Genossenschaften: Das große Comeback in der Krise
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Genossenschaften: Das große Comeback in der Krise

Bereits seit fast 200 Jahren gibt es Genossenschaften. Auch im Bedachungsfachhandel mit der ZEDACH eG und ihren fünf Einkaufsgenossenschaften, die sehr erfolgreich am Markt agieren. Bis heute zeigt sich, dass dieses Prinzip, bei dem der Mensch im Mittelpunkt steht, zeitgemäß und vor allem auch krisensicher ist. Immerhin 21,8 Prozent der Deutschen denken ähnlich. Sie sind Mitglied einer Genossenschaftsbank, wohingegen nur 7,3 Prozent in Aktien investieren.

Was für das Prinzip Genossenschaft spricht

„Keine Organisationform kann die Komplexität unserer Gesellschaft so gut abbilden“, sagt eine, die es wissen sollte. Dr. Viktoria Schäfer, 33, ist Vorstandsvorsitzende und wissenschaftliche Leiterin von ADG Scientific, dem Forschungsinstitut der Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) in Montabaur. Im Interview erläutert die Wissenschaftlerin, was für das Prinzip Genossenschaft spricht.

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Dr. Viktoria Schäfer ist Vorstandsvorsitzende und wissenschaftliche Leiterin von ADG Scientific. (Alle Fotos: Akademie Deutscher Genossenschaften e.V.)

Wie sind Sie „Genossin“ geworden?

Ich habe internationale Betriebswirtschaft studiert. Mich hat dabei verwundert, dass der Mensch dort hauptsächlich als Homo oeconomicus gesehen wird, der auf den maximalen Nutzen, also den Profit ausgerichtet ist. Mich interessiert jedoch das Verhältnis von Ökonomik und Ethik. Das hat mich für die Doktorarbeit an die ADG geführt und dort habe ich 2018 das Forschungsinstitut mit gegründet.

Warum sind Genossenschaften zeitgemäß und zukunftsfähig?

Weil sie vom einzelnen Menschen ausgehen. Es geht um die Interessen der Mitglieder. Daran misst sich konkret der Erfolg, nicht an einem abstrakten Ziel wie Profit. Der Mensch steht seit jeher im Fokus der Genossenschaften. Es ist ein Weg, der den Einzelnen mit der Gemeinschaft verbindet. Es geht um die Förderung der Mitglieder, um solidarische Selbsthilfe.

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An der Akademie Deutscher Genossenschaften werden Führungskräfte geschult.

Oft wird bemängelt, dass die Profitmaximierung als rein quantitatives Ziel keinen Sinn stiftet. In einer Genossenschaft sind Hierarchien von unten nach oben aufgebaut, sodass sich jeder als Mitglied einbringen kann und soll und es leichter fällt, sich mit dem Ganzen zu identifizieren. Deshalb können die Genossenschaften auch eine Inspirationsquelle für andere Unternehmen sein.

Sind Genossenschaften womöglich auch krisenfester?

Sie sind oft besser vorbereitet, denn die Prinzipien sorgen für Bodenhaftung. Es geht immer um die Frage, was das Interesse der Mitglieder ist. Probleme werden konkret vor Ort angegangen und gelöst. Gemeinsam lässt sich die Komplexität reduzieren, mit der Intelligenz der Vielen, mit mehr Zeit, nicht getrieben von Quartalszahlen.

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Das genossenschaftliche Prinzip des Miteinanders scheint heute wichtiger denn je zu sein.

Wie können Genossenschaften Mitglieder und Fachkräfte gewinnen?

Viele Jüngere fragen sich, warum mache ich meine Arbeit eigentlich. Da zählt das Gehalt, aber auch die Möglichkeit, sich in einem sinnstiftenden Umfeld einbringen zu können. Es geht darum, Lösungen zu erarbeiten und das Ergebnis hinterher auch sehen zu können. Und es geht um die Beziehung von Mensch zu Mensch. So erscheint mir etwa in der Nachhaltigkeitsdebatte der ökologische Aspekt häufig sehr stark im Vordergrund zu stehen. Doch es geht sehr wesentlich auch um soziale Aspekte beim Thema Nachhaltigkeit und hier haben die Genossenschaften eine Antwort, die mit den aktuellen Bedürfnissen vieler, auch junger Menschen korrespondiert.

Wo sehen Sie Entwicklungsbedarf bei den Genossenschaften?

Zum einen sehe ich hier die Digitalisierung als eine zentrale Herausforderung. Da haben Mitglieder oftmals noch Nachholbedarf. Für mich ist das auch ein Bildungsthema. Führungskräfte und Mitarbeiter sollten erkennen, warum Digitalisierung wichtig ist, und sie sollten in die Lage versetzt werden, sie als Chance zu begreifen. Zum anderen sollten Genossenschaften bei der Suche nach Fachkräften stärker herausstellen, was ihr Alleinstellungsmerkmal als Arbeitgeber ausmacht. Das ist auch eine Marketingaufgabe.

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Genossenschaften sollten als Arbeitgeber stärker herausstellen, was sie besonders macht.

Warum sind Genossenschaften gerade in Deutschland so stark?

Es gibt auch in anderen Ländern viele Genossenschaften, etwa in Kanada, Brasilien oder Südafrika. Doch etwa in Südafrika, wo ich gerade persönlich vor Ort war, scheitern viele. In Deutschland gibt es einen wirksamen rechtlichen Rahmen mit dem Genossenschaftsgesetz. Zudem gibt es diese starke historische Tradition der Genossenschaften seit Raiffeisen und Schulze-Delitzsch, die insbesondere das Prinzip der Selbsthilfe betont. Wir können sehen, dass dieses Prinzip weit wirkungsvoller ist, als etwa das des Altruismus. Insbesondere die Genossenschaften, die auf eine Selbsthilfe-Gemeinschaft setzen, konnten erfolgreich Märkte kreieren.

Sie interessieren sich für Branchen-News? Dann lesen Sie unsere Story über die Jahresumfrage 2023 unter den Dachdeckerbetrieben.

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