
Gute Konjunktur: Dachdecker machen starkes Umsatzplus
3. Januar 2019
Nach schwierigen Jahren – trotz guter allgemeiner Konjunktur und besonders guter in der Bauwirtschaft – konnten die Dachdecker endlich aufholen . Eine Steigerung von neun Prozent gegenüber 2017 spricht da eine deutliche Sprache. Auch wenn sich der Trend zum Jahresende hin noch bestätigen muss. Erstmals zogen die Dachdecker wieder an den Zimmerern vorbei, die auf ein Plus von 6,8 Prozent bis Ende August kommen.
Der Hauptumsatztreiber ist der Neubau, sowohl im Wohnungsbau, als auch im Wirtschaftsbau und im öffentlichen Bau. So freut sich Diplom-Ökonom Felix Fink vom Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) zwar über die Entwicklung, mag sie aber auch nicht überbewerten. Seine Begründung: „Insbesondere die trockene und warme Witterung sowie Sturmschäden im Januar haben Zusatzumsätze gebracht.“
Konjunktur Dachdecker: Sturmtief Friederike bringt Millionenumsätze
Allein die Kosten der Sturmschäden durch den Orkan Friederike belaufen sich laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft auf rund eine Milliarde Euro, von denen 70 bis 80 Prozent auf Gebäudeschäden entfallen. „Nimmt man an, dass die Dachschäden etwa die Hälfte ausgemacht haben, wären das 350 Millionen Euro Zusatzumsatz für die Dachdecker im Zeitraum bis September. Denn bis dahin sollten die Schäden behoben, abgerechnet und fakturiert sein“, erläutert Fink.
Dachdecker setzen höhere Preise durch
Ein guter Teil des satten Umsatzzuwachses verdankt sich der Tatsache, dass die Dachdecker endlich auch höhere Preise in einem nach wie vor umkämpften Marktumfeld durchsetzen konnten. So gab es Stand August 2018 gegenüber dem Vorjahr durchschnittliche Preissteigerungen von 3,8 Prozent bei Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten. Damit nähern sich die Dachdecker anderen Baugewerken an. Maurer und Zimmerer konnten jeweils 5,3 Prozent höhere Preise am Markt durchsetzen. „Trotz hoher Auftragsvorläufe, also bester Auslastung, scheint die Intensität des Wettbewerbs unter den Dachdeckern immer noch höher zu sein als in anderen Gewerken“, erläutert Fink. Dennoch: „Die Betriebe haben begriffen, dass es genug Aufträge am Markt gibt und sie die Preise anheben können.“ Bereiche mit weiterem Wachstumspotenzial sieht Fink in den Bereichen vorgehängte hinterlüftete Fassade und Gründach.
Konjunktur Dachdecker: Beschäftigtenzahlen steigen um 1,6 Prozent
Der Diplom-Ökonom geht zudem davon aus, dass im April 2018 aufgrund guter Witterung deutlich weniger Ausfallstunden gegenüber der SOKA-DACH geltend gemacht wurden als im Vorjahr. „Das dürfte die Anzahl an ‚verkaufbaren‘ Produktivstunden nach oben getrieben haben und damit auch die Umsätze.“ Des Weiteren gab es bis September 2018 einen Anstieg der Beschäftigtenzahlen um 1,6 Prozent. „Auch das dürfte Mehrumsatz generiert haben. Hinzu kommt wahrscheinlich ein höherer Einsatz von Subunternehmern, etwa in den Bereichen Abbruch, Gerüstbau oder Ent- und Bekiesung auf dem Flachdach“, sagt Fink. Der Hintergrund ist: Subunternehmerleistungen gehen in der amtlichen Statistik doppelt in die Umsatzzahlen ein – einmal beim General- und einmal beim Nachunternehmer – und erhöhen somit die Veränderungsraten, ohne dass ein echter „Mehrumsatz“ stattfindet.
Trendwende in der Ausbildung: 2018 erneut mehr Dachdecker-Lehrstellen
Es bleibt hier insgesamt abzuwarten, wie die Dachdecker angesichts oftmals voller Auftragsbücher mit der Realisierung der Projekte hinterherkommen. Der zunehmende Fachkräftemangel hat dafür gesorgt, dass der Markt für qualifizierte Gesellen praktisch leergefegt ist. Immerhin scheint bei vielen Betrieben ein Umdenken stattgefunden zu haben. Sie setzen wieder verstärkt auf die Ausbildung eigener Fachkräfte. Nach einem ersten Anstieg im Vorjahr ist die Zahl der neu eingestellten Lehrlinge auch 2018 bundesweit erneut gestiegen. „Der Abwärtstrend ist gestoppt, für 2019 erwarten wir einen deutlichen Anstieg der Auszubildendenzahlen insgesamt über die drei Lehrjahre hinweg, was vor allem auf die zahlreichen Nachwuchskampagnen der Berufsorganisation zurückzuführen sein dürfte“, berichtet Fink.
Für das dritte und vierte Quartal 2018 geht der Diplom-Ökonom allerdings davon aus, dass die Zuwachsraten niedriger ausfallen werden. „Allein deshalb, weil die sommerliche Hitze für Hemmnisse bei der Produktivität gesorgt hat. Die Belegschaften konnten einfach nicht unbegrenzt die unter der Woche hitzebedingt nicht leistbaren Stunden an Samstagen nacharbeiten.“
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