Dachdeckermeister Gregor Weigelt: Ein lang gefasster Plan wird 25
20. Januar 2022
Das Ehepaar Weigelt lebt mit ihrem eigenen Dachdeckerbetrieb seit 25 Jahren den bereits in der Kindheit gefassten Traum von Gregor Weigelt, dessen Vater ihm das Handwerk bereits in jungen Jahren näherbrachte. Mit sechs Jahren war der kleine Gregor aus Schwerte-Ergste mit auf dem Dach. Beim Blick über seine Heimat reifte der Entschluss, hier oben seine Berufung zu finden.
Frühes Ziel: Mit einer eigenen Firma aufs Dach
Denn dank seines Vaters, der als Dachdecker in der Industrie andere Handwerker vor Ort betreute, sah er regelmäßig, wie Dächer gedeckt und Bauten ihre Krönung aus Meisterhand bekamen, wenn er in den Ferien mit auf die Baustellen fuhr. „Irgendwann war mein Ziel dann klar: Ich wollte mit einer eigenen Firma aufs Dach“, blickt Gregor Weigelt zurück. Heute – Jahrzehnte später – ist er es, der jungen Menschen zeigt, was alles zu einem stattlichen Dach gehört – und das mit großem Erfolg. Seit 25 Jahren leitet er gemeinsam mit seiner Frau Alexandra den eigenen Betrieb Dachdeckermeister Gregor Weigelt, Mitglied der DEG Dach-Fassade-Holz eG, mit mehr als einem Dutzend Mitarbeitern.
Von der Ausbildung zur Meisterschule
Direkt nach seinem Realschulabschluss begann Gregor Weigelt mit viel Freude seine Ausbildung. Diese schloss er nach drei Jahren ab, sammelte viel praktische Erfahrung und bereits nach zwei Jahren als Geselle blätterte er im Buch seiner Karriere vor. „Ich begann meine Meisterausbildung“, erzählt er von dem Ziel, schnellstmöglich den Meisterbrief und damit auch alsbald den Schlüssel zum eigenen Unternehmen in der Hand zu halten. Am 26. Januar 1993 war es dann so weit. Gregor Weigelt bekam seinen Meisterbrief auf der Abendschule überreicht und durfte sich von da an Dachdeckermeister nennen. „Das war ein tolles Gefühl und ist es auch heute noch. Wenn ich ihn an der Wand in meinem Büro hängen sehe, spüre ich genau dieses tolle Gefühl, gepaart mit ganz viel Stolz.“
Erst Betriebsleiter – dann die Gründung
Bevor Gregor Weigelt den Sprung in die Selbstständigkeit wagte, sammelte er zunächst weitere Kompetenzen und Erfahrungen als Betriebsleiter in einem großen Dachdecker-, Zimmerer- und Bauklempnereibetrieb in Wattenscheid. Doch im Februar 1996 war es dann so weit: Drei Monate nach der Geburt seines Sohnes gründete er, mit nur einem Mitarbeiter, seinen eigenen Betrieb. Am Anfang war das Büro in einem kleinen Kellerraum im damaligen Zuhause und der Lagerplatz in einer ganz kleinen Halle. Im Laufe der darauffolgenden Jahre wurden die Lagerplätze immer größer und der Wunsch nach einem eigenen Betriebsgelände auch.
„Ohne meine Frau würde ich ganz alt aussehen“
Einen Wunsch, den sich Gregor Weigelt im Jahr 2007 mit dem Bau einer großen Halle und einem entsprechenden Außengelände erfüllte. Seine Frau unterstützte ihn, wie in allen anderen Dingen, auch dabei. „Ohne sie würde ich ganz alt aussehen“, lobt Weigelt seine bessere Hälfte. „Ich wäre nicht so weit und dort, wo ich gemeinsam mit ihr jetzt bin. Denn hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau.“ Auch ihre beiden Kinder halfen mit, wenn mal ,,Not am Mann“ war oder sie in den Ferien ohnehin mehr Zeit hatten.
