André Büschkes: „Auszubildende nicht als billige Arbeitskräfte einsetzen.“
André Büschkes

André Büschkes: „Azubis nicht als billige Arbeitskräfte einsetzen“

15. August 2019

 · Michael Podschadel

DACH\LIVE: Was sind Ihre persönlichen Pläne und Wünsche für die nächste Amtsperiode als ZVDH-Vizepräsident?

André Büschkes: So persönlich sind meine Pläne gar nicht. Nach vielen Jahren im Verband weiß ich, dass Ideen und Projekte nur im Team gestemmt und realisiert werden können. Derzeit arbeiten wir gemeinsam mit der BG Bau auf Hochtouren an der Digitalisierung der Arbeitssicherheit, genauer gesagt der Gefährdungsbeurteilung.

DACH\LIVE: Digitalisierung heißt in diesem Fall, dass Verband und BG an einer App arbeiten?

André Büschkes: Genau. Es geht dabei um ein handfestes Werkzeug, das jedem Dachdeckerbetrieb zu Verfügung stehen soll, die Gefährdungsbeurteilung merklich vereinfacht und die Daten möglichst kompatibel mit den anderen im Betrieb genutzten Programmen erfasst. Die BG Bau beschäftigt sich mit den allgemeingültigen Themen wie etwa Erste Hilfe. Der ZVDH steuert die notwendigen Informationen zu den gewerkespezifischen Arbeitsschutzregeln, Bewertungskriterien und Maßnahmen auf dem Dach bei.

André Büschkes ZVDH
Gratulation zur Wiederwahl als ZVDH-Vize von den haupt- und ehrenamtlichen Mitgliedern aus Geschäftsführung und Vorstand.

DACH\LIVE: Ein anderes Thema: Die Ausbildungszahlen im Dachhandwerk sind erneut gestiegen – Zeit zum Ausruhen?

André Büschkes: Keineswegs, der ZVDH ist im Gegenteil in den letzten Monaten besonders aktiv, um einerseits das Image des Dachdeckerhandwerks gerade unter jungen Menschen weiter zu steigern und auf der anderen Seite die Ausbildungsbedingungen attraktiver zu gestalten. Die Zahlen der Zugänge im ersten Lehrjahr sind zwar gestiegen, aber es gibt auch weiterhin unbesetzte Ausbildungsplätze – zumal die Abbrecherquote leider noch relativ hoch liegt.

DACH\LIVE: Woran liegt es, dass so viele Lehrlinge die Ausbildung abbrechen?

André Büschkes: Ich denke, dafür gibt es ganz verschiedene Ursachen. Zum einen versteht sich nicht jedes Unternehmen als Ausbildungsbetrieb. Wer seine Azubis überwiegend als billige Arbeitskräfte einsetzt, der wird gute, motivierte Lehrlinge schwer halten können. Aber auch bei den Azubis gibt nicht wenige, die ihren Ausbildungsvertrag vielleicht zu übereilt unterschrieben haben. Wer sich für einen Handwerksberuf entscheidet, der sollte zunächst mindestens ein Praktikum absolvieren, besser sogar mehrere. So kann jeder Schulabgänger frühzeitig herausfinden, ob das Dachhandwerk auch der richtige Beruf für sie oder ihn ist.

DACH\LIVE: Apropos „sie“ – seit November wirbt der ZVDH mit Jugendbotschaftern fürs Handwerk. Vier der dreizehn Lehrlinge sind junge Frauen.

André Büschkes: Das ist richtig. Dieses Verhältnis spiegelt sicher noch nicht die Realität wider, zeigt aber, wohin die Reise gehen muss. Wenn man sich der heute großen Herausforderung der Nachwuchsgewinnung stellt, darf man nicht ignorieren, dass jeder zweite Schulabgänger weiblich ist. Das Dachhandwerk ist dank moderner Werkzeuge und Hilfsmittel auch längst nicht mehr so strapaziös, dass nur Männer dem Beruf gewachsen wären.

Die „JuBos“ kommen übrigens sehr gut an. Auf der entsprechenden Homepage sensibilisieren wir ja schon seit Längerem für die Ausbildung. Seit die Jugendbotschafter in den sozialen Medien präsent sind, wird die Website besonders häufig genutzt. Ich denke, mit unseren Imagekampagnen sind wir insgesamt auf einem guten Weg.

Sie wollen mehr Informationen aus der Branche? Dann lesen Sie unseren Artikel über die Digital Night der ZEDACH-Gruppe, zu der rund 200 Gäste aus Handwerk und Industrie nach Köln kamen.

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