Reiner Dach: Schieferspezialist im Hunsrück
Bild von Mitarbeitern von Reiner Dach

Schieferspezialist im Hunsrück: Reiner Dach

2. Juni 2022

 · Kai-Uwe Bohn

Es gibt sie, die Aufträge, die wohl jeder Dachdeckerbetrieb in seiner Historie hat: die beispielhaften, herausragenden Arbeiten, mit denen man zeigen kann, was man drauf hat – und die man auch so schnell nicht wieder vergisst. „Wir haben viele Aufträge, die nicht unbedingt ‚von der Stange‘ sind“, berichtet Oliver Reiner, Chef von Reiner Dach aus Dörth. „Einer der exklusivsten war sicherlich die historische Himmelsbachsiedlung in Bingen.“

Bild von Inhaber von Reiner Dach, Oliver Reiner
Oliver Reiner, Chef von Reiner Dach (Alle Abbildungen und Titelbild: Reiner Dach)

Herausragendes Großprojekt

1922 hatte Josef Himmelsbach, der Chef eines Imprägnier- und Kyanisierwerks, die nach ihm benannte Siedlung als Arbeiterunterkunft bauen lassen – ein Rundbau mit zehn Häusern, großem Garten und gemeinschaftlichem Hof. Die Werktätigen von damals sollten vernünftig unterbracht werden und es in ihrer Freizeit gut haben. Auch das Dach und die Fassade des eindrucksvollen Komplexes konnte – und kann – sich sehen lassen: Die Dach-, Walm- und Mansardenflächen sind mit vielen Zwiebeltürmchen und Gauben sowie Sattel- und Hauptkehlen versehen – und komplett mit Schiefer gedeckt – der Spezialität von Reiner Dach.

Bild von Himmelsbach Siedlung
Die historische Himmelsbachsiedlung in Bingen – klar erkennbar sind ihre wunderschönen Schieferdächer.

Guter Ruf und viele Referenzen für Reiner Dach

„Allerdings nagte der Zahn der Zeit mächtig daran“, weiß Oliver Reiner. Das Gebäude verfiel zusehends. Ein neuer Investor übernahm es schließlich 2015, setzte sich mit einigen ausgewählten Fachfirmen aus der Region zusammen und begann vier Jahre später mit der Sanierung des Daches. „Wir haben einen guten Ruf und viele Referenzen in der Region für Denkmalsanierungen. Der Auftrag, die mehr als 2000 Quadratmeter Dachfläche wieder auf Vordermann zu bringen, war eine tolle Sache für uns“, schwärmt der Chef.

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Baustelle der Wetter-Kontraste

Insgesamt elf Monate arbeitete das Familienunternehmen aus Hunsrück an der Neueindeckung, bei großer Hitze und bitterer Kälte. Weil das Dachtragwerk noch gut erhalten war, verlegte Reiner Dach darauf zunächst eine neue Schalung. An den Gauben und den Fassaden war die Schalung noch zu gebrauchen. Die Firma ging in fünf Bauabschnitten vor, die wegen der Logistik genau geplant werden mussten. Für die Deckung kamen Schuppen von Rathscheck zum Einsatz.

Bild von Reiner Dach Mitarbeiter
Gute Laune hilft bei gutem Wetter aus einer guten Leistung die bestmögliche zu machen.

Reiner Dach: Gegründet vor 44 Jahren

Die Firma Reiner-Dach GmbH & Co. KG gibt es schon seit 44 Jahren. Gegründet wurde das Unternehmen 1978 durch den Dachdeckermeister Kurt Reiner. Sein Sohn Oliver wollte schon mit 16 unbedingt Dachdecker werden, ging deshalb sogar vor dem Abitur vom Gymnasium ab und machte 2003 seinen Meister. Von 2004 bis 2008 arbeitete er dann in Mayen für den Schiefer-Lieferanten Rathscheck. Außerdem studierte er Betriebswirtschaft in Koblenz. 2008 stieg Oliver Reiner dann als Geschäftsführer mit in den Betrieb seines Vaters ein und leitete diesen mit ihm zusammen, bevor sich der Vater langsam zurückzog. Seit 2019 ist Oliver Reiner alleiniger Geschäftsführer des Familienunternehmens.

Bild von Reiner Dach Baustelle
Die Siedlung ist ein echtes Prestigeobjekt für Reiner Dach. Schon heute bedient der Betrieb Kunden aus einem 100-Kilometer-Umkreis.

Schieferkunden aus 100 Kilometer Umkreis

Mit der Spezialisierung auf Schiefer hat die Firma aus Dörth ihren Platz gefunden. „Der Hunsrück ist ja traditionell Schieferregion, deswegen waren wir mit diesem Werkstoff schon immer beschäftigt. Aber in den vergangenen 15 Jahren haben wir uns noch stärker darauf konzentriert“, so Oliver Reiner. Aus mehr als 100 Kilometer Umkreis – von Mainz über Koblenz und Bonn bis Leverkusen – kommen die entsprechenden Aufträge für Reiner Dach. „Vieles läuft bei uns über die Empfehlungen zufriedener Kunden. Dazu gehören zum Beispiel auch die Bistümer der Kirche.“

Bild von Reiner Dach Mitarbeitern auf dem Kirchturm
Platte um Platte wuchs die Schiefereindeckung empor – dabei zeigte sich der Himmel über Bingen längst nicht jeden Tag so freundlich.

