Zimmerin Theresa Damm ist Gesicht der Dach+Holz 2026
10. Oktober 2024
Die 21-jährige Zimmerin Theresa Damm aus München war selbst am meisten überrascht, unter den vielen KandidatInnen für das Gesicht der Dach+Holz 2026 auf Platz eins gelandet zu sein. Vier Tage vor Bewerbungsschluss, bei einem Fotoshooting im Juni 2024 für die Nachwuchswebseite des Zimmererverbandes Bayern, hatte die dortige Organisatorin Theresa Damm angesprochen und zu einer Bewerbung als Messebotschafterin ermuntert. „Ok, hab‘ ich gedacht, lädst du halt einen Text und ein paar Fotos hoch. Du wirst es ja eh nicht! Jetzt bin ich das fast aus Versehen doch geworden.“ Die frisch gebackene Gesellin des Münchner Unternehmens Zimmerei Frank möchte in ihrer Rolle als Gesicht der Messe vor allem ihr Engagement in der Nachwuchswerbung weiter ausbauen.
Ausbildung statt Studium
Hört man der bescheidenen Zimmerin zu, wie sie über sich, ihre Berufswahl und ihr bisheriges Engagement für den Nachwuchs spricht, weiß man, dass sich die Jury nicht versehen, sondern genau hingeguckt hat. Denn Theresa Damm vermittelt überzeugend, warum sie ihren Beruf so cool findet, dass sie es nie bereut hat, sich trotz Abitur gegen ein Studium und für die Ausbildung entschieden zu haben.
Körperliche Anstrengung als Ansporn
Weil sie als Kind den Bau eines Hauses miterlebte, das zu zwei Dritteln aus Holz bestand und ihr der Geruch, das Material sowie die Schnelligkeit des Aufbaus gefielen, suchte sich Theresa Damm fürs Praktikum in der neunten Klasse eine Zimmerei. In der Zeit im Betrieb fand sie es nicht etwa schrecklich, wie müde sie am Abend war, sondern ganz und gar faszinierend. Die Schülerin spielte damals im Verein Handball und trainierte seit vielen Jahren die Kampfsportart Jiu-Jitsu. Dennoch konnte sie am Ende des Tages keine Schrauben mehr in Latten drehen, die Muskeln versagten ihren Dienst. Aber an ihre Grenzen zu kommen, findet Theresa Damm nicht abschreckend, sondern anspornend. Etwas, das sie (noch) nicht kann: Wie spannend!
Schritt für Schritt größere Herausforderungen
Im Gegensatz zu vielen ihrer MitschülerInnen wusste Theresa Damm seit diesem Praktikum, welchen Weg sie nach der Schule einschlagen wollte. Ihren Lehrvertrag unterschrieb sie in der zwölften Klasse und empfand diese klare Perspektive während des letzten Schuljahres als sehr entspannend. Wenn heute ehemalige MitschülerInnen vom Studium erzählen, das sie abgebrochen haben oder vom Stress der intensiven Prüfungsphasen, sieht die Gesellin einen weiteren Vorteil der praktischen, handwerklichen Ausbildung. „Neben der Muskelkraft wird auch die Psyche gestärkt. Ich wurde kontinuierlich und Schritt für Schritt an immer größere Herausforderungen herangeführt. Ich bin abends körperlich müde, aber nie gestresst. Ich freue mich auch jetzt nach der Gesellenprüfung auf den Zuwachs an Komplexität und Verantwortung in den Aufgaben, die ich übernehme.“
Handwerkliches Geschick ist lernbar
In der Berufsschule gibt es für die Abiturientin im Fach Mathe nicht so viel Neues zu lernen. „Für das Zimmererhandwerk reichen im Prinzip die Grundrechenarten und die Winkelfunktionen.“ Spannend war für Theresa Damm das Fachspezifische und sich als einzige Frau unter Männern in der handwerklichen Praxis zu messen. „Wo ich von einem Stück Holz in fünf Minuten mit einer Gestellsäge gerade einmal zwei krumme Scheiben hinbekam, da schafften die Jungs mühelos fünf perfekte Stücke. Ich habe mich dann immer wieder auf die Praxisübungen gestürzt und am Ende war ich genauso gut.“
Als Frau einfach reinspringen ins Handwerk
Blöde Kommentare gegen sie als Frau? „Gab es nie, auch nicht auf dem Bau.“ Theresa Damms klare Empfehlung an andere Frauen: „Probiert den Beruf in einem Praktikum aus. Und wenn es euch gefällt, beginnt eine Lehre. Einfach machen! Wenn‘s doch nichts ist, könnt ihr nach einem Jahr aufhören. Ihr lernt in jedem Fall viel über euch selbst.“ Alte Vorurteile über Frauen in diesem Beruf rückt die 21-Jährige in einem Video auf der Homepage der bayerischen Zimmerer zurecht.
