Auf dem Tablet serviert: Digitalisierung im Dachdeckerbetrieb
Bild von Ott und IT-Expertin Schüssler

Auf dem Tablet serviert: Digitalisierung im Dachdeckerbetrieb

20. Mai 2021

 · Harald Friedrich

Die Kommentare der Mitarbeiter reichten von „cool“ bis „und wie soll das gehen?“. So bringt Sandra Schüssler vom unterfränkischen Dachdeckerbetrieb Klemens Ott die Reaktionen auf den Punkt, als der Einsatz von Tablets auf der Baustelle eingeführt wurde.

Dachdeckerbetrieb beschäftigt eigene IT-Expertin

Sandra Schüssler verfolgt hier unermüdlich die Optimierung betrieblicher Abläufe mit Hilfe digitaler Tools. Über das Ziel, eines Tages den papierlosen Dachdeckerbetrieb zu verwirklichen, berichteten wir bereits in DACH\LIVE. Der nächste konsequente Schritt zur Erreichung dieses Ziels war für die Klemens Ott GmbH in Miltenberg, Mitglied bei der Dachdecker-Einkauf Süd eG, der Einsatz von Tablets auf Baustellen.

Bild von Peter Ott und IT-Expertin Sandra Schüssler mit Tablet
Geschäftsführer Peter J. Ott und seine IT-Expertin Sandra Schüssler legen gemeinsam Strategie und Fahrplan für die Digitalisierung im Dachdeckerbetrieb fest. (Foto und Titelbild: Klaus Uhlendorf)

Jüngere Mitarbeiter finden Tablets cool

„Die jüngeren Mitarbeiter fanden es echt cool, künftig die Papierblöcke zu einem Relikt vergangener Tage erklären zu können“, erinnert sich die IT-Expertin. „Für ältere Mitarbeiter war die Arbeit mit dem Tablet jedoch durchaus erklärungs- und überzeugungsbedürftig.“ Das Smartphone hatte bei den Miltenberger Dachdeckern schon lange Einzug in den Arbeitsalltag gehalten, für die Zeiterfassung auf der Baustelle.

Zeiterfassung und alle Bauprojekte über Tablet dokumentiert

Die Baustellenleiter loggen sich zu Beginn des Tages mit dem Handy ein, um die Arbeitszeit der Baustellen-Mitarbeiter sekundengenau zu erfassen. Alle aktiven Projekte sind hier für die Baustellenleiter sowie Bau- und Projektleiter einsehbar. Ebenso werden Fahrt-, Kant- und Ladezeiten dokumentiert. All diese geloggten Zeiten werden nach nochmaliger Prüfung den einzelnen Projekten zugeordnet. Das ermöglicht im Büro ein optimales Projektcontrolling und bei Bedarf die exakte Nachkalkulation.

Bild von Mitarbeiter mit Tablet im Dachdeckerbetrieb bei der Lagerdokumentation
Auch in der Lagerhaltung der Artikel kommen bei Ott die Tablets zum Einsatz. (Foto: Betrieb Klemens Ott)

Doch sobald es ins Detail geht – etwa bei Check- oder Materiallisten – ist das Smartphone wegen seiner begrenzten Darstellung auf dem kleinen Display wenig komfortabel. Daher fiel die Entscheidung, künftig Baustellen- und Projektleiter mit Tablets auszurüsten, die in Echtzeit mit den Handys synchronisiert sind.

Hohe Ansprüche an die Auswahl der Tablets

Für die Auswahl der Tablets standen dabei Kriterien wie Robustheit, Sichtbarkeit der Displayinhalte auch bei Sonneneinstrahlung sowie die Kompatibilität mit den Smartphones und dem Dokumenten-Management-System des Dachdeckerbetriebs im Vordergrund. Die Wahl fiel auf Tablets des Herstellers Acturion Datasys GmbH nahe München, der sich auf den Industrie- und Outdooreinsatz seiner Geräte spezialisiert hat. 17 Android-Tablets der Baureihe Durios DTR 300C sind inzwischen bei 15 Baustellenleitern im Einsatz. Hinzu kommen weitere sechs Samsung Galaxy Tab S6, die aus dem Arbeitsalltag der Projektleiter nicht mehr wegzudenken sind.