Teamgröße heute bei zwölf bis 14 Mitarbeitern
Was die Mitarbeiter anging, stieg die Zahl rasch an. „Inzwischen pendelt sich unsere Teamgröße immer wieder irgendwo zwischen zwölf und 14 ein“, zählt er im Kopf mit Blick auf die vergangenen Jahre durch. „Jetzt haben wir auch im Verhältnis zu den Räumlichkeiten eine gute Betriebsgröße.“ Mit seinem Team ist er in allen für die Branche üblichen Arbeitsfeldern wie Dachdeckungen, Abdichtungen, Metalleindeckungen, Bauklempnerei, Einbau von Wohnraumfenstern aktiv – natürlich Zukunftsfelder inklusive. So bietet Gregor Weigelt ebenso Beratungen in den Bereichen Gründach und Solar an und setzt auch hin und wieder seine Drohne ein, um unzugängliche Dächer für Reparaturen oder Aufmaße zu inspizieren.
Getrübte Feierlaune – kein neuer Lehrling
Der Betrieb begeht in diesem Jahr sein 25-jähriges Firmenjubiläum, zudem feiern drei Mitarbeiter Betriebszugehörigkeits-Jubiläen. ,,Wir hätten alles so gerne mit unseren treuen Kunden, Mitarbeitern und der Familie gefeiert, denn ohne sie alle wären diese Leistungen nicht möglich gewesen. Obendrein verlieh die Handwerkskammer (HWK) Dortmund dem Unternehmen das Ausbildungssiegel für besondere Leistungen in der Lehrlingsausbildung. „Die Ehrung mit dem HWK-Siegel ist eine Bestätigung für die bisherige Ausbildungsleistung“, sagt Gregor Weigelt. Doch er fügt hinzu: „Umso mehr schmerzt mich die aktuelle Lage, denn Stand jetzt, habe ich in diesem Jahr keinen neuen Lehrling gewinnen können. So etwas habe ich noch nie erlebt.“
In Corona waren Praktika unmöglich
Doch was ist in der Pandemie anders? „Für mich sind Praktika der Goldstandard, um für unseren Beruf zu begeistern“, erklärt Gregor Weigelt und eben diese unterband die Pandemie seit mehr als einem Jahr komplett. „Normalerweise können wir da die Begeisterung wecken, können die jungen Leute, nachdem wir sie in der Schule über den Job informiert haben, schnell in die Praxis bringen“, schildert er das seit Jahrzehnten erfolgreiche Vorgehen. Denn von der Gründung im Jahre 1996 bis heute hatte das Unternehmen über 25 Dachdeckerlehrlinge und davon schlossen 21 mit der Gesellenprüfung ab.
Beim Schnuppern der Baustellenluft macht es Klick
„Ich brauche junge Menschen, die Feuer und Flamme sind“, sagt Gregor Weigelt. Aber Corona nahm diese Chancen. „Normalerweise merkt man schnell, ob es Klick beim Schnuppern der Baustellenluft macht.“ Die Chance, dass die Person dabei und dran bleibe, sei dann entsprechend hoch. „Wenn jemand abbricht, nimmt er wem anders erst mal die Chance weg.“ Aber aktuell würde er sich so oder so über Bewerbungen freuen, um die freien Plätze schnellstmöglich zu füllen und so auch einer seiner beruflichen Leidenschaften nachzugehen. „Denn Ausbildung ist arbeitsintensiv, ja. Sie kostet Geld, auch richtig, aber sie lohnt sich und zahlt sich für das Unternehmen mittel- und vor allem auch langfristig aus.“
Erste Gedanken zur Unternehmensnachfolge
In langer Sicht sieht sich Gregor Weigelt einer besonderen Herausforderung gegenüber, über die sich manch ein Unternehmensinhaber zu spät Gedanken macht: Die Nachfolge. „Zehn Jahre Vorlauf dürfen es schon sein“, schätzt der heute 54-Jährige. Er schaue derzeit vor allem intern im eigenen Betrieb nach einem Kandidaten. Die eigenen Kinder haben sich andere Wege ins Berufsleben gesucht und treten nicht in die Fußstapfen des Vaters: „Das ist vollkommen in Ordnung. Mir und meiner Frau war es wichtig, dass sie ihrer eigenen Berufung folgen und nicht aus Pflichtgefühl meinen Betrieb übernehmen. Beide haben ihren eigenen Weg gefunden, wie ich es einst tat. Ich werde nun den oder die Beste suchen, um mein Unternehmen und damit auch die Arbeitsplätze über meine Rente hinweg fortbestehen lassen zu können.“
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