Auch Hessen plant kostenlose Meisterschule 2024
23. Januar 2024
Nachdem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder im letzten Jahr den Anfang gemacht hat, will auch das Bundesland Hessen 2024 die kostenlose Meisterschule einführen. Bereits im vergangenen Herbst kündigte der damalige Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) gegenüber der Nachrichtenagentur dpa an: „Wir müssen das duale Ausbildungssystem noch deutlich attraktiver machen.“ Im Wirtschaftsausschuss des Landtags in Wiesbaden beschloss die damals noch amtierende schwarz-grüne Koalition die kostenlose Meisterschule, mit Zustimmung der oppositionellen SPD. Wir geben alle wichtigen Infos und erläutern zudem, wie andere Bundesländer fördern mit Meisterprämien und Meistergründungsprämien nach dem Start in die Selbstständigkeit.
Kostenlose Meisterschule stärkt die berufliche Bildung
Inzwischen regiert nach der Wahl im Oktober 2023 seit Mitte Januar eine Koalition aus CDU und SPD, doch auch bei diesen Partnern hat es der kostenlose Meisterbrief in den Koalitionsvertrag geschafft. Norbert Hain, Geschäftsführer des Landesinnungsverbands der hessischen Dachdecker, kann das bestätigen. „Mit der kostenlosen Meisterschule soll die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung noch einmal unterstrichen werden. Vom Handwerk aus unterstützen wir das.“
Handwerk unterstützt kostenlose Meisterschule
Es sollen den Teilnehmern keine Kosten mehr entstehen. „Vieles wird ja schon länger über das Meister-Bafög des Bundes und über die Meisterprämie des Landes abgedeckt. Damit das Ganze tatsächlich kostenlos für die Teilnehmer wird, will das Land Hessen am Ende mit einer deutlich höheren Meisterprämie als bisher die Abzahlung des KfW-Darlehens ermöglichen“, erläutert Hain. Das Meister-Bafög wird vom Bund finanziert und muss weiterhin beantragt werden. „Und Voraussetzung für die Meisterprämie durch das Land Hessen ist natürlich der erfolgreiche Abschluss der Meisterprüfung“, berichtet Hain.
Wartezeiten beim Meister-Bafög
Beantragt und genehmigt wird das Meister-Bafög in den Bundesländern über die Ämter für Ausbildungsförderung, in Hessen über die Studentenwerke. Zuletzt war immer zu hören, etwa aus Nordrhein-Westfalen, dass Antragsteller wegen der langen Wartezeiten schon vorfinanzieren mussten. Mit der Auszahlung der Bundesmittel für das Meister-Bafög in Hessen gebe es laut Hain hingegen keine Probleme. „Mein Sohn Leon hat etwa für die Meisterschule am BBZ in Mayen die Förderung in Marburg beantragt und sehr schnell erhalten. Mitschüler aus anderen Bundeländern hatten allerdings auch nach einem halben Jahr noch kein Geld bekommen.“
Politik in Hessen kooperiert mit dem Handwerk
Was Hain zudem positiv sieht: Die neue Regierung in Hessen wolle generell mehr die berufliche Bildung fördern und tausche sich dafür auch mit Vertretern des Handwerk aus. „Es ist positiv, dass wir da frühzeitig einbezogen werden. So wird darüber diskutiert, dass es überall dort, wo die Berufsschule im Blockunterricht stattfindet und es bislang keine kostenlosen Übernachtungsmöglichkeiten für die Teilnehmer gibt, ein Azubi-Campus entstehen soll.“
Meisterprämie jetzt auch in Nordrhein-Westfalen
Auch in Sachen Meisterprämie der Bundesländer gibt es ein wichtiges Signal. Seit Juli 2023 können frischverbriefte Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeister erstmals eine Meisterprämie in Nordrhein-Westfalen beantragen, dem bevölkerungsreichsten Bundesland mit zwei der größten Dachdeckerverbände – Nordrhein und Westfalen. Wer erfolgreich die Meisterschule abschließt, kann sich nun über eine Prämie in Höhe von 2500 Euro freuen. Mit der Meisterprämie soll dem bestehenden Fachkräftemangel im Handwerk entgegengewirkt werden.
Negativer Trend bei abgeschlossenen Meisterprüfungen
Damit soll in Nordrhein-Westfalen auch ein negativer Trend gestoppt werden. Neben der Zahl der Auszubildenden ist auch die Zahl der abgeschlossenen Meisterprüfungen seit Jahren rückläufig. Im Jahr 2002 wurden laut der Statistik des Westdeutschen Handwerkskammertags in Nordrhein-Westfalen noch 4706 Meisterprüfungen erfolgreich abgeschlossen, 2022 waren es nur noch 3760 Prüfungen. Das Antragsformular und alle wichtigen Informationen zum Antragsverfahren finden sich auf der Website. „Bei den HandwerksmeisterInnen handelt es sich um jene Gruppe, die entscheidend für die Zukunft ihrer Zunft, für die Unternehmensnachfolge und -gründung und damit für den Erhalt und die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen im Handwerk ist“, führt Arbeitsminister Karl-Josef Laumann aus.
Zwölf Bundesländer zahlen Meisterprämie
Auch Baden-Württemberg, Bayern, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Sachsen und Thüringen zahlen sogenannte Meisterboni oder Meisterprämien. Spitzenreiter mit jeweils 4000 Euro sind die Länder Bremen und Niedersachsen. Am wenigsten gibt es mit jeweils 1000 Euro in Hamburg, dem Saarland und Thüringen. Alle Zahlen finden sich in einem Artikel der Deutschen Handwerkszeitung. Dort gibt es auch eine Liste der Bundesländer, die mit der Meistergründungsprämie eine zusätzliche Förderung für die folgende Selbstständigkeit anbieten.
Mit Meistergründungsprämie in die Selbstständigkeit starten
Ein Beispiel: Das Bundesland Berlin fördert mit Unterstützung des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung HandwerksmeisterInnen bei der erstmaligen Existenzgründung, der Übernahme oder der tätigen Beteiligung an einem Betrieb. Die Höhe der Basisförderung bei einer Existenzgründung beträgt einmalig 10 000 Euro. Gründet eine Frau und handelt es sich um einen frauenatypischen Beruf, beträgt die Förderung 15 000 Euro. Dachdecker und Zimmerer fallen mit ihrem bislang geringen Frauenanteil unter diese Regelung.
Zusätzlich gibt es eine einmalige Arbeitsplatzförderung von 6000 Euro, wer einen Lehrling einstellt, erhält 7500 Euro. Wer eine Frau in einem frauenuntypischen Beruf ausbildet, erhält den Höchstwert von 10 000 Euro. Nicht schlecht, wenn auch noch die kostenlose Meisterschule kommt in der Hauptstadt.
Sie interessieren sich für das Thema? Hier finden Sie unseren ersten Artikel über die kostenlose Meisterschule.