Fachkräfte: Schaaf GmbH findet Mitarbeitende über persönlichen Kontakt
18. Januar 2024
Der Fachkräftemangel ist seit Jahren in aller Munde. Allein im Handwerk fehlten laut einer Studie des Kompetenzzentrums für Fachkräftesicherung, kurz KOFA, im Jahr 2022 knapp 129 000 Mitarbeiter. Knapp 108 000 der Gesuchten sind Gesellinnen und Gesellen. Einigen Handwerksbetrieben gelingt es trotzdem immer wieder, Stellen zu besetzen und passende Mitarbeitende zu finden. Besonders überzeugend tritt offenbar die Schaaf GmbH aus Stuttgart, Mitgliedsbetrieb der Dachdecker-Einkauf Süd eG, auf: Die Dachdeckerei und Zimmerei hat im letzten Quartal 2023 gleich drei neue Gesellen eingestellt, zwei sind nach dem Ende der Probezeit geblieben.
Mitarbeitende werben neue Kollegen an
„Bei unserer Suche nach geeigneten Mitarbeitenden schauen wir nicht nur auf deren Qualifikation. Bei uns müssen die Menschen vor allem ins Team passen“, erklärt Hanna Jornitz, Geschäftsführerin im Familienbetrieb. „Um das sicherzustellen, ermutigen wir unsere Angestellten, passende Leute vorzuschlagen oder selbst anzusprechen, zum Beispiel in der Berufsschule. Außerdem hat das Team immer ein Mitspracherecht, wenn es um Neueinstellungen geht.“ Denn darauf legt man bei Schaaf großen Wert: „Das Zwischenmenschliche muss stimmen. Unser Credo lautet: zurück zur Menschlichkeit. Das gilt für die Mitarbeitersuche genauso wie für unsere Arbeitsweise und den Umgang mit Partnern und Kunden.“
Die Chefs gehen selbst auf Messen oder in die Schule
So setzt die Schaaf GmbH bei der Mitarbeitersuche ganz auf den persönlichen Kontakt: „Wir gehen auf Messen wie die Hands up, bieten Praktikumsplätze und Schnupperwochen an, zum Beispiel bei den Praktikumswochen Baden-Württemberg, die jeweils in den Oster- und Herbstferien stattfinden. Dabei stehen wir immer für ein persönliches Gespräch und Fragen zur Verfügung“, so Hanna Jornitz. Mit „wir“ meint sie sich und ihren Bruder David Schaaf, mit dem sie sich die Geschäftsführung des Familienbetriebs teilt. „Wir pflegen außerdem seit einiger Zeit eine Bildungspartnerschaft mit der örtlichen Realschule. David geht regelmäßig in die Klassen und stellt die verschiedenen Handwerksberufe und Ausbildungsmöglichkeiten in unserem Betrieb vor, steht Schülern, Lehrern und bei Elternabenden auch den Eltern Rede und Antwort.“
Sichtbarkeit auf Facebook, Instagram und TikTok
Dieses Engagement lohnt sich: Allein im Rahmen der Praktikumswochen des Landes haben 16 junge Menschen binnen drei Wochen ein Praktikum absolviert, aus der Bildungspartnerschaft resultieren immer wieder Praktika und Ausbildungsverträge. Zusätzlich nutzt die Schaaf GmbH Social Media, um auf sich aufmerksam zu machen und auf offene Stellen hinzuweisen. „Wir haben gelernt, uns dort zu bewegen und sichtbar zu werden, wo sich unsere Zielgruppe bewegt. Im Falle von Azubis und Gesellen sind das Instagram, TikTok und Facebook.“
Zwei Neuzugänge durch den eigenen Nachwuchs beeindruckt
Die beiden jüngsten Neuzugänge wurden allerdings nicht über Social Media rekrutiert, sondern in der Berufsschule. „Mein Berufsschulkollege hat sehr positiv über seinen Ausbildungsbetrieb gesprochen“, erinnert sich Zimmerergeselle Stefan Eberhard, der seit September ebenfalls bei der Schaaf GmbH arbeitet. „Ich habe ihn einmal auf der Arbeit besucht und bei der Gelegenheit einen der Chefs kennengelernt, der mir gleich sympathisch war. Als mein Klassenkamerad mich dann gefragt hat, ob ich nicht zu Schaaf wechseln will, habe ich mich direkt beworben.“ Ähnlich lief es auch bei Zimmerergeselle Moritz Sohn: „Auch ich wurde durch die Lehrlinge der Schaaf GmbH in der Berufsschule aufmerksam. Mir war klar, dass ich nach der Ausbildung in einen anderen Betrieb möchte, schon um bessere Aufstiegschancen zu haben.“
