Zimmerer Marvin Fuchs saniert Trierer Stadttor Porta Nigra
Bild von Team von Zimmerer Marvin Fuchs vor dem Stadttor Porta Nigra

Zimmerer Marvin Fuchs saniert Trierer Stadttor Porta Nigra

10. Mai 2024

 · Harald Friedrich

Das berühmte Trierer Stadttor Porta Nigra wurde 170 n. Chr. von den Römern in reiner Handarbeit erbaut. Fast zwei Jahrtausende später ist es ein perfektes Beispiel dafür, dass die Vergangenheit Zukunft hat. Da ist sich der 26-jährige Zimmerermeister Marvin Fuchs, Geschäftsführer der Zimmerei Fuchs GmbH im rheinland-pfälzischen Holzhausen, etwa 30 Kilometer nordwestlich von Wiesbaden gelegen, ganz sicher.

Ein Auftrag für echte Experten

Bereits die beschränkte Ausschreibung zur Restaurierung der oberen Balkenlage einschließlich des eichenen Bodenbelags machte deutlich, dass für so einen Auftrag nur wenige Experten in Frage kommen. Marvin Fuchs gehört zu diesem kleinen Kreis der Restauratoren im Zimmererhandwerk. Auch wenn er genau 1828 Jahre jünger als die Porta Nigra ist, hat er keine Angst vor solchen Aufträgen – wohl aber Respekt vor der Vergangenheit.

Bild von Mitarbeitern von Zimmerer Marvin Fuchs auf der Baustelle Porta Nigra
Sanierung auf der berühmten Porta Negra: Die Freude ist den Mitarbeitern anzusehen. (Alle Fotos: Zimmerei Fuchs)

Oberste Balkenlage komplett erneuern

Sein Auftrag: Die oberste Balkenlage mit sechs massiven Eichenbalken von je sieben Meter Länge komplett zu erneuern. Und dazu auch gleich den Bodenbelag auf einer Fläche von 60 Quadratmetern mit historisch getreuen Eichenbrettern neu zu verlegen. In Zusammenarbeit mit seinem „Haus und Hof-Schreiner“, der aus jahrelang abgelagerten Eichenstämmen die 66 Millimeter dicken Bretter in verschiedenen Breiten geschnitten und mit Nut und Feder angefertigt hatte, gelang die Restaurierung bis Ende März 2024 in nur etwas mehr als zwei Monaten. Und das, ohne die Touristenströme in der Moselstadt Trier von der Porta Nigra zu verbannen. Aufmerksamkeit ist dem Betrieb bei der Sanierung eines so bekannten Gebäudes gewiss. So stand Marvin Fuchs etwa der SWR-Landesschau Rheinland-Pfalz Rede und Antwort.

Bild von Mitarbeiter von Zimmerer Marvin Fuchs auf der Baustelle Porta Nigra
Bei alten Fachwerk fühlen sich die Mitarbeiter der Zimmerei Fuchs in ihrem Element.

St. Lubentius: Glockentürme und Rhombendächer saniert

Eine der Referenzen für diesen Auftrag ist die umfangreiche Sanierung der St. Lubentius Basilika in Dietkirchen bei Limburg an der Lahn. Die Arbeiten, die Marvin Fuchs mit seinem Team im Juni 2023 begonnen hatte, werden wohl bis weit in den Sommer 2024 andauern. Hier ist die Aufgabe von Marvin Fuchs und seinem siebenköpfigen Holz-Expertenteam die Sanierung der beiden Glockentürme mit ihren wohl ältesten erhaltenen Rhombendächern aus Schiefer sowie die verbindende Holzbrücke zwischen diesen Türmen zu sanieren und teilweise zu restaurieren. Dabei sind auch alle Fußpunkte der im 12. Jahrhundert erbauten eichenen Turminnenkonstruktion historisch fachgerecht einer Sanierung zu unterziehen. Hierzu musste ein 40 Meter hohes Gerüst erstellt werden. Marvin Fuchs, dessen Vater Dachdecker ist, sieht das als eine „Vorübung“ auf die außerdem auszuführende Restaurierung der Holzkonstruktion des westlichen Langhauses über der Orgel.

Bild von der Basilika St. Lubentius
Noch so ein cooles Projekt: Sanierung der beiden Glockentürme der St. Lubentius Basilika in Dietkirchen.

Fachkräftemangel kennt Marvin Fuchs nicht

Um solche Projekte zu realisieren, braucht es natürlich Fachkräfte. Und da sind wir beim Medienthema Nummer eins – dem Fachkräftemangel. „Das Wort kenne ich auch – allerdings nur aus den Medien“, so das erstaunliche Statement von Marvin Fuchs. Er hat weder Probleme damit, Fachkräfte zu finden noch damit, Fachkräfte an seinen erst vor zwei Jahren gegründeten Betrieb – inzwischen eine GmbH – zu binden. „Ich bin in der komfortablen Situation, aus zahlreichen Initiativbewerbungen für Ausbildungsplätze unseren Nachwuchs aussuchen zu können“, freut sich der junge Handwerksmeister. Freuen kann sich auch sein aktueller Azubi, denn im Sommer werden zwei neue Lehrlinge als Kollegen hinzukommen.