Zimmerin engagiert sich in der Berufsorientierung
Auf Einladung einer ehemaligen Lehrerin sprach Theresa Damm als Auszubildende bei einer Schulveranstaltung zur beruflichen Orientierung über die Zimmererausbildung. Anwesende Vertreter der Handwerkskammer München luden die Azubine danach ein, auch an anderen Schulen für Beruf und Ausbildung zu werben. Seitdem hat Theresa Damm an weiteren Berufsinformationstagen und auch auf Messen einen praktischen Einblick in ihr Gewerk gegeben. „Nach dem praktischen Teil haue ich ein paar Fakten über die Ausbildung raus. Toll ist, wenn dann die SchülerInnen Fragen stellen und wir ins Gespräch kommen.“
Spaß an Problemen und ihrer Lösung
Im Gespräch mit der Zimmerin ist die Freude am Beruf spürbar, Freude am Geruch von frisch bearbeitetem Holz, Freude am Kundenkontakt und die Begeisterung für Komplexität und Teamwork. „Im Zimmererhandwerk muss so viel zusammenpassen, da trotz Planung auf der Baustelle immer etwas nicht funktioniert.“ Probleme lösen zu müssen: wie cool! „Man muss räumlich denken können, den Überblick behalten und das gesamte Wissen parat haben.“ Die Renovierung des denkmalgeschützten Gebäudeensembles des „Stiftungsgut München Freiham“ ist Theresa Damm in besonders guter Erinnerung: „Den beständigen Austausch und die Koordination zwischen den Leuten von der Statik, dem Denkmalschutz und uns Zimmerern zu erleben, das war toll.“
Die nächste Herausforderung: Instagram & Co
„Noch bin ich keine Influencerin. Ich weiß gar nicht, was ich auf den Kanälen, die ich durch die Dach+Holz International 2026 zur Verfügung habe, posten soll. Da muss ich erst mal brainstormen“, meint die designierte Messebotschafterin lachend. Die Verantwortlichen der Messe machen dem jungen Talent allerdings keinen Druck und so geht Theresa Damm auch diesen Schritt ruhig und mit Überlegung an. Genauso wie ihre berufliche Zukunft: Nach zwei weiteren Jahren Berufserfahrung als Gesellin möchte sie gerne den Meister absolvieren, um die Option zu schaffen, sich eines Tages selbstständig machen zu können.
Teamarbeit und Gemeinschaftserleben auch in den Hobbies
Theresa Damm ist eine Teamplayerin. Seit zwei Jahren spielt sie ihr Bariton-Saxophon im „Symphonischen Blasorchester der Städtischen Sing- und Musikschule München“. Und trotz einer schweren Sportverletzung sowie einer viermonatigen Zwangspause in der Ausbildung will die Gesellin in der Freizeit weiter Handball beim MTSV Schwabing in München spielen, wo sie auch eine Jugendmannschaft trainiert. „Ich liebe den Teamgeist, das gemeinsame Ziel, das wir nur erreichen, wenn wir uns durchringen und echt zusammenarbeiten.“
Sie interessieren sich für BotschafterInnen des Handwerks? Dann lesen Sie unsere Story über Dachdeckermeister Dominik Nöcker, das zweite Gesicht der Messe Dach+Holz 2026.