9.000 Quadratmeter Dach-Schieferdeckung für ein Wohnquartier
21. August 2018
Dirk Jedamzik blickt über die Düsseldorfer Skyline. Im Hintergrund streckt sich der Rheinturm mit seinen 234 Metern in die Höhe. Der Fernsehturm markiert eine der zentralen Anlaufstellen der Stadt am Rheinufer. Von dort sind es 1.500 Meter Luftlinie zum „Andreas Quartier“. Das Viertel setzt sich aus 267 Wohnungen, 102 Appartements sowie zahlreichen Restaurants und Büros zusammen und bietet Platz für 10.000 Bewohner. Integriert ist auch der Altbau des ehemaligen Amts- und Landgerichts, wo sich Dirk Jedamzik an ein Geländer lehnt. Hoch über den Dächern wirkt der Trubel der Altstadt eher ruhig und der Dachdeckermeister denkt zurück.
Der richtige Riecher für den Großauftrag Dach-Schieferdeckung
Im Jahr 2011 führte Jedamzik Dachdeckerarbeiten an einem Objekt gegenüber des Andreas Quartiers aus. „Damals habe ich herübergeschielt und wusste, dass dieses Großobjekt irgendwann gebaut werden soll. Das war schon damals eine reizvolle Sache für mich“, erinnert sich der Sauerländer. Letztlich beweist er den richtigen Riecher. „Die Konkurrenz war eher gering. Für einige Betriebe war das Objekt finanziell nicht zu stemmen. Da machte die Vorfinanzierung einigen einen Strich durch die Rechnung. Zusätzlich galt es, besondere Vorgaben aus dem Denkmalschutz zu beachten“, erwähnt Jedamzik. Am Ende befand er sich im Wettbewerb mit sechs weiteren Dachdeckerbetrieben und setzte sich erfolgreich durch.
Dabei kam ihm nicht nur seine finanzielle Kalkulation zu Gute, sondern viele ausgearbeitete Lösungsvorschläge für bauliche Komplexitäten. Den schriftlichen Vertrag unterzeichnete der Mann aus Olsberg im April 2015. Drei Monate später ging es mit einer Probeeindeckung los. Für seinem Dachdeckerbetrieb, der seit über 25 Jahren existiert, ist diese Dach-Schieferdeckung der Höhepunkt des bisherigen Schaffens. Das Andreas Quartier in der Düsseldorfer Stadtmitte ist das neue Prestigeobjekt der Landeshauptstadt. „Sowohl von der Fläche als auch vom Umsatz, ist dieses Bauvorhaben unser bisher größtes Objekt“, bilanziert der Dachdeckermeister, der „ursprünglich in die Gastronomie wollte. Ein drei Sterne Restaurant in einem tollen Hotel – das war mein Ziel.“Irgendwann merkte er, dass seine Englischkenntnisse nicht ausreichten. Der damalige Schüler orientierte sich neu und arbeitete in seinen Ferien beim Dachdecker und beim Metzger. „Der Dachdecker hat gewonnen“, sagt der heute 54-Jährige und lacht.
Materialanlieferung mitten in der Stadt ist eine große Herausforderung
Beim Großprojekt Dach-Schieferdeckung war vor allem bei den Anlieferungen eine Planung bis ins kleinste Detail gefragt. „Für jede Lieferung mussten wir ein Zeitfenster anmelden. Dazu gab es aufgrund der baulichen Situation mitten in der Stadt nur geringste Anlieferräume. Materialien kurz abzustellen und zwischenzulagern, daran war nicht zu denken“, blickt Baustellenleiter Stefan Flock zurück. Der Vorarbeiter des Dachdecker-Fachbetriebs sprach sich in der Spitze mit bis zu 20 weiteren Bauleitern ab, um eine gute Koordination der Gewerke zu gewährleisten. Für seine Einkaufsgenossenschaft, die DEG Dach-Fassade-Holz eG, reservierte Flock jeden Morgen die Anlieferzeit um sieben Uhr. An manchen Tagen kamen zwei, drei weitere Anlieferungen hinzu.
