Digitalisierung im Handwerk: Betrieb 4.0
6. Dezember 2018
„Dachbranche goes digital“ lautete der Titel des Referats von Anne und Felix Moll. Die beiden Junior-Chefs eines Dachdeckerbetriebs skizzierten, wie ein mit digitalen Medien, Prozessen und Techniken nicht besonders vertrauter Unternehmer den Weg zum Betrieb 4.0 schaffen kann. Das Ziel bei der Digitalisierung im Handwerk sei die Vernetzung aller Geschäftstätigkeiten von der Kundenansprache über die Ausführung der Arbeiten bis hin zu einer eventuellen Mahnung an den Kunden. „Die Wertschöpfungsprozesse werden sich grundsätzlich verändern“, sagte Felix Moll voraus. Angestrebt werde bei der Digitalisierung im Handwerk mehr Effizienz und Flexibilität.
Digitalisierung im Handwerk: Bestandsaufnahme von Technik und Prozessen
Dafür sei es wichtig, schrittweise vorzugehen. Den Anfang bilde eine Bestandsaufnahme von Technik und Prozessen, danach müsse der individuelle Handlungsbedarf eingegrenzt werden. Im Fokus sollten laut Moll folgende Fragen stehen: Welchen Bedarf haben wir bei Gerätschaften und Personal und welche Kosten kommen deswegen auf uns zu. Danach gehe es dann an die Umsetzungsplanung. Diese solle sich auf das Büro, die Kommunikation mit Mitarbeitern, Auftraggebern und Zulieferern sowie auf die Technologie beziehen, rieten Anne Moll und ihr Bruder. Ein weiterer Tipp in Sachen Digitalisierung im Handwerk war, die Lehrlinge und andere junge Beschäftigte eng einzubeziehen. Alles, was man vorhabe und tue, sollte unbedingt umfassend kommuniziert werden. „Nur so nehmen Sie Ängste, bauen Vertrauen auf und können erreichen, dass möglichst alle Mitarbeiter mitziehen.“
Digitalisierung im Handwerk: Vorsicht Cyber-Kriminalität
Eine gute Ergänzung zum Thema Digitalisierung im Handwerk lieferte der Regionalleiter der VHV-Versicherung, Michael Kolligs, mit seinen Warnungen vor Cyber-Kriminalität. Diese stellt inzwischen einen „richtigen Wirtschaftszweig dar, größer als der Drogenhandel“. Man könne sogar per Internet Hacker mieten. Pop-up-Werbung und Initiativbewerbungen stellten aktuelle Einfallstore für Trojaner dar. Ganz generell solle man auf funktionierende Firewalls, regelmäßige Updates, immer wieder geänderte Passwörter sowie auf eine kontinuierliche Datensicherung achten. Kolligs versäumte natürlich nicht, auf die Möglichkeit einer Cyber-Risikoversicherung hinzuweisen.
Zukunftsmarkt Ausbau von Dachgeschossen
Direkt unters Dach führte der Bericht des Kölner Zimmermeisters Sascha Nitsche über den Ausbau von Dachgeschossen der Gartensiedlung in der Domstadt. Dort sollte zusätzlicher Wohnraum geschaffen werden, was angesichts der Wohnungsknappheit einen wichtigen Zukunftsmarkt von Zimmerern und Dachdeckern darstellt. Allein in NRW könnten laut einer von Nitsche erwähnten Studie auf diese Weise 400.000 Wohnungen ohne zusätzliche Grundstücke geschaffen werden. Auf den Dachböden in der Gartensiedlung stellte Nitsche bei näherem Hinsehen fest, dass nicht zuletzt als Folge von Kriegsschäden großflächige Feuchtigkeitsschäden entstanden waren. Das unterstreiche die Wichtigkeit von wind- und feuchtigkeitsdichten Konstruktionen. Nur sie seien dauerhaft. Bei der Planung habe es sich bewährt, dass die beteiligten Handwerker sehr frühzeitig einbezogen wurden, lobte Nitsche.
Brandschutz: Was Dachdecker und Zimmerer beachten sollten
Vier Wochen vor dem Inkrafttreten der geänderten Landesbauordnung hatte das Referat des Brandschutzsachverständigen Christian Uhlig besondere Aktualität. Die Zimmerer und Dachdecker müssten sich auf die neuen Regelungen für Neubauten einstellen, mit denen NRW in puncto Brandschutz mit anderen Bundesländern zumindest gleichziehe. Grundziel der Regelungen sei, die Ausbreitung eines Feuers zu verhindern und damit Leben zu retten. Dafür müssten die Trennwände zwischen einzelnen Wohnungen und die Brandschutzwände zwischen Gebäuden entsprechend angelegt werden. Die größte Gefahr gehe nicht von Flammen aus, verdeutlichte Uhlig, sondern von der meist enormen Strahlungshitze. Um sie abzuschirmen, müssten etwa Brandschutzwände deutlich über die Dachhöhe hinausragen. Wenn ein Dachdecker oder Zimmerer von Planungen erfahre, die nicht der Bauordnung entsprechen, müsse er zur eigenen Absicherung eine Behinderungsanzeige machen.
Schluss-Highlight: Kabarett von Christoph Brüske
„Heute konnte wieder einmal jeder etwas mitnehmen – an fachlichen Informationen ebenso wie an guter Stimmung.“ Das war das Resümee von Franz-Josef Rossbroich, stellvertretender Vorsitzender des Dachdecker-Verbands Nordrhein, und von Johannes Schmitz, Vorsitzender des Zimmerer- und Holzbau-Verbands Nordrhein nach dem gut besuchten Landesverbandstag in Düsseldorf mit einem Kabarett als Schluss-Highlight. Christoph Brüske löste noch einmal Beifallsstürme aus.
Sie interessieren sich für Branchen-News und Digitalisierung. Dann lesen Sie unseren Bericht über den Landesverbandstag der Dachdecker in Rheinland-Pfalz.