Bild von Mitarbeiter auf dem Dach mit Tablet
Auf den Baustellen werden alle wichtigen Daten dokumentiert und sind dann auch direkt im Büro aufrufbar. (Foto: Betrieb Klemens Ott)

Tablets müssen baustellentauglich sein

„Wir haben natürlich auch großen Wert darauf gelegt, dass die Akkuleistung für einen vollen Arbeitstag problemlos ausreicht“, betont Sandra Schüssler. „Und es war uns wichtig, Tablets einzusetzen, die einen möglichen Akkutausch in Eigenregie erlauben.“ Dass es für den rauen Baustellenalltag auch die notwendigen Zertifizierungen wie IP65 und zusätzliche Militärstandards vorhanden sein müssen, versteht sich von selbst. Ein Tablet mit IP65 verfügt über einen vollständigen Berührungsschutz. Staub kann nicht eindringen und es ist gegen Strahlwasser aus beliebiger Richtung geschützt.

Sicherheitscheck der Baustellen via Tablet

Ein typischer Arbeitsalltag auf den Klemens-Ott-Baustellen sieht inzwischen so aus: Nach dem Einloggen auf dem Arbeitszeit-Erfassungskonto füllen Baustellenleiter die Checkliste Baustellensicherheit auf dem Tablet aus. Alle sicherheitsrelevanten Fragen zur Baustelle werden hier quasi zum Aufwärmen beantwortet. Wird ein Sicherheitsmangel festgestellt, so erhält der zuständige Projektleiter automatisch eine Benachrichtigung.

Bild von Ott Mitarbeiter mit Tablet auf dem Dachfirst
Coole Sache: Baustellendokumentation direkt auf dem Dach per Tablet. (Foto: Betrieb Klemens Ott)

Das digitale Bautagebuch

Die Arbeitsabläufe auf der gesamten Baustelle profitieren vom Online-Draht zu allen extern freigegebenen Projektdaten. Neben Arbeitszeit- und Materiallisten können das Angebot, Pläne und Zeichnungen oder Ankündigungen von Materiallieferungen abgerufen und eingesehen werden. Schadensmeldungen lassen sich online erfassen und übertragen.

Fotos vom Handy und Fotos, die mit den Tablets erstellt wurden, werden synchronisiert. Zum Arbeitsende werden diese Bilder zusammen mit dem digitalen Bautagebuch übertragen.

Wechselseitige Kommunikation zwischen Büro und Baustelle

Material-, Verarbeitungs- oder Kantanfragen können jederzeit an den Lageristen im Dachdeckerbetrieb gesendet werden. Stundenarbeiten werden im Regiebericht mit Fotos dokumentiert, digital unterschrieben und ergänzt. Und auch umgekehrt vom Büro zum Tablet auf der Baustelle wird die schnelle Kommunikation genutzt, etwa um Reparaturaufträge mit allen relevanten Details direkt auf die Baustelle zu senden.

Bild von Ott Mitarbeitern mit Tablet an der Kantbank im Dachdeckerbetrieb
Effektive, schnelle Prozesse: dank digitaler Datenübertragung können in der Vorfertigung die Maße via Tablet abgerufen werden. (Foto: Betrieb Klemens Ott)

Kunden freuen sich über täglichen Arbeitsbericht

Wenn der Kunde einen täglichen Arbeitsbericht erhalten möchte, kann der mit allen dokumentierten Arbeiten an ihn versandt werden. „Die meisten unserer Kunden sind begeistert von der schnellen digitalen Kommunikation und der damit erreichten Transparenz“, freut sich Sandra Schüssler. „Dazu hat der Kunde die Wahl, ob er auch seine Rechnung digital erhalten möchte.“ Und wer diese Informationen lieber auf Papier haben will, bekommt die entsprechenden Ausdrucke auf dem konventionellen Weg.

Baubesprechungen vor Ort: alle Infos auf dem Tablet

Erleichtert werden auch Besprechungstermine mit Bauherren und Planern auf der Baustelle. Alle benötigten Informationen lassen sich gemeinsam auf dem Tablet einsehen. Auch können Handskizzen gefertigt und zusammen mit – auch handschriftlichen – Notizen und Fotos auf OneNote erfasst werden. Zur Verfügung stehen auf den Tablets auch standardisierte Baustellen- und Abnahmeprotokolle.

Über den digitalen Service freut sich auch der Sicherheits- und Gesundheitskoordinator im Dachdeckerbetrieb Ott. Ihm stehen alle relevanten Angaben zu Führerscheinen oder Unterweisungsnachweisen über das digitale Kolonnenhandbuch zur Verfügung. Hinzu kommt für die Mitarbeiter die Möglichkeit, Urlaubsanträge online zu stellen.

