Digitales Handwerk hat gute Chancen – jetzt!
Digitales Handwerk

Digitales Handwerk hat gute Chancen – jetzt!

26. März 2019

 · Michael Podschadel

Dach\Live: Was ist das „Kompetenzzentrum Digitales Handwerk“ und wer nutzt es?

Krause: Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk ist ein bundesweites Projekt im Rahmen der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Diese Plattform ermöglicht es Handwerksbetrieben unter anderem, sich über das Thema Digitalisierung zu informieren und – das ist viel wichtiger – sich mit Fachleuten zu vernetzen, die bei der Umsetzung helfen. Der Chef kann eine Umstellung der internen Prozesse in seinem Betrieb nämlich allein nicht stemmen. Um eine Prozessdigitalisierung wird er aber nicht herumkommen.

Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk in Koblenz bietet Dachdeckerbetrieben eine Anlaufstelle und Plattform zum Austausch (Fotograf: Herbert Piel)
Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk in Koblenz bietet Dachdeckerbetrieben eine Anlaufstelle und Plattform zum Austausch (Fotograf: Herbert Piel).

Dach\Live: Ist das Thema Digitales Handwerk wirklich so dringlich, geht es den Betrieben schlecht?

Krause: Im Gegenteil, dem Handwerk geht es im Moment recht gut. Das wird aber für mache Betriebe nicht so bleiben. Rund die Hälfte aller Handwerksbetriebe ist nicht gut vorbereitet auf den digitalen Wandel, und der vollzieht sich auch ohne ihr Zutun. Die Industrie reagiert darauf schon und entwickelt digitale Geschäftsmodelle, um sinkenden Umsätzen entgegenzuwirken. Ein Beispiel dafür sind etwa Hersteller und Lieferanten, die den kompletten Dachaufbau anbieten, vom Material bis zur Eindeckung.

Dach\Live: Was muss der Dachdecker tun, um auch in Zukunft erfolgreich zu bleiben?

Krause: Um zwei Aufgaben kommen Dachdeckerbetriebe heute nicht herum. Zunächst ist eine Digitalisierung der Tätigkeiten gefragt, die einem kein Kunde bezahlt: Lohnabrechnung, Zeiterfassung, Auftragserstellung und so weiter. Wer hier noch analog arbeitet, der verschwendet Ressourcen und verliert unnötig Zeit und Geld.

Die zweite Herausforderung ist die Digitalisierung der Kommunikationsabläufe, nach innen wie nach außen. Schon heute finden Kunden ihre Dienstleister und Produkte bevorzugt über das Internet. Das ist keine Zukunftsmusik, für junge Menschen ist die Kommunikation und Informationsbeschaffung über digitale Kanäle längst Alltag. Ohne WhatsApp, Instagram und YouTube geht es nicht mehr.

Für Betriebe heißt das nicht, dass man überall Profile anlegt und auf „Likes“ wartet. Sondern es heißt, dass man ein Konzept für soziale Medien erarbeitet und ein ganz konkretes unternehmerisches Ziel verfolgt, etwa zur Neukundengewinnung, zur Bindung der Mitarbeiter oder zur Anwerbung guter Auszubildender. Auch hier ist die Industrie heute oft weiter als das Handwerk. Die wenigsten Betriebe präsentieren sich im Internet als attraktive Arbeitgeber.

Christoph Krause vom „Kompetenzzentrum Digitales Handwerk“ berät zum Thema Digitalisierung im Handwerk (Fotograf: Stefan Veres)
Christoph Krause vom „Kompetenzzentrum Digitales Handwerk“ berät Betriebe zum Thema Digitalisierung im Handwerk (Fotograf: Stefan Veres).

Dach\Live: Braucht man für die Realisierung solcher Strategien Fachleute?

Krause: Das auch, aber zunächst braucht es vor allem einen Wandel der Unternehmenskultur. Der Betriebsinhaber oder Geschäftsführer muss akzeptieren, verstehen und unterstützen, dass er die Umstrukturierung bestimmter Prozesse nicht allein stemmen kann. Fachleute helfen da weiter. Ein anderer Weg, den ich jedem empfehle, ist die Einbeziehung der jungen Generation. Junge Menschen müssen den Umgang mit digitalen Medien nicht erst lernen und entwickeln Ideen aus einer ganz natürlichen Perspektive heraus.