Handwerkkunst, die Zeit braucht

Was den Chef und seine Mitarbeiter dabei täglich neu begeistert: Schiefereindeckung ist ein ursprüngliches Handwerk mit einem hundertprozentigen Naturbaustoff, bei dem noch jeder Stein mit Hammer und Haubrücke bearbeitet und anschließend fachgerecht befestigt wird. „Das lernt man nicht an zwei Tagen und auch nicht in drei Jahren Ausbildung. Da braucht es schon Zeit, bis das handwerkliche Know-how in Fleisch und Blut übergeht.“

Die Kirche als Kunde

Es sind oft Kirchenbauten oder auch öffentliche Gebäude, die die Reiner Dach dachtechnisch auf den neuesten Stand bringt. Der Denkmalschutz birgt dabei besondere Anforderungen. So müssen zum Beispiel die Wandanschlüsse noch traditionell mit Bleiwolle verstemmt werden. Dazu Oliver Reiner: „Kennen wir, können wir.“ Beim Himmelsbach-Projekt habe man 2,5 Kilometer Kehlen und 230 Meter Grate sowie 220 Meter Orte gedeckt.

Bild von Reiner Dach Mitarbeiter
Augenmaß und handwerkliches Geschick sind unabdingbar, wenn es um solch aufwendige Schieferdächer geht.

Drei Denkmalschutzbaustellen gleichzeitig

Gerade arbeitet der Betrieb gleichzeitig auf drei Baustellen mit Denkmalschutzhintergrund. So lässt die Universität Bonn ein historisches Gebäude sanieren, in dem die Verwaltung sitzt. „Nach innen haben wir die Dachflächen mit Ziegeln gedeckt, nach außen – also zur Stadt hin – einmal mehr mit Schiefer.“ Auch hier sind knifflige Details mit im Spiel, etwa Terrassen oder historische Blumenvasen, die mit Blei eingefasst werden. In Leichlingen bei Leverkusen erneuert die Truppe von Reiner Dach 320 Quadratmeter Schieferdach einer katholischen Kirche in 60 Meter Höhe und in Mainz decken sie die Maria-Ward-Privatschule mit 800 Quadratmeter Schiefer neu ein.

Bild von reiner Dach Mitarbeitern
Die Dekoration am Dach hebt das Alter der Siedlung deutlich hervor.

Kaum Neubaugeschäft bei Reiner Dach

„Im Neubaugeschäft sind wir praktisch gar nicht, weil da nicht viel mit Schiefer gemacht wird. Es sind oft ältere Kunden, die mit Sanierungsaufträgen – auch in Verbindung mit nachträglichem Dachausbau – zu uns kommen“, so Oliver Reiner. Flachdächer und Dachausbauten gehören abseits von der Schieferdeckung genauso zum Tätigkeitsgebiet wie die Beratung und der Einbau von Solarthermie- und Photovoltaikanlagen.

Bild von Metalldachturm
Ein modernes Dach mit historischer Anmutung: Reiner Dach hat ganze Arbeit geleistet.

Lehrlingsausbildung sehr wichtig

21 Mitarbeiter hat Reiner Dach mittlerweile: „Ich würde mich freuen, wenn noch drei oder vier Fachkräfte dazukommen.“ Oliver Reiner beschäftigt wie alle im Gewerk der Personalmangel. Er ist immerhin froh, dass alle neuen Kräfte „von selbst gekommen“ sind, weil seine Firma, die auch auf Instagram aktiv ist, einen guten Ruf hat. Besonderen Wert legt er auf die Lehrlingsausbildung: „Wir sind stolz darauf, jungen Menschen die Möglichkeit geben zu können, einen handwerklichen Beruf zu erlernen. Nur so können wir die Zukunft unserer Zunft nachhaltig sichern.“ Vier Lehrlinge hat der Betrieb derzeit – betreut von sechs Meistern.

Jung und weiblich

Auch die Frauenquote von Reiner Dach kann sich sehen lassen. Immerhin sechs weibliche Beschäftigte hat der Betrieb, die Hälfte im Büro, die andere Hälfte auf den Baustellen. Zwei Drittel der Mitarbeiter, so Reiner, sind unter 40 Jahre alt – das und die vollen Auftragsbücher versprechen eine sichere Zukunft.

Bild von Reiner Dach Dachdeckerinnen
Die Ausbildung von Lehrlingen wird bei Reiner Dach mit Nachdruck betrieben – mit Erfolg, der Planungssicherheit für die Zukunft gibt.

Mitglied im Aufsichtsrat der DEG

Neuerdings engagiert sich Oliver Reiner auch in der DEG Alles für das Dach eG in Koblenz, wo er nun zum Aufsichtsrat gehört – „vor zwei Wochen war ich auf der ersten Sitzung“. Als Kunde kennt er natürlich die Materialproblematik, die auch durch die Hersteller entstehe: „Die großen Konzerne haben den kleinen Handwerker oft nicht mehr im Blick.“ Die DEG tue, was möglich sei, könne aber auch nicht jedes Problem – beispielsweise das der galoppierenden Preisentwicklung – lösen.

Sie interessieren sich für Schieferdächer? Dann lesen Sie unsere Story über die Ludes GmbH, die vor den Toren Triers ein altes Weingut mit dem Naturmaterial eindeckte.

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