Pluspunkte: Wertschätzung, Teamgeist und Weiterbildung
Beide Männer schätzen an ihrem neuen Arbeitgeber ähnliche Dinge: Ein junges Führungsteam, das Arbeiten im Team auf Augenhöhe, das Gefühl, ernstgenommen und wertgeschätzt zu werden, unabhängig von der Betriebszugehörigkeit oder Hierarchie sowie ein kollegiales, angenehmes Arbeitsklima. „Ich finde es außerdem super, dass wir umweltfreundliche Lösungen erarbeiten und immer der ökologische Gedanke eine Rolle spielt. Alles andere ist schlicht nicht mehr zeitgemäß“, so Moritz Sohn. Zwar seien die meisten Aufträge Arbeiten im Bestand, bei denen man naturgemäß eher eingeschränkt eigene Ideen einbringen könne. Trotzdem mache ihm die Arbeit großen Spaß, sie sei abwechslungsreich und er könne an „tollen Projekten“ mitwirken. Stefan Eberhard ist zudem angetan, dass die gesamte Arbeitskleidung gestellt wird – und dass die Schaaf GmbH ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen jederzeit Weiterbildungskurse und Seminare ermöglicht und bezahlt, beispielsweise am Holzbau Bildungszentrum in Biberach.
Begrüßungstag mit den Chefs persönlich
Wie wichtig den Chefs die persönliche Ebene ist, zeigt sich auch bei der Begrüßung und Einarbeitung neuer Teammitglieder. „Bei uns beginnt der Einstieg immer mit einem Begrüßungstag“, erklärt Hanna Jornitz. „An diesem Tag begleiten mein Bruder und ich die Neuen, heißen sie willkommen und vermitteln ihnen unser Unternehmenskonzept und unsere Haltung.“ So beginnt auch der Einarbeitungstag wie jeder andere Arbeitstag bei der Schaaf GmbH um 6.55 Uhr. David Schaaf geht mit den Mitarbeitenden die Planung durch und klärt Feinheiten zu den Baustellen. „Dabei tauscht sich das gesamte Team zu den Projekten aus, Hierarchien spielen hier keine Rolle. Das bringt eine ganz andere Dynamik in die Arbeit, das macht Spaß und bringt unsere Projekte für unsere Kunden schneller und besser voran“, so Jornitz.
Sicherheit und Vertrauen von Anfang an
Nachdem alles für die Baustellen geklärt ist und die Teams sich auf den Weg zu ihren Einsatzorten machen, bekommen die Neuen noch mehr Informationen zum Unternehmen. Sie erfahren alles über die Schaaf GmbH, das Führungsteam, zu Arbeitsschutz und Arbeitszeiten. „Aufkommende Fragen können wir in diesem Rahmen direkt beantworten. Das gibt von Anfang an Sicherheit und schafft Vertrauen“, weiß Hanna Jornitz. Beim anschließenden Rundgang durch die Werkstätten erfahren die neuen Angestellten, wo was zu finden ist, welche Maschine welche Besonderheiten hat und, ganz wichtig, wo welche Erste Hilfe zu finden ist.
Wenn die persönliche Ebene stimmt, arbeitet es sich besser
„Wir wollten zurück zur Menschlichkeit, nehmen uns bewusst Zeit für unsere Mitarbeitenden, haben immer ein offenes Ohr und eine offene Bürotür. Das klingt erstmal nach Mehraufwand – ist es aber gar nicht. Bei uns gehört diese Art des persönlichen Austauschs einfach fest zur Unternehmenskultur, so arbeiten wir eben zusammen. Als Teil des Teams gefällt mir das. Als Unternehmerin und Geschäftsführerin weiß ich: Es lohnt sich auch wirtschaftlich“, so Hanna Jornitz. „Wenn die persönliche Ebene stimmt, arbeitet es sich besser. Denn wo zufriedene Menschen arbeiten, ist es einfacher, schwierige Aufgaben zu stemmen. Und neue Mitarbeitende fürs Unternehmen zu gewinnen!“
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