Dachdecker sanieren Hannovers höchste Gebäudekuppel
19. November 2019
Das passende Konzept für Sanierung erstellte das zentrale Baumanagement der Mediengruppe Madsack, vertreten durch den Diplomingenieur Architekt Jörg Kairies, gemeinsam mit Friederike Osterwald und Arne Zain sowie weiteren Fachingenieuren und Baubeteiligten. Die Planung sah vor, die Tragschaleninnenfläche klassisch zu sanieren. Hierzu bearbeiteten die Bauausführenden die Betonoberfläche durch Abstrahlen. Es folgte ein Spritzauftrag von kunststoffvergütetem, zementgebundenem SPCC-Mörtel. An der Tragschalenaußenfläche erfolgte ebenfalls eine Betoninstandsetzung. Vorab wurde die komplette Kupferbekleidung durch den Betrieb Hanebutt abgetragen und anschließend durch eine neue, wärmegedämmte Dacheindeckung ersetzt.
Dachdecker arbeiten in 51 Meter Höhe mit Sonnenschutz
Im Sommer auf dem Dach in 51 Meter Höhe arbeiten mit Sonnenschutz: Das wünschen sich viele Dachdecker. Für die bis zu 15 Mitarbeiter der Hanebutt GmbH aus Neustadt am Rübenberge war das von Mai bis Ende September auf der Baustelle am Anzeiger Hochhaus in Hannover die freundliche Realität. Denn das denkmalgeschützte Gebäude wurde während der Sanierung der markanten und weithin sichtbaren Gebäudekuppel aus Kupfer komplett eingerüstet – inklusive einer Dachplane zum Schutz gegen den Regen und die Witterung. Arbeiten am Dach unter einem Dach stand also auf dem Programm.
Wände der filigranen Kupferkuppel sind nur sechs Zentimeter dick
Der enorme Aufwand war nötig, weil die Kupferkuppel mit ihren acht Fenstern so ein filigranes Gebilde ist. „Die Betondicke der Wände beträgt gerade mal zwischen vier und sechs Zentimetern“, erläutert Projektleiter Heiner Hanebutt. Aufbau, Konstruktion und technische Gestaltung erwiesen sich deshalb als besondere Herausforderung. Nach der Stabilisierung über die Unterkonstruktion galt es die Schalung mit Holz aufzusetzen, bei einer Neigung von 30 bis 45 Grad. „Da braucht es schon eine exakte Vermessung inklusive eines 3D-Modells. Wir haben an der Kuppel acht Achsen, die alle in die Fenster reinlaufen und dann weiter Richtung Spitze“, berichtet der Dachdeckermeister.
Zudem sollte es für die Kupferkuppel des 1928 erbauten ersten Hochhauses in Hannover jetzt endlich mal eine Wärmedämmung geben. Aber mit der Vorgabe, Statik und Breite der Kupferkuppel nicht zu verändern. So wurden zwischen den Holzspanten sechs Zentimeter eines zementversetzten Mineralfaser-Spritzputzes aufgebracht. Er schmiegt sich an die Wölbung der Kuppel und sorgt neben der Dämmung auch für die Erfüllung der Brandschutzauflagen. „Zudem haben wir noch eine Lüftung zwischen Holzschalung und Brandschutzmaterial installiert“, sagt Hanebutt.
Jede Kupfer-Schar ist ein Unikat
Die Krönung für sein Team war dann die Befestigung der neuen Kupferdeckung. Für diese hatte die Niederlassung Hannover der Dachdecker-Einkauf Ost eG das Material geliefert. „Das Projekt der Neueindeckung begann mit der Planung im Büro. Wir haben im CAD-System die acht Achsen gesetzt und jedes Blech eingeteilt. Dann wurde jedes einzelne Teil im eigenen Lager gefertigt“, erklärt der Dachdeckermeister. Unten haben die Scharen 1,75 Meter Größe und werden dann immer kleiner. „Jede Schar ist ein Unikat, das war die große Herausforderung, die wir gut gemeistert haben.“ Wer das Ergebnis sieht, kann dem Urteil nur zustimmen. Da hat das Team beste handwerkliche Qualität abgeliefert.
Projekt Anzeiger Hochhaus ist eine super Werbung für den Dachdecker
Das Besondere an der neuen Kupferhaut ist, dass sie bereits die markante grüne Patina trägt. Dafür hat der Hersteller extra den Alterungsprozess der Kupferbleche künstlich beschleunigt. Der neue Farbton trägt den Namen des Gebäudebesitzers: Madsack-Grün. Das Medienhaus hat hier seinen Sitz und unter der für die Bauphase entkernten neuen Kuppel wird im nächsten Jahr wieder ein Kino- und Veranstaltungssaal entstehen. „Für uns ist das Projekt eine super Werbung, weil jeder in der Region das Anzeiger Hochhaus kennt und wir zudem tolle Berichte hatten in beiden großen Hannoveraner Zeitungen“, sagt Hanebutt. Seinem syrischen Vorarbeiter auf der Baustelle haben sie im Betrieb denn auch einen neuen Spitznamen verpasst: Hollywood-Dachdecker.
Hanebutt bietet breites Spektrum an Geschäftsfeldern
Zu diesem spannenden Sanierungsprojekt ist die Hanebutt GmbH Schritt für Schritt gekommen und das wegen des breiten Spektrums an Geschäftsfeldern. „Wir machen auch Stahlbau und haben zuerst Stahlmaterial für das riesige Gerüst geliefert. Dann folgte der Abriss des alten Daches und danach kam erst der Auftrag für die Neueindeckung“, berichtet Hanebutt, der Mitglied der Geschäftsleitung ist. Vom Stahlbau, inzwischen auch mit Schallschutz, über Holz- und Dacharbeiten bis Solar reicht das Tätigkeitsfeld des Unternehmens, das inzwischen über 200 Mitarbeiter beschäftigt, unter denen sich 32 Lehrlinge befinden.
Neben dem Hauptsitz Neustadt gibt es noch vier weitere Standorte im Norden und Nordosten. Das Projekt Anzeiger Hochhaus strahlt sogar noch bis nach Paris aus. Nachdem die Mitarbeiter von Hanebutt das alte Dach abgerissen hatten, wurde die alte Kupferdeckung auf ästhetische Weise genutzt. Ein Kunstwerk mit den Kupfermaterialien ist jetzt in der Pariser Galerie Lafayette zu sehen.
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