Logistik für Dach-Schieferdeckung Hand in Hand mit der Genossenschaft
„Die Logistik hat uns insgesamt stark gefordert. Am Bauvorhaben gab es kaum Platz für die Materialien. Der gestellte Autokran war auf enge Zeitfenster für das Entladen und Verteilen der Schieferschuppen auf dem Dach angewiesen. Da mussten wir uns vorher gut überlegen, wie wir das Bauvorhaben angehen“, erklärt Zweigniederlassungsleiter Uwe Röhrich vom DEG Standort Meschede. Als Hauptansprechpartner für den Dachdeckerbetrieb Jedamzik arbeitete die Niederlassung Meschede mit der Niederlassung Düsseldorf vor Ort zusammen.
„Wir haben das Andreas Quartier in viele kleine Abschnitte unterteilt und jeweils die benötigten Materialien zusammengestellt. Die zahlreichen Fenster lagerten bei uns zwischen. Diese haben wir nach nummerierten Einbauorten kommissioniert und nach Abruf der vereinbarten Nummern Stück für Stück ausgeliefert“, erläutert Leiter Thomas Menzel vom DEG-Standort Düsseldorf das Prozedere.
Suche nach passenden Schrauben für die Dach-Schiefereindeckung
Der Plan geht auf, Dachdecker und Genossenschaft arbeiteten Hand in Hand. Dazu gehörten spontane Überraschungen am Bau. „Aus Brandschutzgründen mussten in Teilbereichen des Daches zementgebundene Unterdachtafeln verlegt werden. Hierfür haben wir lange nach passenden Edelstahl-Schrauben gesucht, mit denen der Schiefer fachgerecht befestigt werden konnte. Wir haben viele Schrauben und Nägel an einer Mustertafel ausprobiert, bis die geeigneten gefunden waren“, erzählt Uwe Röhrich von der DEG-Meschede. „Ohne diese Zusammenarbeit wäre es mehr als schwierig geworden“, bedankt sich Dirk Jedamzik bei allen Beteiligten.
Wohnort Hotel während der Bauzeit
Von Olsberg nach Düsseldorf sind es zwei Stunden Autofahrt bei freier Fahrbahn. Mit den einkalkulierten Faktoren Stau und Berufsverkehr sicher zweieinhalb bis drei Stunden. Das Team von Dirk Jedamzik beschloss schnell, sich für die Bauzeit ein Hotel in Düsseldorf zu nehmen. „Düsseldorf ist schön für Ausflüge. Wohnen möchte ich hier aber nicht“, zieht Jedamzik sein Fazit. Einen letzten Ausflug in die Rheinstadt wird es aber auf jeden Fall geben.
Ein Betriebsausflug zum Andreas Quartier ist bereits terminiert. „Unsere Frauen sollen doch mal sehen, was ihre Männer den ganzen Tag so machen“, sagt der Dachdeckermeister mit einem Lachen. Welche Großbauprojekte in Zukunft auf Dirk Jedamzik warten, das ist ungewiss. Dagegen ist eins gewiss. Höher hinauf ginge es in Düsseldorf nur noch mit dem Rheinturm und seinen 234 Metern.
Infos zu den verwendeten Materialien
– 100.000 Rathscheck Schiefer InterSIN Schuppen, Schablonen 32/28 und 25.000 Zubehörsteine auf 9.000 Quadratmeter
– 5.000 Kilogramm Zink als Kantteile und Stehfalzeindeckung
– 90 Paletten Schweißbahnen auf 4.000 Quadratmetern bituminöser Abdichtung
– über 200 Velux Wohnraumfenster in einer Sonderausführung mit Elektro-Rollläden und Kombi-Eindeckrahmen
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