Digitales Handwerk hat gute Chancen – jetzt!
26. März 2019
Dach\Live: Was ist das „Kompetenzzentrum Digitales Handwerk“ und wer nutzt es?
Krause: Das Kompetenzzentrum Digitales Handwerk ist ein bundesweites Projekt im Rahmen der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Diese Plattform ermöglicht es Handwerksbetrieben unter anderem, sich über das Thema Digitalisierung zu informieren und – das ist viel wichtiger – sich mit Fachleuten zu vernetzen, die bei der Umsetzung helfen. Der Chef kann eine Umstellung der internen Prozesse in seinem Betrieb nämlich allein nicht stemmen. Um eine Prozessdigitalisierung wird er aber nicht herumkommen.
Dach\Live: Ist das Thema Digitales Handwerk wirklich so dringlich, geht es den Betrieben schlecht?
Krause: Im Gegenteil, dem Handwerk geht es im Moment recht gut. Das wird aber für mache Betriebe nicht so bleiben. Rund die Hälfte aller Handwerksbetriebe ist nicht gut vorbereitet auf den digitalen Wandel, und der vollzieht sich auch ohne ihr Zutun. Die Industrie reagiert darauf schon und entwickelt digitale Geschäftsmodelle, um sinkenden Umsätzen entgegenzuwirken. Ein Beispiel dafür sind etwa Hersteller und Lieferanten, die den kompletten Dachaufbau anbieten, vom Material bis zur Eindeckung.
Dach\Live: Was muss der Dachdecker tun, um auch in Zukunft erfolgreich zu bleiben?
Krause: Um zwei Aufgaben kommen Dachdeckerbetriebe heute nicht herum. Zunächst ist eine Digitalisierung der Tätigkeiten gefragt, die einem kein Kunde bezahlt: Lohnabrechnung, Zeiterfassung, Auftragserstellung und so weiter. Wer hier noch analog arbeitet, der verschwendet Ressourcen und verliert unnötig Zeit und Geld.
Die zweite Herausforderung ist die Digitalisierung der Kommunikationsabläufe, nach innen wie nach außen. Schon heute finden Kunden ihre Dienstleister und Produkte bevorzugt über das Internet. Das ist keine Zukunftsmusik, für junge Menschen ist die Kommunikation und Informationsbeschaffung über digitale Kanäle längst Alltag. Ohne WhatsApp, Instagram und YouTube geht es nicht mehr.
Für Betriebe heißt das nicht, dass man überall Profile anlegt und auf „Likes“ wartet. Sondern es heißt, dass man ein Konzept für soziale Medien erarbeitet und ein ganz konkretes unternehmerisches Ziel verfolgt, etwa zur Neukundengewinnung, zur Bindung der Mitarbeiter oder zur Anwerbung guter Auszubildender. Auch hier ist die Industrie heute oft weiter als das Handwerk. Die wenigsten Betriebe präsentieren sich im Internet als attraktive Arbeitgeber.
Dach\Live: Braucht man für die Realisierung solcher Strategien Fachleute?
Krause: Das auch, aber zunächst braucht es vor allem einen Wandel der Unternehmenskultur. Der Betriebsinhaber oder Geschäftsführer muss akzeptieren, verstehen und unterstützen, dass er die Umstrukturierung bestimmter Prozesse nicht allein stemmen kann. Fachleute helfen da weiter. Ein anderer Weg, den ich jedem empfehle, ist die Einbeziehung der jungen Generation. Junge Menschen müssen den Umgang mit digitalen Medien nicht erst lernen und entwickeln Ideen aus einer ganz natürlichen Perspektive heraus.
Dach\Live: Digitales Handwerk: wie schnell lässt sich das umsetzen im Betrieb?
Krause: Wer sich heute entschließt, vollständig und gut vernetzt auf ein digitales Datenmanagement in seinem Betrieb umzustellen, der braucht schon rund eineinhalb Jahre, bis alles rund läuft. Die Mitarbeiter müssen ja auch gut geschult werden, damit die Umstellung in der Praxis funktioniert. Das ist aber nur die Kür – die Pflicht ist, seine Kundenkommunikation zu digitalisieren. Die spannende Frage ist: Wie kann ich meine Kunden im Netz erreichen und dann auch an mich binden, welchen Service kann ich anbieten? Und damit spiele ich dann auch schon in der Königsklasse der Digitalisierung, nämlich bei der Herausforderung, das eigene Geschäftsmodell digital zu erweitern. Vielleicht gibt es ja erweiterte Leistungen, die man anbieten kann.
Dach\Live: Klingt nach einer großen Aufgabe – ist das Handwerk ihr gewachsen?
Krause: Ich denke, das Handwerk hat die besten Chancen zu realisieren, woran die Industrie schon emsig arbeitet. Denn das Handwerk ist in Deutschland unglaublich gut vernetzt, über Handwerkskammern, Verbände und so weiter. So ein Netzwerk hat die Industrie nicht. Damit hat das Dachdeckerhandwerk ein solides Fundament, um übergreifende digitale Lösungen und Standards zu erarbeiten, von denen die ganze Branche profitiert. Mit Insellösungen und einmaligen Aktionen ist es nämlich nicht getan. Eine gute Vernetzung ist die Basis für den Erfolg des Projekts Digitales Handwerk Und die beste Zeit zu beginnen ist jetzt, nicht in zwei oder fünf Jahren.
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