Living Wall gewinnt Preis für Fassadenbegrünung 2022
21. Februar 2023
Am Ortseingang von Bönigen beim Übergang von Industrie- zur Wohnzone, gleich neben dem bekannten Urlaubsort Interlaken im Berner Oberland, schmückt seit letztem Jahr eine bunte Pflanzenwand die Technikhalle eines Werksgeländes. Es ist der vertikale Garten der BLS Werkstätten. Der lebendige Farbenteppich der Fassadenbegrünung bietet einen harmonischen Übergang von den schmucklosen Industriegebäuden zu den angrenzenden Wiesen zwischen idyllischem Brienzersee und einem spektakulären Bergpanorama.
Bundesverband GebäudeGrün lobt Preis Fassadenbegrünung aus
Diese sogenannte Living Wall der BLS Werkstätten, gelegen im schweizerischen Bönigen, wurde jüngst als „BuGG-Fassadenbegrünung des Jahres 2022“ ausgewählt. Architekt war Von Allmen Architekten AG, Interlaken, die Fassadenbegrünungsplanung und die Ausführung erfolgte durch die Vertiko GmbH, Freiburg und die Skygardens AG, Fislisbach. Ausgelobt wird dieser Preis für Fassadenbegrünung vom Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG). Dessen etwa 460 Mitglieder konnten bis zu drei Objekte in den Kategorien Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünung einreichen und zur Wahl stellen. Diese erfolgte per Online-Abstimmung durch die BuGG-Mitglieder.
Intensive Kooperation mit Dachdeckerverband
Der Verband kooperiert auch intensiv mit dem Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH), um die Umsetzung von Gründächern und Fassadenbegrünung in Zeiten des Klimawandels vor allem in den Städten weiter voranzubringen. So arbeiten BuGG und ZVDH aktuell gemeinsam an einer Weiterbildung zum Gründach-Manager, die am BBZ Mayen angeboten dieses Jahr starten soll.
Fassadenbegrünung: Nischenprodukt mit Potenzial
Während extensive Dachbegrünungen vor allem auf Flachdächern oftmals realisiert werden, ist die Fassadenbegrünung noch ein Nischenprodukt. In Deutschland wurden laut BuGG-Marktbericht 2022 im Jahr 2021 insgesamt rund 86 000 Quadratmeter Fassadenfläche mit entweder wandgebundener oder bodengebundener Begrünung inklusive Kletterhilfen realisiert. Die wandgebundene Begrünung bildet in der Regel die Fassade und ersetzt hier andere Materialien wir Metalle, Faserzement oder Glas. Sie ermöglicht große Gestaltungsspielräume und kann eine Vielfalt an Pflanzen integrieren.
Begrünung als vorgehängte hinterlüftete Fassade
Was dabei entstehen kann, zeigt die Living Wall als Preisträger Fassadenbegrünung 2022. Das verwendete Begrünungs-System von Vertiko bildet in sich eine vorgehängte hinterlüftete Fassade und ist so auf nahezu jede geometrische Form anpassbar. Eine besondere Abdichtung der Wand ist nicht erforderlich. In einem darauf befestigten, dreilagigen Vliessystem mit integrierten Pflanztaschen wird mineralisches Substrat eingefüllt und eine Tröpfchenbewässerung verlegt. Nährstoffe erhalten die Pflanzen nur über die angereicherte automatische Bewässerung.
Vlies-Substrat-System wird vor Ort montiert und bepflanzt
Die verwendeten Materialien entstammen aus reichlich vorhandenen Rohstoffen und können recycelt werden. Das patentierte Vlies-Substrat-System besteht zu über 95 Prozent aus mineralischen Stoffen. Die gesamte Konstruktion wird vor Ort montiert und zum Schluss bepflanzt. Die Bepflanzung mit mindestens 25 Pflanzen pro Quadratmeter weist für eine Fassadenbegrünung mit Stauden, Gräsern und Farnen eine optimale Deckung auf. Mit ihrem Wurzelnetzwerk breiten sich die Pflanzen uneingeschränkt in der gesamten Fläche aus. Die Bepflanzung in Bönigen besteht aus einer Auswahl an Geranium- und Heuchera-Arten, Bergenien und Cymbalaria. Als Gräser kommen Festcua und Koleria zum Einsatz.
Fassadenbegrünung als Ersatz für Gründächer
Der Schweizer Zug-, Bus- und Schiffsdienstleisters BLS wird ab 2027 vor Ort alle Reparaturen und regelmäßigen Revisionen der Züge und Lokomotiven durchführen. Das Areal besteht aus mehreren Werkhallen, von denen einige über 100 Jahre alt sind. Mit dem Umbau entsteht nach Angaben des Unternehmens eine zeitgemäße Arbeitsumgebung, die die nächsten 50 Jahre Bestand haben soll.
Durch die Photovoltaik-Anlagen auf den Flachdächern war die gewünschte intensive Dachbegrünung nicht möglich. Als Kompensation für die nicht begrünten Dächer entschied sich die BLS dafür, eine Vertikalbegrünung zu realisieren. Zu den Unternehmenszielen der BLS gehört auch, neben dem Schutz von Altbewährtem, neue Technologien zu fördern und eine wirksame Plattform zu geben. Die Entscheidung für eine lebendige Pflanzenwand wurde daher nicht nur aus ökologischen Interessen und wegen des modernen und ästhetischen Aussehens getroffen, sondern auch aus strategischen Erwägungen. Auch die Wünsche der Anwohner wurden mit einbezogen.
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