
Dachdecker Kurt Krautscheid: Engagiert in Beruf und Ehrenamt
16. Januar 2025
Genau 40 Jahre ist es her, dass Kurt Krautscheid als frischgebackener Dachdeckermeister in den Betrieb seines Vaters mit einstieg. Seitdem hat er sich nicht nur als zuverlässiger Handwerker einen Namen in Neustadt (Wied) und Umgebung gemacht, sondern auch als engagierter Ehrenamtler – unter anderem als Präsident der Handwerkskammer Koblenz. Nun, da das Ende seiner beruflichen Laufbahn langsam näher rückt, steht ein Nachfolger schon bereit.
Schnell in die Verantwortung für den Betrieb
Gleich zu Beginn hatte der heute 63-Jährige damals zusammen mit seinem Vater den 1962 gegründeten Familienbetrieb in eine Gesellschaft überführt: die Krautscheid Bedachungen GmbH. Nur drei Jahre später erkrankte der Senior schwer und Kurt Krautscheid stand allein in der Verantwortung – in die er zuvor schon in kürzester Zeit hineingewachsen war. „Wir haben die GmbH zum 1. Januar 1985 gegründet“, erinnert er sich, „und von dem Tag an hat mein Vater keine Rechnung und kein Angebot mehr geschrieben und alle Kunden an mich verwiesen. Das fand ich erstaunlich, aber rückblickend war das natürlich gut.“

Vom Schiefer zum Metall
Was in all den Jahren gleich geblieben ist: Der Betrieb ist als klassischer Allrounder für seine Kundschaft da, die neben Privatleuten auch Unternehmen aus dem benachbarten Industriegebiet umfasst. „Wir machen tatsächlich alles rund ums Dach“, sagt Krautscheid. Dabei umfasst das Kerngeschäft die energetische Sanierung von Steil- und Flachdächern. Stark zugenommen haben in den vergangenen Jahren Dämmungen sowie Metallarbeiten an Dächern und Fassaden, berichtet er. „Früher hatten wir sehr viel mehr Schieferarbeiten. Das hat sich deutlich gewandelt hin zu Falzdächern, Metallfassaden und Dachrändern aus Zink oder Aluminium.“ Deutlich wird das auch beim Blick ins betriebseigene Lager: Wo früher im Metallregal lediglich Zink und Kupfer lagen, sind heute 20 unterschiedliche Sorten von Metallen in verschiedenen Farben und Formaten zu finden.

Ausgezeichneter Nachfolger
Dass mit 63 Jahren langsam das Ende seiner beruflichen Laufbahn näher rückt, ist Kurt Krautscheid bewusst. Da trifft es sich gut, dass er mit Peter Dinkelbach einen jungen Meister im Betrieb hat, der nicht nur „ein feiner Kerl“ ist, wie er sagt – sondern der auch 2023 am Bundesbildungszentrum des Deutschen Dachdeckerhandwerks (BBZ) in Mayen die beste Prüfung aller Teilnehmenden abgelegt hat, und zwar sowohl bei der Meister- als auch bei der Fachleiterprüfung. „Peter war schon in der Ausbildung ein Alphatier“, erzählt Kurt Krautscheid. „Das merkt man jungen Menschen an. Aber man kann ja nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und fragen: Willst Du mal meinen Betrieb übernehmen?“ Inzwischen ist die Sache geklärt. Geplant ist, dass der designierte Nachfolger im Verlauf diesen Jahres Schritt für Schritt mehr Verantwortung übernimmt und dann entscheidet, in welcher Rechtsform er den Betrieb fortführen möchte.
Vorbild für Nachwuchskräfte
„Ein Vorbild für andere junge Leute ist Dinkelbach schon heute“, stellt sein Chef fest. Beim Berufstag in der örtlichen Realschule hat er zuletzt einen kleinen Motivationsschub ausgelöst. „Ich habe gedacht: Was soll ich da als alter weißer Mann den jungen Menschen erzählen, nehme ich doch lieber meinen jungen Meister mit.“ Am nächsten Tag klingelte das Telefon und mehrere Schüler erkundigten sich nach Praktikumsplätzen. Das Ergebnis: Der aktuelle Auszubildende wird im Verlauf des Jahres Gesellschaft von zwei weiteren Azubis bekommen. „Das ist das erste Mal in unserer Firmengeschichte, dass wir drei Auszubildende zeitgleich haben werden“, sagt Kurt Krautscheid. „Das ist zwar ein großer Aufwand, aber die Jungs haben auf der Baustelle komplett überzeugt. Meine Gesellen haben zu mir gesagt: Wenn du die nicht nimmst, bist du selbst schuld.“