Dach\Live: Digitales Handwerk: wie schnell lässt sich das umsetzen im Betrieb?

Krause: Wer sich heute entschließt, vollständig und gut vernetzt auf ein digitales Datenmanagement in seinem Betrieb umzustellen, der braucht schon rund eineinhalb Jahre, bis alles rund läuft. Die Mitarbeiter müssen ja auch gut geschult werden, damit die Umstellung in der Praxis funktioniert. Das ist aber nur die Kür – die Pflicht ist, seine Kundenkommunikation zu digitalisieren. Die spannende Frage ist: Wie kann ich meine Kunden im Netz erreichen und dann auch an mich binden, welchen Service kann ich anbieten? Und damit spiele ich dann auch schon in der Königsklasse der Digitalisierung, nämlich bei der Herausforderung, das eigene Geschäftsmodell digital zu erweitern. Vielleicht gibt es ja erweiterte Leistungen, die man anbieten kann.

Dach\Live: Klingt nach einer großen Aufgabe – ist das Handwerk ihr gewachsen?

Krause: Ich denke, das Handwerk hat die besten Chancen zu realisieren, woran die Industrie schon emsig arbeitet. Denn das Handwerk ist in Deutschland unglaublich gut vernetzt, über Handwerkskammern, Verbände und so weiter. So ein Netzwerk hat die Industrie nicht. Damit hat das Dachdeckerhandwerk ein solides Fundament, um übergreifende digitale Lösungen und Standards zu erarbeiten, von denen die ganze Branche profitiert. Mit Insellösungen und einmaligen Aktionen ist es nämlich nicht getan. Eine gute Vernetzung ist die Basis für den Erfolg des Projekts Digitales Handwerk Und die beste Zeit zu beginnen ist jetzt, nicht in zwei oder fünf Jahren.

Sie suchen ein anschauliches Beispiel für die praktische Nutzung Digitaler Medien im Betrieb? Dann ist der Beitrag WhatsApp: Dachdecker sparen Zeit genau das Richtige für Sie!

Bild von Velux-Banner

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Aus der Praxis

Dachdecker Schmidt setzt mit neuer Bitumenbahn auf Umweltschutz

Trends

Smartphone für Dachdecker: RugGear im Test

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Valentin Bremer gewinnt German Craft Skills 2024 der Dachdecker

Der Sieger der German Craft Skills 2024 Valentin Bremer kommt aus Hessen und hat von 200 möglichen Punkten 178,70 erreicht. Den zweiten Platz belegte John Seltmann aus Sachsen, Dritter wurde Linus Esseln, der Landessieger aus Rheinland-Pfalz. Bremer und Seltmann haben sich für die 30. IFD-Weltmeisterschaft junger DachdeckerInnen im Jahr 2026 qualifiziert. „Es ist immer wieder eine große Freude zu sehen, wie sehr sich junge Menschen für ihr Handwerk begeistern“, erklärte ZVDH-Vizepräsident Jan Voges, der als Zuschauer vor Ort war.

Bild von Velux-Banner

30. Oktober 2024

Georg Harrasser wird neuer Geschäftsführer bei Nelskamp

Georg Harrasser übernimmt ab November 2024 die Geschäftsführung der Dachziegelwerke Nelskamp. Der 58-jährige Maschinenbauingenieur ist ein alter Bekannter in der Bedachungsbranche. Nach mehr als 25 Jahren bei der BMI Group war Harrasser zuletzt als Präsident bei der Carlisle Construction Materials Europe tätig. Er folgt auf Heiner Nelskamp, der im Mai 2024 als Geschäftsführer in Rente gegangen ist. „Nelskamp ist ein bekannter Name und wird als ein führender Hersteller von Dacheindeckungsmaterial in Deutschland sehr geschätzt. Der Ausbau des deutschen sowie internationalen Geschäfts ist eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue“, so Harrasser.

