Zultner Holzbau: Problemlöser im Denkmalschutz
29. Juni 2023
Diesmal geht es um die Sanierung eines historischen Holzturms mit Schiefereindeckung auf dem Dach einer ehemaligen Schlossanlage. Wieder ein Projekt ganz nach dem Geschmack von Werner Zultner, Geschäftsführer von Zultner Holzbau aus Hückeswagen im Oberbergischen Land. Die Witterung hatte großen Schaden an dem denkmalgeschützten Turm verursacht. Es war Feuchtigkeit eingedrungen in die Verschalung und die Holzkonstruktion, der Schiefer war spröde geworden.
Turm mit dem Kran nach unten transportiert
„Wir standen vor der Herausforderung, die Statik unter Auflagen des Denkmalschutzes wieder zu ertüchtigen. Nach eingehender Prüfung haben wir uns für die Demontage des Turmes als komplette Konstruktion entschieden, erklärt Zultner. Seine Mitarbeiter lösten den Turm als Ganzes aus dem Dach des Gebäudeteils und zogen ihn mit dem Kran nach unten. So konnte die Sanierung am Boden ausgeführt werden.
Spezielles Know-how erforderlich
Eine Aufgabe für echte Spezialisten. Die beiden Mitarbeiter von Zultner Holzbau haben einen Restauratoren-Lehrgang absolviert. Der eine ist Zimmerermeister, der andere absolviert gerade die Meisterschule. „Für so eine Sanierung braucht es besonderes Know-how. Es geht darum, möglichst viel des bisherigen Holzes aus Eiche zu erhalten, aber zugleich dafür zu sorgen, dass keine Schädigung durch Pilz- und Insektenbefall in der Konstruktion verbleibt“, sagt Zultner, selbst gelernter Kaufmann, Zimmermann, Restaurator des Zimmererhandwerks und Bauingenieur. „Wir haben Gesundschnitte gemäß der Norm von 30 bis 50 Zentimeter hinter dem letzten Pilzbefall und zur Sicherheit noch einige Zentimeter darüber hinaus gemacht und dann neue Hölzer/Füllhölzer mit denkmalgerechten Holzverbindungen angearbeitet.“
Verbindungen denkmalgerecht ausführen
In der Praxis hieß das: Zuerst wurden Verschalung und Eindeckung entfernt. Danach tauschten die beiden Spezialisten die Traghölzer eins zu eins aus im Bereich der Schädigung. Dabei galt es, alle Verbindungen denkmalgerecht auszuführen. Das Dach des Turmes erhielt neben einer neuen Schiefereindeckung als Traufabschluss ein neues Kastengesimse. Der untere Teil des Turmes wurde als tragendes Fachwerk mit einer verlorenen Verschalung (konstruktiver Holzschutz) ausgeführt. Zusätzlich gibt es eine Metallverblendung mit Ausstiegsluke zum Dach gegen das Eindringen von Feuchtigkeit.
Problemlöser mit Fokus Holzarbeiten
Wie kommt Zultner Holzbau an solche spannenden Aufträge? „Wir sind Problemlöser und hatten im Schlossbereich schon Balkenlagen ertüchtigt. Da hat man uns jetzt wieder gefragt“, berichtet Zultner. Der Bereich Denkmalschutz macht rund 25 Prozent aller Aufträge aus. „Wir agieren aber nur regional. Hier kennen wir die Denkmalschützer und wissen, was diese erwarten.“ Der Fokus liegt komplett auf Holzarbeiten. So hat bei diesem Projekt ein Dachdecker die Schiefereindeckung des Turmes als Partner übernommen. „Man kennt sich, das sind verlässliche Beziehungen“, so Zultner.
Abbundanlage und Vorfertigung
Inzwischen beschäftigt Zultner Holzbau rund 25 Mitarbeiter. „Wir machen neben Denkmalschutz vor allem Holzrahmenbau und Sanierungen im Bestand“, erläutert der Geschäftsführer. Dafür gibt es eine Abbundanlage – für eigene Projekte sowie die Belieferung von Kollegen. „Wir übernehmen dann die Konstruktion als CAD – Planung und liefern das komplett verzimmerte Holz für den Dachstuhl oder für die Konstruktion auf die Baustelle des jeweiligen Betriebs.“
Auch Vorfertigung von Wand- oder Deckenelementen führt das Team von Zultner Holzbau an einem Weinmann-Tisch in den eigenen Räumen aus. Es gibt eigene Auflieger und Wechselpritschen, den Transport zur Baustelle übernimmt dann eine externe Spedition. „Wir setzen auf veredelten Holzbau, wollen so viel wie möglich vorab machen und die Montagezeit kurzhalten, um aus dem Wetterrisiko rauszukommen“, erläutert Zultner die Philosophie.