Bild von Ott und Schüssler auf dem Dach
Haben auch Betriebs-Wiki für den Wissensaustausch zwischen den Mitarbeitern aus der Taufe gehoben: Sandra Schüssler und Peter J. Ott. (Foto: Klaus Uhlendorf)

Eigenes Klemens-Ott-Wiki für besseren Wissensfluss

Das Wissen im Dachdeckerbetrieb zirkuliert zunehmend digital und für alle einsehbar. „Niemand weiß immer alles – aber dafür haben wir unser Klemens-Ott-Wiki, das permanent mit Ausführungsrichtlinien, Verlegeanleitungen und anderem Wissen gefüllt wird“, so Sandra Schüssler nicht ohne Stolz. Und die Begeisterung für das digitale Arbeiten hat für sie sogar noch einen schönen Nebeneffekt. „Unsere Mitarbeiter da draußen schießen gerne auch mal tolle Fotos von ihrem Alltag ganz oben, die wir dann gerne in den sozialen Medien zeigen.“

Begeisterung im Team für die Arbeit mit dem Tablet

Für IT-Expertin Sandra Schüssler und das Team des Dachdeckerbetriebs sind die Tablets mittlerweile zum Tischlein-Deck‘-Dich für schnelle Informationen und zeitgemäßes Arbeiten geworden. Und wer die Begeisterung von Geschäftsführung und Mitarbeitern für die digitalen Helferlein erlebt hat, weiß: Die haben Appetit auf mehr.

Sie interessieren sich für das Thema Digitalisierung? Dann lesen Sie unsere Story über die Vorgaben der neuen EU-Drohnenverordnung.

Artikel jetzt teilen!

Weitere Artikel

Newsletter-Anmeldung

DACH-Ticker

Positiver Trend im Dachdeckerhandwerk: Steigerung der Azubizahlen

Die aktuellen Zahlen zeigen einen erfreulichen Anstieg der Azubizahlen im Dachdeckerhandwerk. Derzeit erlernen 8490 junge Menschen diesen Beruf, was einem leichten Anstieg um 0,75 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8427 Auszubildenden entspricht. Rolf Fuhrmann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), betont die positive Entwicklung trotz der allgemeinen Ausbildungssituation und intensiver Konkurrenz mit anderen Berufen.

7. Februar 2024

Holzhandel erzielt im Jahr 2023 deutlich weniger Umsatz

Das schwierige wirtschaftliche Umfeld verbunden mit einer sehr schwachen Baukonjunktur sorgten beim deutschen Holzhandel 2023 insgesamt für einen Umsatzrückgang von 15 Prozent. Teilweise ist dieser Umsatzrückgang aber auch weiter nachgebenden Preisen geschuldet. Die Jahresauswertung des monatlichen GD Holz Betriebsvergleiches zeigt deutlich, dass die schwachen Absatzmärkte im vergangenen Jahr voll auf die Umsatzentwicklung der Branche durchgeschlagen haben. Alle wichtigen Sortimente im Holzhandel sind von diesem Umsatzrückgang betroffen, am stärksten Schnittholz mit einem Umsatzrückgang von 24 Prozent.

2. Februar 2024

ifo Institut: Rentenalter an steigende Lebenserwartung koppeln

Das ifo Institut Dresden hat sich dafür ausgesprochen, das Rentenalter an die steigende Lebenserwartung zu koppeln. „Einige unserer Nachbarländer haben das bereits beschlossen, so die Niederlande, Schweden und Finnland“, sagt ifo-Rentenexperte Joachim Ragnitz. In den Niederlanden werde folgende Regel angewendet: Wenn die Menschen drei Jahre länger leben, müssen sie zwei Jahre länger arbeiten und bekommen ein Jahr länger Rente. Das Verhältnis von Rentnern zu Erwerbstätigen würde damit auch nach dem Jahr 2040 stabil bei rund 40 Prozent liegen und nicht auf fast 50 Prozent steigen, wie derzeit prognostiziert. 