Bild von Mitarbeitern auf der Basilika St. Lubentius
Bei solch interessanten Projekten besteht kein Nachwuchsmangel für die Zimmerei Fuchs.

Digitalisierte Prozesse für historische Restaurierungen

Und wie begeistert er angehende und gestandene Zimmerer für einen jungen Betrieb, der sich vom ersten Tag an historisch getreuen Sanierungen in Verbindung mit der Digitalisierung verschrieben hat?  „Wer zu uns kommt, weiß bereits, dass wir nicht im Mittelalter stehen geblieben sind, sondern von der Arbeitszeiterfassung per App bis zur Baustellenplanung weit weg vom Papierkrieg sind.“ Eingehende Post wird in seinem Büro gleich per Scan digitalisiert. Erklärtes Ziel des Denkmalschutz-Experten für die Zukunft seines Betriebs ist das „papierlose Büro“. Und dem kommt er schon jetzt sehr nah.

Bild von Mitarbeiter von Zimmerer Marvin Fuchs auf der Baustelle Porta Nigra
Ein Mitarbeiter bei vorbereitenden Arbeiten an der Porta Negra.

Bauprojekte in den sozialen Medien präsentieren

Zudem ist Marvin Fuchs schon seit der Jugend auf den Social Media Kanälen unterwegs und ihnen auch treu geblieben. „Bei uns können Bauvorhaben fast schon live, zum Beispiel auf Instagram oder im Blog des Zimmerer-Treffpunkts verfolgt werden“, verrät er stolz. Die Homepage seines Betriebs, Mitglied der DEG Alles für das Dach eG, entstand mal eben nach Feierabend in Eigenregie auf der Couch, auf YouTube gibt es ein cooles Imagevideo.

Bild von Team von Zimmerer Marvin Fuchs
Marvin Fuchs (Mitte) und sein aktuelles Team. Seit der Gründung war gut zwei Jahren wächst der Betrieb stetig.

Vergangenheit für die Zukunft erhalten

Marvin Fuchs ist – das ist im Gespräch zu spüren – voller mitreißender Begeisterung für sein Konzept und für seine Leidenschaft, Vergangenheit für die Zukunft zu erhalten. Und das mit moderner Technik und einem Konzept, das genauso ansteckend wirkt wie seine persönliche Begeisterung für das Handwerk. „Wir sind als Betrieb jung und präsent, wir wachsen und bleiben dabei aber in einer überschaubaren Größe als eingeschworenes Team. Wir haben Mitarbeiter, die anstatt stupider Montagearbeiten am Neubau-Fließband echte Handarbeit können und leisten“, fasst er seine Philosophie zusammen. Und dazu gibt es auch noch cool durchgestylte Arbeitskleidung.

Bild von Mitarbeiter von Zimmerer Marvin Fuchs in Firmenkleidung vor dem Firmenfahrzeug
Moderne, auch digitale Technik für historische Sanierungen: Die Zimmerei Fuchs ist ein attraktiver Arbeitgeber.

4,5-Tage-Woche für die Mitarbeiter

Seinen jüngsten Plan hat er schon umgesetzt: Die Einführung einer 4,5-Tage-Woche. „Jeden zweiten Freitag im Monat als arbeitsfreien Tag zu planen ist realistischer und praxistauglicher als eine Vier-Tage-Woche mit Arbeitszeiten am vom Gesetzgeber vorgesehenen tägliche 10-Stunden-Limit“, findet Fuchs. „Bei allen modernen Hilfs- und Arbeitsmitteln: Unser Handwerk bleibt körperlich anspruchsvolles Arbeiten.“ Spätestens nach dem Umzug seines Betriebs ins benachbarte Miehlen wird er die neuen Arbeitswochenpläne verwirklichen.

Bild von Mitarbeiter von Zimmerer Marvin Fuchs auf der Baustelle Porta Nigra
Solche tollen Schnappschüsse, wie hier von der Porta Negra, zeigt Marvin Fuchs auf der Homepage und in den sozialen Medien, was bei potenziellen Kunden und Auszubildenden gut ankommt.

Gute Auftragslage in der Restaurierung

Die Aufträge dürften ihm und seinem Team dabei kaum ausgehen. Es gibt noch viel Bausubstanz der Vergangenheit für die Zukunft zu sichern – mit Säge, Beil, Keil und Computer. Für die Restaurierung der von ihm besonders geliebten Fachwerkhäuser hat Marvin Fuchs inzwischen auch die Qualifikation zur Fachkraft für Lehmbau (DVL) absolviert.

Marvin Fuchs ist bei allem Erfolg übrigens durchaus bodenständig geblieben. Treffen kann man ihn nicht nur auf und an historischen Gebäuden, sondern auch beim Wandern auf dem nahen Rheinsteig.

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