Zultner Holzbau: Unikate bauen – keinen Standard
Die aktuelle Auslastung ist trotz der Krisenzeichen im Neubau sehr gut. Für dieses Jahr noch stehen sechs weitere Holzrahmenhäuser in den Auftragsbüchern, hinzu kommen Sanierungen, Reparaturen und Aufstockungen im Bestand. „Wir bauen Unikate, nichts aus der Schublade. Und das ist eine wichtige Kompetenz, etwa im Bereich Lückenbebauung. Da ist alles individuell auszuführen, da gibt es keine Standards“, so Zultner, der ehrenamtlich im Aufsichtsrat der DEG Dach-Fassade Holz eG mitwirkte.
Für die vielen Aufträge braucht es entsprechenden Nachwuchs an Fachkräften. Kein Problem bei Zultner Holzbau, wo aktuell fünf Lehrlinge ausgebildet werden. „Wir ziehen uns die Jungs selbst heran, auch wenn der eine oder andere danach noch studieren geht“, so Zultner. Der Betrieb hat sich in 35 Jahren einen Namen in der Region gemacht. „Junge Leute wollen gerne eine Lehre bei uns absolvieren, gerade auch, weil die Aufgaben so vielfältig sind.“
Nach der Gründung gleich Fachwerkhäuser saniert
Zultner Holzbau ist über die Jahre nachhaltig gewachsen. Doch wie fing alles an? „Wir starteten mit der Sanierung von drei Fachwerkhäusern in Hückeswagen.“ Das waren 1988 nur er selbst, sein Bruder Klaus und ein Lehrling. Altes Fachwerk gibt es viel in dieser Region, dem Oberbergischen Land. Über die Empfehlung eines Dachdeckers kam gleich der nächste Auftrag herein, ein Großprojekt: Die Sanierung des kompletten Schlosses Lerbach plus Reithalle im nahen Bergisch Gladbach.
Alles auf die Karte Denkmalschutz gesetzt
Drei Jahre waren die Brüder mit ihren vier Mitarbeitern auf der Baustelle beschäftigt und damit komplett ausgebucht. „Wir haben alles auf die Karte Denkmalschutz gesetzt. Ob ich das heute wieder so machen würde, weiß ich nicht. Aber damals hat uns das den entscheidenden Schub gegeben“, erklärt Zultner. Einbringen konnte er Erfahrungen aus der Sanierung der Fachwerkhäuser und sein Know-how aus dem Bauingenieurstudium. Der Kunde war sehr zufrieden. „Und als das Projektende absehbar war, haben wir uns nach Folgeaufträgen umgesehen“, erinnert sich der Zimmerer.
Spaß trotz Dreck und Staub
Die eine Karte Denkmalschutz hat sich dabei als sehr hilfreich erwiesen. „Mit dem Schloss-Projekt hatten wir uns sofort einen Namen gemacht. Danach kamen immer neue Anfragen der öffentlichen Hand sowie von Privatleuten und Kirchen. Mit dem Denkmalschutz haben wir eine Alleinstellung. In der Region sind wir da allein auf weiter Flur“, berichtet Zultner. „Diese Arbeit macht mit ihren unterschiedlichen Aspekten und Herausforderungen einfach großen Spaß – trotz Dreck und Staub, trotz Pilzen, Schwamm oder Insekten im alten Holzgebälk.“
Echte Leidenschaft für den Denkmalschutz
Zultner hat deshalb vor Jahren noch die Zusatzqualifikation Restaurator im Zimmererhandwerk in Biberach draufgesattelt. Dort lässt er auch seine Mitarbeiter schulen – etwa in der Technik der alten Holzverbindungen. Zudem hat der Zimmerer den Sachkundenachweis Holzschutz. Dieses vielfältige Know-how braucht es im aufwendigen Prozess der Sanierung im Denkmalschutz. „Ein Teil meiner Mitarbeiter arbeitet nur im Denkmalschutz, das sind Spezialisten geworden“, weiß der Bauingenieur. Das gilt auch für ihn selbst. Wenn er über Bauabläufe wie bei der Sanierung des Holzturms spricht, ist zu spüren, mit welcher Leidenschaft Werner Zultner bei der Arbeit ist.
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