Moderne trifft Altstadt: Dachausbau des Dom Hotels in Limburg
18. August 2020
Schon vor dem Baubeginn war die öffentliche Erregung riesengroß. Anwohner reichten Klage ein, Architekten bekundeten ihr Entsetzen. Die Rede war von einem massiven Eingriff in die historische Altstadt von Limburg. Die Denkmalpfleger hingegen waren deutlich entspannter und bewilligten den modernen Dachausbau. Worum es geht? Das seit fast 200 Jahren bestehende Dom Hotel wollte sich aus wirtschaftlichen Gründen vergrößern, von 42 auf 48 Zimmer. Und so etwas geht in der Altstadt nur nach oben. Als neue Attraktion für die Gäste ist jetzt in Holzbauweise ein Dachausbau mit sechs neuen, behindertengerechten Doppelzimmern entstanden, einige haben sogar Domblick.
Dachausbau Dom Hotel: Pläne und Bestand unterscheiden sich
Der ausführende Betrieb Zimmerei-Holzbau Michael Dombach erhielt die Projektanfrage kurzfristig Ende November 2019 vom Auftraggeber, der Albert Weil AG. Die Vergabe war dann kurz vor Weihnachten. „Wir haben für diesen Kunden schon oft gearbeitet“, berichtet Michael Dombach. Die Vertrauensbasis war also vorhanden bei diesem auch baulich herausfordernden Projekt. „Es gab da schon Probleme mit den Plänen, die nicht immer übereinstimmten mit dem, was wir im Bestand so vorfanden“, erinnert sich der Zimmerermeister. Trotzdem gelang eine Fertigstellung der Arbeiten bis Mai 2020. Dass der Hotelbetrieb wegen Corona eingestellt wurde, machte es im Bauablauf für alle beteiligten Gewerke etwas einfacher, den zur Verfügung stehenden, engen Raum entsprechend aufzuteilen.
Dachausbau: Ein Kubus mit 300 Quadratmetern Fläche
Der neue Baukörper sieht aus wie ein Kubus, der auf dem historischen Dach thront. „Das ließ sich im Vorfeld schwer vermessen, weil über die Grundfläche von 300 Quadratmetern alles schief und uneben war. Nach dem Abbruch des alten Satteldachs wurde der Holzbau auf neuen Unterzügen und Trägern hochgezogen. „Der Dachausbau hat allein 40 Tonnen Gewicht, da ist schon die statische Berechnung anspruchsvoll“, sagt Heiko Keller von der DEG Alles für das Dach eG, welche die Lieferung der Außen- und Innenwände organisierte. „Unser Holzmitarbeiter in der Niederlassung Limburg, Jens Schmidt, hat schon in der Planung das ganze Projekt mit dem ausführenden Betrieb durchgesprochen. Die Kooperation lief wirklich rund“, sagt der Leiter des Geschäftsbereichs Holz bei der DEG.
Das kann auch Michael Dombach bestätigen. „Schon die Vorbereitung und Planung waren eine Herausforderung. Und wegen des engen Zeitplans konnten wir die Wandelemente nicht selbst vorfertigen, was wir sonst bei unseren Projekten immer machen. Die Dach- und Deckenelemente wurden, um die Bauzeit zu verkürzen, als Brettsperrholzelemente hergestellt. Durch die gegebenen Umstände mit der Vorplanung und dem engen Zeitfenster, blieb es spannend, ob denn die Termine gehalten werden konnten. Auf Nachfragen beim österreichischen Hersteller zum Liefertermin gab es nur die lapidare Antwort: „Das geht sich aus!“
Dachausbau: Verkleidung mit bronzefarbenen Schindeln
Auf das Flachdach wurde eine Gefälledämmung verlegt und die Wände mit bronzefarbenen Blechschindeln verkleidet, welche sich je nach Sonneneinstrahlung in unterschiedlichen Farben abbilden. „Für den Holzbau hat die DEG als Partner uns alles fertig für die Montage angeliefert“, sagt Dombach. Während der Realisierung sollte natürlich alles trocken bleiben im Winter und Frühjahr. „Es wurde eine Notabdichtung verlegt, Stahl in der Decke als Unterzüge verbaut und die bereits bestehenden Gauben eingebettet“, berichtet der Zimmerermeister.
Dachausbau: komplizierte Anlieferung der schweren Holzelemente
Kompliziert war in der Limburger Altstadt die Logistik. Die DEG lieferte das Holz in drei Ladungen an, aber nicht alle direkt zum Hotel. Dadurch, dass einige Dach- und Deckenelemente im Bereich der Abladestelle zu schwer für den großen Baukran waren, übernahm Michael Dombach die Umladung auf kleinere Fahrzeuge, die das Material in die Fußgängerzone der Altstadt transportierten. Dort wurden die meisten Holzelemente dann per Kran aufs Dach gehievt. Denn der Innenhof war natürlich bei allen beteiligten Gewerken sehr gefragt.
Zimmerer gefällt die moderne Architektur des Dachausbaus
Dombach und sein Team konnten das Projekt bei allen Herausforderungen professionell abwickeln, zur vollen Zufriedenheit des Kunden. Bis zu sechs seiner Mitarbeiter waren auf der Baustelle im Einsatz. Ihm selbst gefällt die Architektur des Dachausbaus. „Es ist mal etwas Anderes. Für mich fügt sich der Kubus harmonisch in das Gebäude ein.“ Die öffentliche Kritik findet er etwas überzogen. Sicherlich sind gewisse Kriterien zum Bauen in dieser Altstadt erforderlich. „Auf der anderen Seite muss jede Stadt froh sein über Menschen, die Geld in die Hand nehmen, um solche Gebäude zu modernisieren und attraktiver zu machen. Ich denke, das Ergebnis spricht für das Vorstellungsvermögen der Verantwortlichen.“
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