirchel die Zielsetzung.
Zwei Führungskräfte als Drohnen-Piloten
Um das Projekt professionell anzugehen, wurden mit ihm und Patrick Gottschalk zwei Führungskräfte als Piloten auserkoren. Was man dafür an Kompetenzen mitbringen sollte? „Du brauchst schon ein elektronisches Verständnis. Es gibt bei der Drohne eine Vielzahl an Möglichkeiten der Kalibrierung. Da muss man schon einschätzen können, was wirklich gebraucht wird“, erläutert Dachdeckermeister Gottschalk. „Und ein wenig Begabung beim Lenken und Spaß an diesem Fliegen braucht es auch.“
Zudem gibt es einen Partner, der sich mit der Drohnen-Technik auskennt. SOWADE arbeitet hier mit dem Unternehmen Airteam aus Berlin zusammen. Gottschalk und Mirchel haben mit deren Experten auch eine zweitägige Schulung absolviert. „Mit einem guten Tempo und ohne große Pausen haben wir in diesem Crash-Kurs eine sinnvolle Einweisung bekommen. Das Fliegen und das Einstellen der Drohne muss man danach sowieso selber üben“, sagt Zimmerermeister Mirchel.
Nach der Drohnen-Schulung direkt die Aufmaß-Praxis
Die Praxis ergibt sich bei einer Vielzahl an neuen Aufträgen quasi von selbst. „In den ersten sechs Wochen nach der Schulung haben wir beide schon knapp 15 Aufmaß-Projekte mit der Drohne realisiert. Zum Einsatz kommt ein Flugobjekt, das unter zwei Kilogramm wiegt. So brauchen die beiden Piloten keinen offiziellen Drohnen-Führerschein. Und was ist bei der Auswahl so einer Drohne entscheidend? „Sie sollte GPS haben und eine exzellente Kamera. Zudem ist sehr wichtig, dass die Drohne nach entsprechender Kalibrierung auch tatsächlich stabil in der Luft steht. Denn wir haben hier in Cuxhaven starke Winde“, berichtet Gottschalk.
Probleme beim Aufsteigen und Steuern haben die beiden SOWADE-Piloten bislang kaum. So auch beim Probeflug. Einzig die Elektronik verweigert kurzzeitig den Dienst. Das Steuergerät will sich nicht mit dem Flugobjekt verbinden. Doch Mirchel verändert dann auf dem Tablet die Einstellungen und schon steigt die Drohne auf – gleichmäßig und ohne Ruckeln. Mirchel dirigiert sein Flugobjekt in die Nähe eines Bereichs mit Dachfenstern und macht ein paar Detail-Fotos, die sofort auf seinem Tablet zu sehen sind. Gestochen scharfe Aufnahmen, die alles zeigen. So, als hätte Mirchel das Dach selbst in Augenschein genommen. Da kommt eine Passantin vorbei und fragt nach der Drohne. Und als sie erfährt, wofür die Dachdecker sie nutzen, bringt es die Frau auf den Punkt: „Da brauchen Sie ja nicht mehr selbst aufs Dach gehen.“
Nicht mehr selbst aufs Dach gehen für das Aufmaß
Genau das ist das Ziel in Sachen Aufmaß. Es geht bei SOWADE zentral um automatisierte Vermessung, weniger um den Einsatz für Wartung oder Dach-Check. Ein, zwei Stunden benötigen Mirchel und Gottschalk pro Dach. „Danach laden wir die Daten hoch und übergeben sie an unseren Partner Airteam. Der übernimmt die Berechnung, was ein paar Tage dauert“, erläutert Mirchel den Ablauf. Mit dem Austausch ist er bislang zufrieden. „Airteam kommt mehr vom Technischen, wir bringen die Dach-Expertise ein. Das ergänzt sich gut. Wir sind viel im Austausch, um die Prozesse zu verändern und zu optimieren.“
Drohne zeigt technisch hohen Standard des Betriebs
Die Ergebnisse des digitalen Aufmaßes fließen natürlich mit in die Angebote für die Kunden ein, sind aber kein Bestandteil. „Das konkrete Aufmaß über die Drohne stellen wir nur gegen ein Honorar zur Verfügung“, erläutert Mirchel. Insgesamt komme das Ganze sehr gut an bei den Kunden. „Einige sind angenehm überrascht und sagen ‚Wow´.“ So war Michel mit einem Kunden bei einem großen und rund 30 Meter hohen Flachdach. Da hat er mal eben die Drohne steigen lassen und das Ganze direkt von unten vermessen. Und der Kunde bekommt gleich noch ein paar schöne Fotos. „Wir zeigen als Betrieb, dass wir auf hohem technischen Standard arbeiten.“ Das ist laut Mirchel eine sehr wichtige Botschaft für die Kunden.
Sie interessieren sich für das Thema Drohne. Dann lesen Sie unseren Artikel über den bereits oben erwähnten Dienstleister Airteam.