Dachdeckerausbildung in Geldern mit Blick über den Tellerrand
Bild von Gebäude des Berufskolleg in Geldern

Dachdeckerausbildung in Geldern mit Blick über den Tellerrand

29. November 2022

 · Michael Podschadel

Wer im Kreis Kleve eine Dachdeckerschule für sich oder seine Auszubildenden sucht, ist beim Berufskolleg Geldern in guten Händen. Hier gibt es eine moderne Ausbildung mit Blick auf die tägliche Praxis im Betrieb und kommende Branchentrends. 

Bild von Landeslehrlingswart Markus Gerke
Landeslehrlingswart und Dachdeckermeister Markus Gerke ist Inhaber der Gravendyck Bedachungen GmbH.“ (Alle Fotos und Titelfoto: Dachdeckerverband Nordrhein)

Dass das auch so bleibt, ist für Dachdeckermeister Markus Gerke eine echte Herzensangelegenheit. Als Vorstand und Lehrlingswart der Dachdecker-Innung des Kreises, Landeslehrlingswart im Dachdecker-Verband Nordrhein und Mitglied im Berufsbildungsausschuss des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) engagiert er sich seit vielen Jahren für den Nachwuchs.

Stetig steigende Ausbildungszahlen

Wie fast überall in Deutschland steigen auch am Berufskolleg in Geldern die Zahlen der Auszubildenden im Dachdeckerhandwerk. 2020 verzeichnete die Schule 106 Auszubildende über alle drei Lehrjahre, 2021 waren es 121 und in diesem Jahr liegt die Zahl bei 144 angehenden Gesellinnen und Gesellen. Frauen sind im Dachhandwerk zwar immer noch eine deutliche Minderheit, gehören in Geldern aber immer dazu. 

Junge Frauen lernen oft motivierter

„In fast jeder Klasse haben wir heute zwei bis drei junge Frauen“, berichtet Lehrlingswart Gerke. „Ich finde das richtig gut.“ Und es ist notwendig, um ausreichend qualifizierten und motivierten Nachwuchs zu finden. Gerke meint: „Ich habe das Gefühl, dass sich die Frauen an der Schule oft mehr ins Zeug legen, um sich in der Männerdomäne zu behaupten. Das scheint für viele auch gerade der Antrieb zu sein, zu zeigen: Wir Frauen können das genauso gut.“

Bild von weiblichen Auszubildenden am Berufskolleg in Geldern
Frauen sind an der Gelderner Dachdeckerschule zwar in der Minderheit, aber keine Ausnahmeerscheinung.

Traditionell und zukunftsorientiert

Das Dachhandwerk hat in Geldern eine lange Geschichte. „Die erste Gesellenprüfung wurde hier 1956 abgelegt. Dachdecker gab es in Geldern aber natürlich auch schon davor“, berichtet Gerke. Mit dem vor 75 Jahren praktizierten Dachhandwerk hat die heutige Ausbildung jedoch nicht mehr viel gemein. Materialien, Befestigungstechniken, Anforderungen an die Dämmung – in den letzten Jahrzehnten hat sich viel verändert. 

PV-Module und energetische Sanierung

Und der Wandel geht weiter. „Genau das macht das Dachhandwerk ja auch so spannend und abwechslungsreich. Man hat viele Anknüpfungspunkte zu anderen Gewerken und kann bei der Montage von PV-Modulen beispielsweise elektrotechnische Grundkenntnisse einbringen. Oder man kann sich auf die energetische Sanierung spezialisieren, die immer wichtiger wird“, berichtet Dachdeckermeister Gerke, der auch Energieberater ist. 

Gerade das Thema Erneuerbare Energien hält weiter Einzug in die Praxis und gehört darum fest zum Lehrplan der Gelderner Berufsschule. Ebenfalls ein heißes Thema: Das sogenannte Smart Home. „Dachdecker bauen heute zum Beispiel Dachfenster ein, die nicht nur händisch, sondern automatisch geöffnet und geschlossen werden mit elektronischer Steuerung“, weiß Gerke aus eigener Erfahrung als Inhaber der Gravendyck Bedachungen GmbH in Geldern.