16. Januar 2024

Beschäftigung auf Rekordniveau: Arbeitsmarkt zeigt sich 2023 widerstandsfähig

Im Dezember 2023 waren rund 2,6 Millionen Menschen arbeitslos. Im Vergleich zum November stieg die Arbeitslosenquote saisonbedingt um 0,1 Prozentpunkte auf 5,7 Prozent. Staatssekretärin Leonie Gebers, Bundesministerium für Arbeit und Soziales: „Erfreulich ist, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit 35,1 Millionen im Oktober erneut einen Höchststand erreicht hat und die Nachfrage nach neuen MitarbeiterInnen im Dezember trotz weiterhin schwacher Konjunktur wieder leicht gestiegen ist. Der Arbeitsmarkt erweist sich als verlässlich und widerstandsfähig.“

8. Januar 2024

Dachdecker gilt als am wenigsten durch Künstliche Intelligenz gefährdeter Beruf

Die meisten Büroberufe halten viele Menschen nach einer repräsentativen Umfrage der Marktforscher von YouGov für akut gefährdet, durch Künstliche Intelligenz (KI) ersetzt zu werden. Besser sind die Zukunftsaussichten für die handwerklich geprägten Berufe, bei denen sich die menschliche Komponente nur sehr schwer ersetzen lässt. Den Beruf des Schreiners halten 64 Prozent der Befragten für wenig oder gar nicht gefährdet, 65 Prozent den Beruf Maler und für den Beruf Dachdecker sehen gar 71 Prozent der Befragten wenig oder gar keine Gefahr.

21. Dezember 2023

Mayener Meisterwoche 2024 mit aktuellen Themen

In Mayen werden vom 24.-26. Januar 2024 wieder Tür und Tor für die Mayener Meisterwoche (MMW) geöffnet. Das Programm lässt keine Wünsche offen und beleuchtet die aktuellen Themen der Zeit: Neben wichtigen Neuerungen im Fachregelwerk geht es um Schadensfälle bei PV-Anlagen, die Möglichkeiten und Grenzen einer 4-Tage-Woche in Dachdeckerbetrieben, aber auch Cybersicherheit und KI im Handwerk versprechen interessante Einsichten. Ein Blick in das Programm lohnt auf jeden Fall.

15. Dezember 2023

Neues Führungs-Duo bei Velux Deutschland

Mit sofortiger Wirkung übernehmen Silke Stehr als Sprecherin der Geschäftsführung und Matthias Mager als Geschäftsführer Vertrieb die Leitung von Velux Deutschland. Jacob Madsen, bisheriger Geschäftsführer, wechselt als Executive Vice President Region North Europe in das Top-Management der Velux Gruppe. „Silke und Matthias haben viel Markt- und Branchen-Erfahrung und gestalten Velux schon lange erfolgreich mit,“ erklärt Madsen. „Gemeinsam werden wir unser Qualitätsversprechen, die enge Zusammenarbeit mit den Partnerbetrieben im Fachhandel und Handwerk und die starke Position des Unternehmens weiter ausbauen.“

4. Dezember 2023

Auftragszahlen im Wohnungsbau gehen weiter abwärts

„Seit mehr als einem Jahr verzeichnen wir nun schon negative Zahlen bei Baugenehmigungen und Auftragseingängen im Wohnungsbau. Von Januar bis September wurden fast 77.000 Wohneinheiten weniger genehmigt als im Vorjahreszeitraum. Die Order sind im September um real 15 Prozent zurückgegangen“, so Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. Der Der Wohnungsbau brauche neben dem beim Kanzlergipfel verabschiedeten 14-Punkte-Plan kurzfristige Hilfe, sonst werde der Einbruch noch dramatischer.

24. November 2023

ifo Institut: Auftragsstornierungen im Wohnungsbau erreichen neuen Höchststand  

Die Stornierungswelle im Wohnungsbau reißt nicht ab. Im Oktober meldeten 22,2 Prozent der Unternehmen gestrichene Projekte, im Vormonat waren es 21,4 Prozent. „Es wird immer schlimmer, mehr und mehr Projekte scheitern am gestiegenen Zinsniveau und den teuren Baupreisen“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo Umfragen. „Das Neugeschäft im Wohnungsbau ist weiterhin sehr schwach, die Auftragsbestände der Firmen schmelzen ab.“ 

15. November 2023

ifo Institut: Wirtschaftsleistung 2023 schrumpft um 0,4 Prozent

Das ifo Institut hat seine Konjunkturprognose bestätigt. Demnach wird die deutsche Wirtschaftsleistung 2023 um 0,4 Prozent schrumpfen. Im kommenden Jahr wird sie dann um 1,4 Prozent steigen, aber 0,1 Prozentpunkte weniger als bislang gedacht. Im Jahre 2025 wird das Wachstum 1,2 Prozent betragen. „Anders als bislang erwartet dürfte die Erholung in der zweiten Jahreshälfte 2023 ausbleiben. Die Abkühlung setzt sich fort, in nahezu allen Branchen steht die Tendenz auf Flaute“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. 

8. September 2023