Weiterbildung für Dachdecker im eigenen Haus
15. Juni 2018
Wer etwas über die Zukunft von Dach- und Fassadenbau erfahren möchte, der ist bei der Henke AG genau an der richtigen Adresse. Denn mit der Gründung einer eigenen Akademie für die Aus- und Weiterbildung der Dachdecker und weiteren Fachkräfte im Oktober 2017 am Standort Hagen schlägt das Unternehmen neue Wege ein. „Wir haben uns gefragt, wie wir das Thema demografischer Wandel und Fachkräftemangel angehen können. Und unsere Antwort ist die Henke Akademie“, erklärt Vorstand Dach Karl-Heinz Ester.
Für diesen Zweck wurde ein Gebäude auf dem Firmengelände umgebaut. Der Schulungsraum ist für bis zu 55 Teilnehmer ausgelegt und mit Klimaanlage und Kommunikationstechnik auf dem neuesten Stand ausgestattet. Eine Innovation, die schon wenige Monate nach der Eröffnung erste Früchte trägt. „Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen, aber auch junge Gesellen fragen interessiert bei uns an“, berichtet Ester. Es hat sich schnell herumgesprochen, wie intensiv das Unternehmen seine 103 Mitarbeiter fördert, um beste Qualität für die Kunden abliefern zu können.
Ausbildungspaten schulen die Lehrlinge
Ein zentraler Bereich der Henke AG ist die Ausbildung. Zwölf Lehrlinge beschäftigt das Unternehmen aktuell, als Dachdecker, Metallbauer oder Fassadenmonteure. Das Konzept ist umfassend. In Hagen gibt es eine Schulkooperation. Achtklässler kommen für einen Tag in die Akademie, durchlaufen mit viel Spaß Theorie und Praxis, lernen das Unternehmen kennen. Wer am Ende eine Urkunde erhält, kann später sofort als Praktikant einsteigen. Ansonsten gibt es für Jugendliche ein Assessment-Center zur Vorauswahl, dann erst das Praktikum und am Ende den Ausbildungsplatz. Dann betreuen zwei junge Dachdeckermeister als Paten die Lehrlinge.
„Sie sollen auch bei uns neben Berufsschule und überbetrieblicher Ausbildung etwas dazulernen. Dabei geht es vor allem um eine Art Knigge, um Teamfähigkeit, Sozialverhalten oder Umgangsformen beim Kunden“, erklärt Ester. Das Unternehmen übernimmt damit eine Aufgabe, die Eltern oder Schule immer öfter nicht mehr leisten können: Erziehung. Dabei geht es nicht nur um Lernen, sondern auch um Spaß und das Miteinander. Ein Beispiel gibt Vorstandsmitglied Ester.
„Der Ex-Fußballer Ingo Anderbrügge war schon bei uns als Referent. Er leitet die Fußball-Fabrik, wo es um Training, Lernen und Leben geht.“
Weiterbildung der Dachdecker: Herausforderung für viele Betriebe
Nun ließe sich trefflich einwenden, dass ein so großer Betrieb mit über 100 Mitarbeitern natürlich ganz andere Möglichkeiten hat als kleinere. Das stimmt, denn für eine eigene Akademie braucht es einen gewissen Mitarbeiterstamm. „Doch Betriebe, die einen größeren Aufenthaltsraum haben, könnten diesen ohne riesigen Aufwand auch für die Weiterbildung der Dachdecker verwenden. Es lohnt sich einfach, allein schon mit Blick auf das Marketing und die Personalführung“, meint Ester. Für Henke ist die Akademie ein großes Schaufenster, um bekannter zu werden, und ein Motor, um auch zukünftig genug Fachkräfte rekrutieren zu können. Beides Herausforderungen, vor denen auch viele andere Betriebe stehen.
Ester hat da nicht nur die Firmenbrille auf, sondern zudem die gesamte Branche im Blick. Denn er ist im Ehrenamt Landesinnungsmeister von Westfalen und zudem Mitglied im Hauptvorstand des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH). In diesem Zusammenhang sieht er die Henke Akademie auch als Möglichkeit zur Vernetzung. Er kann sich gut vorstellen, Schulungen in Kooperation mit Innungen oder der DEG Dach-Fassade-Holz eG zu organisieren – offen für interessierte Betriebe. „Wir arbeiten ja für die Schulung unserer Mitarbeiter schon intensiv mit der Industrie, der Berufsgenossenschaft und öffentlichen Institutionen zusammen. Auch erste Kontakte zur Braas Akademie habe ich bereits geknüpft.“
Weiterbildung der Dachdecker forcieren
Ein weiterer zentraler Bereich der Akademie ist die Weiterbildung der Dachdecker und anderer Fachkräfte. Da geht es um die bereits erwähnten technischen Schulungen, auch in Kooperation mit der Industrie. Da geht es zudem um Workshops für Führungskräfte. „In Zusammenarbeit mit einer Unternehmensberatung arbeiten wir daran, wie etwa Mitarbeitergespräche wertschätzend und produktiv geführt werden können“, erläutert Vorstandsmitglied Ester. Weiterbildung für Dachdecker und weitere Fachkräfte ist aktuell und zukünftig ein so wichtiges Thema für die Henke AG, weil sie ein zunehmend technikgetriebenes Unternehmen sein will. „Wir wollen im Fassadenbau den kompletten Service aus einer Hand anbieten.“ Das beginnt bei der 3-D-Planung, für die in eine eigene Software investiert wurde. Geplant ist deshalb auch ein zusätzlicher Ausbildungsbereich: Systemplaner, der frühere technische Zeichner.
Das geht weiter über die Vorfertigung der Fassadenelemente in den eigenen Werkstätten in Hagen und jetzt auch in Berlin, die mit CNC-gesteuerten Maschinen ausgestattet sind. Henke beschäftigt in diesem Bereich zwölf Mitarbeiter. Hier sieht Ester die Zukunft für den Dach- und Fassadenbau. „Wir übernehmen die digitale Planung und steigern die Zeiten für die Vorfertigung, damit die Zeiten auf den Baustellen gesenkt werden können. Das macht unsere Arbeit unabhängiger vom Wetter, günstiger und damit insgesamt wirtschaftlicher.“
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