Bild von Velux-Banner

17. September 2024

A. Ewald Kreuzer wird Ehren-Landesinnungsmeister der bayerischen Dachdecker

Nach Abschluss der Neuwahlen der Vorstandschaft auf dem jüngsten Landesverbandstag der bayerischen Dachdecker stellte der neu gewählte Landesinnungsmeister Mario Kunzendorf den Antrag, A. Ewald Kreuzer für seine herausragenden Verdienste während seiner knapp 20-jährigen Amtszeit als Landesinnungsmeister zum Ehren-Landesinnungsmeister zu ernennen. Kunzendorf bekräftigte die Aussage von ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk, dass mit der Zeit von Kreuzer als Landesinnungsmeister eine „Ära“ zu Ende gehe und ergänzte, dass dieser Begriff selten treffender hätte sein können.

Bild von Velux-Banner

18. Juli 2024

ifo Institut erhöht Prognose auf 0,4 Prozent Wirtschaftswachstum für 2024

Das ifo Institut hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr auf 0,4 Prozent heraufgesetzt, von 0,2 Prozent bislang. Im kommenden Jahr dürfte es sich beschleunigen auf 1,5 Prozent. „Es entsteht gerade neue Hoffnung“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich langsam aus der Krise. Das zweite Halbjahr 2024 dürfte deutlich besser ausfallen als das erste.“ Gleichzeitig wird die Inflation abflauen, von 5,9 Prozent im vergangenen Jahr auf 2,2 Prozent in diesem und auf nur noch 1,7 Prozent im kommenden Jahr.  

Bild von Velux-Banner

20. Juni 2024

17 Prozent weniger Baugenehmigungen im April 2024 als im Vorjahr

Im April 2024 wurde in Deutschland der Bau von 17 600 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, waren das 17 Prozent oder 3600 Baugenehmigungen weniger als im April 2023. Im Vergleich zum April 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,5 Prozent oder 13 500 Wohnungen. Von Januar bis April 2024 wurden 71 100 Wohnungen genehmigt. Das waren 21 Prozent oder 18 900 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. „Deutschlands Wohnungsnot verschärft sich weiter. Was heute nicht genehmigt wird, können wir morgen nicht bauen und wird den Mieterinnen und Mietern am Markt fehlen“, erklärt Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe.

Bild von Velux-Banner

18. Juni 2024

Bundesweite Zoll-Razzia gegen Ring von Dachdecker-Betrügern

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück ist mit einer Großrazzia unter anderem im Raum Osnabrück und Leer gegen ein illegales Netzwerk sogenannter fliegender Dachdecker vorgegangen. Bei den Ermittlungen gegen Dachdecker-Betrüger geht es unter anderem um den Vorwurf Schwarzarbeit. Laut Staatsanwaltschaft Osnabrück vollstreckten in einer Razzia 590 Zollbeamte mehr als hundert Durchsuchungsbeschlüsse in Niedersachsen, Hamburg und Berlin. Außerdem unterstützten Spezialkräfte der Polizei die Durchsuchungen von Wohnungen und Gebäuden. Es wurden laut Staatsanwaltschaft Arrestbeschlüsse in Höhe von mehr als 800 000 Euro erwirkt. Es seien deshalb umfangreiche Vermögenswerte in bar sichergestellt worden.

Bild von Velux-Banner

4. Juni 2024

Auftragseingang im Bauhauptgewerbe steigt im Februar 2024 erstmals wieder an

Der reale, also preisbereinigte Auftragseingang im Bauhauptgewerbe ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im Februar 2024 gegenüber Januar 2024 kalender- und saisonbereinigt um 1,8 Prozent gestiegen. Das gilt auch für die Umsätze, die sich sogar um 2 Prozent erhöhten. Der Auftragseingang nahm im Hochbau um 0,5 und im Tiefbau um 2,9 Prozent zu. Auch gegenüber dem Februar 2023 gibt es eine Steigerung um 0,9 Prozent.

Bild von Velux-Banner

25. April 2024

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

Bild von Velux-Banner

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

Bild von Velux-Banner

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

Bild von Velux-Banner

16. Januar 2024