Die Zukunft: BIM für das Handwerk
22. November 2018
Bei Hochbauprojekten des Bundes kommt bereits seit Februar 2017 ab einer Bausumme von fünf Millionen Euro Bausumme die Methode BIM zum Einsatz. Das hat das Bundesbauministerium per Erlass verfügt. So soll über den öffentlichen Bau des Bundes dem digitalen Planen, Bauen und Betreiben von Bauwerken zum Durchbruch verholfen werden. Zusammen mit dem Verkehrsministerium treiben nun zwei große Bauherren die digitale Arbeitsweise voran. Und dies mit dem Ziel, Kosten- und Zeitpläne besser in den Griff zu bekommen.
Worum es bei BIM eigentlich geht
Doch was versteckt sich eigentlich hinter BIM? Eine Methode, die mittelfristig auch vom Handwerk eingesetzt werden muss, wenn es bei öffentlichen und privaten Großaufträgen im Geschäft bleiben will. BIM ist keine Software – es ist vielmehr eine Methode, alle Lebenszyklen eines Bauwerks zu managen. Das soll Planungsfehler vermeiden, die Abstimmung aller am Bau Beteiligten optimieren, Planungs- und Detailänderungen jederzeit für alle Beteiligten sofort einsehbar machen. Auch sollen Bauabläufe verkürzt, Simulationen mit unterschiedlichen Ausführungen und Werkstoffen ermöglicht, Lagerkapazitäten optimiert und Material gespart werden. Diese Methode nutzt gegenüber herkömmlichen IT-Modellen deutlich mehr Informationen. Dies schafft eine synchronisierte Datenbasis, auf die alle am Bau Beteiligten zugreifen können.
Was Experten über BIM im Handwerk sagen:
Bauprojekte künftig an die qualitativ Besten vergeben
Alexander Dobrindt versprach 2015 als damaliger Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Wir brauchen eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Bauherren, Planern und ausführenden Unternehmen. Dazu wollen wir auch die Vergabepraxis ändern. Bauprojekte sollen künftig an den qualitativ Besten vergeben werden. Und nicht an den vermeintlich Billigsten. Der Preis allein darf kein Ausschlusskriterium sein.“ Die Erwartungen und Hoffnungen an BIM sind also gewaltig. Nicht minder gewaltig ist aber der Weg zum erfolgreichen Einsatz von BIM. Denn nur wenn die Methode wirklich reibungslos für alle an einem Bauprojekt Beteiligten zu nutzen ist, bringt sie Vorteile. Den Idealfall vorausgesetzt, arbeiten dann Architekten, Fachplaner, Bauunternehmer, Handwerker und Facility Manager mit BIM zusammen und koordinieren ihre Leistungen. Grundvoraussetzung hierfür wäre, dass alle Beteiligten über eine Software verfügen, die einen Datentransfer und Datenaustausch über geeignete Schnittstellen erlaubt.
BIM im Handwerk: Integration der Planung von Terminen und Kosten
Neben dem BIM 3D-Modell – das sich im weitesten Sinne auf die architektonische Leistung, Tragwerksplanung und zusätzliche Informationen zu Komponenten beschränkt – ist die Erweiterung auf ein 4D-Modell erstrebenswert. Dies schließt Komponenten der Terminplanung mit ein. In der 5D-Stufe werden die Kosten integriert. Schon jetzt möglich sind weitere Stufen, in denen Betrieb, Wartung, Instandhaltung und Abriss vorberechnet und permanent aktualisiert werden können. Auch für Dachdecker und Zimmerer können bei der Beteiligung am BIM-Projekten von den Vorteilen profitieren, die sich vor allen aus der effizienteren Planung von Baustellenabläufen ergeben. Wenn alle ausführenden Gewerke genau wissen, was sie wo, wann und wie zu tun haben, lässt sich deutlich die Produktivität der eigenen Mitarbeiter auf den Baustellen erhöhen. Allerdings ist bei der Einführung der Arbeit mit BIM im Handwerk zu beachten, dass dies Veränderungen und Investitionen in den Bereichen Personal und EDV erfordert.
BIM im Handwerk: Personalentwicklung
Es müssen MitarbeiterInnen im eigenen Betrieb gefunden oder extern gesucht werden, die sich mit dem Thema BIM auseinandersetzen wollen oder sogar bereits über Erfahrungen verfügen. Oftmals wird es darum gehen, eigene Stellen dafür zu schaffen. Idealerweise ist die BIM-Fachkraft zugleich Betriebsinhaber oder zumindest ihm direkt unterstellt, um Zugriff zu allen relevanten Informationen zu besitzen. Gerade solche Experten werden nicht leicht zu finden sein, da dies gefragte und gut bezahlte Fachkräfte in der Branche sind. Sowohl bei der Suche als auch bei der Weiterbildung eigener Kräfte ist zu berücksichtigen, dass es noch nicht einmal in entsprechenden Studiengängen, wie Architektur oder Bauingenieurwesen, bislang in Deutschland ein einheitliches Bildungs- oder Studienangebot existiert. Auch in der Gesellen- und Meisterausbildung ist BIM bislang – wenn überhaupt – nur als freiwilliges Zusatzangebot verfügbar.
BIM im Handwerk: EDV im Betrieb
Auch wenn es bereits verschiedene Schnittstellen zum Datenaustausch für BIM-Anwendungen gibt, sollte die Arbeit mit BIM in die bereits vorhandene und für die Nutzer im Betrieb gewohnte Software möglich sein. Nur so ist gewährleistet, dass zeitaufwändige manuelle Datenerfassung und Datenergänzungen – mit entsprechendem Fehlerrisiko – vermieden werden können.
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