Bild von Werkstätten des Berufskolleg in Geldern
Die Werkstätten in Geldern bieten einen guten Rahmen für den Praxisunterricht.

Unterricht bei erfahrenen Praxis-Profis

Wie alle Schulen hat auch das Berufskolleg in Geldern mit Lehrermangel und Unterrichtsausfällen zu kämpfen. „Hier können wir leider auch nicht viel ausrichten, das liegt ganz in den Händen des Schulministeriums“, klagt der Lehrlingswart des Kreises. Eine weitere große Herausforderung ist die Suche nach guten Lehrern für den Praxisunterricht der Überbetrieblichen Ausbildung (ÜBL). „Am Berufskolleg sind einige sehr erfahrene Praxislehrer in den Ruhestand gegangen. Gute Nachfolger zu finden, war schon eine echte Aufgabe“, meint Gerke. Stolz ergänzt der Lehrlingswart: „Haben wir aber geschafft.“ 

Ausbau der Werkstätten geplant

Zu den vier Fachlehrern für den theoretischen Unterricht kommen derzeit ebenso viele Dachdeckermeister, die die Schülerinnen und Schüler innerhalb der ÜBL betreuen und ausbilden. Die vorhandenen Werkstätten sollen sogar um zwei weitere ergänzt werden, um auf die steigenden Auszubildendenzahlen zu reagieren. „Auch neue Klassenräume sind geplant. Und ein Ausbau unseres gefragten Weiterbildungsangebots für Gesellinnen und Gesellen ist ebenfalls in Arbeit“, berichtet Landes-Lehrlingswart Gerke. 

Bild von Ausbilderin Ulrike Gördes am Berufskolleg in Geldern
Eine Betreuung durch erfahrene Dachdeckermeister und -meisterinnen wie Ulrike Gördes gehört in der Gelderner ÜBL dazu.

Zu viele Abbrecher unter den Azubis

Wie viele andere Ausbildungsstandorte hat auch Geldern mit einer Abbrecherquote von rund 20 Prozent zu kämpfen. „Meiner Meinung nach ist das eine der größten Herausforderungen im Handwerk. Nachwuchs muss man heute nicht nur finden, sondern eben auch begeistern und halten.“ Für Gerke gibt es verschiedene Gründe dafür, dass junge Menschen die Ausbildung vorzeitig beenden. 

„Auf der einen Seite kommen viele Jugendliche zu spät mit dem Handwerk in Berührung, teilweise sogar erst zu Ausbildungsbeginn. Und dann merken sie, dass es doch nicht das Richtige für sie ist.“ Nicht zufällig sind die Verbände bemüht, das Handwerk in die Schulen zu tragen, damit junge Menschen früher herausfinden und entscheiden, ob sie ein Handwerk erlernen wollen. In Geldern gibt es etwa jeden Januar einen Infotag für Schülerinnen und Schüler, an dem verschiedene Gewerke aus der Nähe kennengelernt werden können.

Problem mangelndes Durchhaltevermögen

Als weitere Hürde sieht Gerke mangelndes Durchhaltevermögen: „Kontinuierlich zu lernen, sich in neue Themen einzuarbeiten oder manchmal einfach nur morgens pünktlich im Betrieb zu erscheinen, das überfordert heutzutage nicht wenige junge Menschen. Wir müssen viel mehr Motivationsarbeit leisten als früher.“ Hier sieht Gerke schulische und auch familiäre Versäumnisse, die eine Berufsschule nicht auffangen kann. 

Image des Handwerks verbessert sich

Trotzdem bleibt er zuversichtlich: Steigende Auszubildendenzahlen, der geplante Ausbau des Gelderner Berufskollegs und nicht zuletzt die guten Imagekampagnen der Verbände zeigen Wirkung. „Man merkt schon, dass das Handwerk das schmutzige Image etwas verloren hat und immer mehr junge Menschen sehen, dass sie sich im Handwerk verwirklichen können und hier auch mit Abitur nicht falsch aufgehoben sind.“

Sie interessieren sich für Dachdeckerschulen? Dann lesen Sie unsere Story über das Berliner Bildungszentrum.

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