Dachdecker hat ein Faible für handgefertigte Weihnachtskrippen
22. Dezember 2020
Als Rosmarie Gruber, Seniorchefin des Straubinger Dachdecker- und Bauspenglerbetriebs Leutner + Gruber GmbH, in der regionalen Tageszeitung von dem Verein „Krippenfreunde Straubing“ las, kam der Gedanke: „Das wär‘ doch was für Theo“. Gesagt, getan und er besuchte – aus reiner Neugier – das Treffen in der „Werkstatt“ der Krippenfreunde in den unterirdischen Räumen des Straubinger Schlosses. Daraus ist schnell eine „Win-win-Situation“ geworden, wie es so schön auf Neudeutsch heißt.
Weihnachtskrippen vermehrt aus Styropor
Denn in dieser Zeit fand ein fast schon revolutionärer Umbruch im Weihnachtskrippen-Bau statt, wie sich Werner Kunstmann von den Straubinger Krippenfreunden erinnert. Anstatt auf schweres Holz, mit dem eine große Krippenszene kaum noch transportabel war, setzten die Krippenbauer vermehrt auf den Werkstoff expandiertes Polystyrol – also Styropor. Für einen Dachdeckermeister wie Theodor Gruber im Grunde genommen schon fast Alltag.
Ehepaar Gruber kauft bei einem neapolitanischen Weihnachtskrippen-Bauer
Die Neugier verstärkte sich und wurde spätestens mit dem Besuch der Handwerksmesse in München zur Leidenschaft. Dort hatte ein neapolitanischer Krippenbauer ausgestellt und die Grubers konnten einfach nicht widerstehen. Sie kauften die Figuren der Heiligen Familie, Jesus von Nazareth mit seiner Mutter Maria und seinem Ziehvater Josef.
Orientalische Krippen zeigen die Heilige Familie
Neapel gilt als eine der Hochburgen der orientalischen Krippen. Diese Art der Krippe ist die wohl realitätsnaheste Darstellung der Beherbergung der Heiligen Familie in Bethlehem. Erst später entstanden Weihnachtskrippen, deren Szenarien sich den regionalen Gegebenheiten anpassten. So etwa die gerade in Bayern beliebte Winterkrippe in einer verschneiten Landschaft.
Erste eigene Weihnachtskrippe: die drei Weisen aus dem Morgenland
Nach der freundlichen Aufnahme von Theodor Gruber bei den Straubinger Krippenfreunden entstand in unzähligen Arbeitsstunden eine der ersten Krippen des Dachdeckermeisters auf einer Grundfläche von 2 x 2,5 Metern. Allein zur Herstellung der Figuren – etwa im Maßstab 1:6 – erlernte Gruber das Schnitzen. Später modellierte er die Figuren aus Gips und Styropor bis ins kleinste Detail. Sogar die Frisuren mussten perfekt sitzen, denn oft entschied sich erst später die endgültige Kopfbedeckung der „Drei Weisen aus dem Morgenland“.
Apropos drei Weise: Wird es im Zuge der aktuellen Rassismus-Diskussion keine Heiligen Drei Könige mehr in Krippen geben wegen des schwarzen Melchior? So wie in diesem Jahr in der Ulmer Münsterkrippe geschehen. Spontanes Abwinken bei den Krippenfreunden. Melchior stehe symbolisch für den afrikanischen Kontinent – habe also mit Diskriminierung nichts zu tun, meinen die Krippenfreunde. Inzwischen gebe es übrigens schon Krippen, auf denen auch der Kontinent Amerika mit einem rothäutigen Menschen vertreten sei.
Inspirierende Reisen mit der Ehefrau in die Krippen-Hochburg NeapelZur Perfektion der Figuren trägt auch Rosmarie Gruber maßgeblich bei durch eine bis ins Detail stimmige oder vollendete Bekleidung. Und sie geht mit auf Spurensuche für neue Inspirationen. Bereits zweimal waren die Grubers schon in Neapel – nicht um Urlaub zu machen, sondern um dort Krippenbauer zu besuchen.
Das Ergebnis sind heute Krippen der Straubinger Krippenfreunde, die Szenen von der Heiligen Nacht im Stall von Bethlehem zeigen oder ganze Landschaften, die mit Tieren, Pflanzen oder gar einem lebendigen Marktgeschehen glänzen. Die kleinsten Exemplare passen in handgefertigte Boxen mit dimmbarer Beleuchtung. Die größten Krippendarstellungen füllen fast einen Raum.
Alle Weihnachtskrippen sind handgefertigte Unikate
Auf die Frage, ob Rosmarie Gruber den einen Satz von vor 30 Jahren bereut hat, lacht sie. „Auch wenn sich mein Theo mittlerweile viele Stunden seiner Freizeit mit dem Thema beschäftigt – es ist zu unserem Hobby geworden.“ Der heute 79-jährige Leib-und-Seele-Dachdecker ist mit gleicher Begeisterung ein Leib-und-Seele-Krippenbauer und „Bauherr“ von inzwischen sechs Weihnachtskrippen geworden. Und wie jedes Dach im Arbeitsleben ist auch jede Krippe nun mal ein Unikat. Auch das macht ihn zu Recht stolz.
Sie interessieren sich für Dachdecker und ihre Hobbies? Dann lesen Sie unsere Story über Carsten Stelter, Landesinnungsmeister und Marathonläufer.