Lange Liste von Ehrenämtern
Und dann ist da ja noch die Sache mit den Ehrenämtern. „Ich bin da durch verschiedene Zufälle reingeraten“, sagt Kurt Krautscheid bescheiden. „Man hat mich irgendwann gefragt, und dann hat sich das eine oder andere ergeben.“ So wurde er vor vielen Jahren als junger Meister zunächst Lehrlingswart der Dachdecker-Innung Neuwied und schon kurz darauf, als der Obermeister der Innung erkrankte, dessen Nachfolger. Und so ging es weiter: Vorsitzender Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Rhein-Westerwald, Vollversammlungsmitglied und dann Vorstand der Handwerkskammer Koblenz, seit 2014 deren Präsident. Seit 2015 ist er zudem Mitglied im Präsidium des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), außerdem Sprecher der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz und Aufsichtsratsvorsitzender der DEG Alles für das Dach eG. Und dazu „nebenbei“ noch Mitglied im Aufsichtsrat der Signal Iduna Allgemeine Versicherung und der örtlichen Raiffeisenbank.
Anpacken, wenn jemand fehlt
„Dafür muss man der Typ sein“, meint Krautscheid. Und so einer ist er: ein Typ, der mit anpackt, wenn irgendwo jemand fehlt und Ansagen gebraucht werden. „Dabei tut es der Sache gut, wenn man nicht verbissen nur ein konkretes Ziel im Blick hat, weil man dann auf die aktuelle Situation viel besser reagieren kann.“ Trotzdem gibt es natürlich in seiner ehrenamtlichen Arbeit inhaltliche Ziele, die ihm besonders am Herzen liegen – unter anderem der Abbau von bürokratischen Hindernissen und die Förderung und Anwerbung von Nachwuchskräften. Klar sei aber auch, betont er: „Wer sich ehrenamtlich engagiert, muss aufpassen, dass er sein Geschäft nicht aus den Augen verliert. Das geht nur, wenn man gute Leute um sich hat. Und dieses Glück habe ich, sowohl in der Handwerkskammer und im Dachdecker-Einkauf als auch in meinem Betrieb.“

Demut bewahren und Wandel mitgehen
Nach jahrzehntelanger Erfahrung im Dachdeckergeschäft ist Kurt Krautscheid überzeugt: Auf dem Markt bestehen könnten langfristig nur diejenigen, die den Dienstleistungsgedanken nicht aus dem Blick verlieren und ihren Kunden gegenüber eine gewisse Demut bewahren. Entscheidend sei, das hohe Niveau im Handwerk aufrechtzuerhalten. „Denn eine Handwerkerleistung, die man ordentlich bezahlt haben will, muss ordentlich ausgeführt werden. Das war auch unser Erfolgsrezept die ganzen Jahre.“ Jungen Menschen, die Betriebe weiterführen wollen, gibt er als Rat mit auf den Weg, sich gerade in Zeiten von Technologiewandel und künstlicher Intelligenz auf dem aktuellen Stand zu halten. „Wir müssen im Handwerk nicht die Allerersten sein, die vorneweg rennen“, meint er. „Aber wir sollten zeitgemäß angepasst diese Dinge mitgehen und bei aller Automation und allem gesellschaftlichen Wandel Dienstleister zum Kunden bleiben – und Kollege zu den Mitarbeitern.“
Großer Dank an Ehefrau Sabine
An dieser Stelle hätte der Artikel eigentlich zu Ende sein können. Doch wenige Minuten nach Beendung des telefonischen Interviews ruft Kurt Krautscheid noch einmal an. Er habe etwas Wichtiges vergessen, sagt er. „Ohne meine Frau Sabine wäre das alles nicht möglich gewesen. Das möchte ich unbedingt noch ergänzen.“ Die Mutter seiner beiden inzwischen erwachsenen Töchter leistet nicht nur wertvolle Arbeit im Büro. „Sie ist die gute Seele, die alles zusammenhält. Gerade mit meinen ganzen Ehrenämtern, das wäre ohne sie nicht denkbar.“
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