Zimmerergeselle Linus Großhardt will den Weltmeistertitel
Bild von Zimmerer-Geselle Linus Großhardt beim Training

Zimmerergeselle Linus Großhardt will den Weltmeistertitel

5. September 2024

 · Katharina Meise

Mit gerade einmal 20 Jahren startet ein junger Zimmerergeselle gerade so richtig durch: Linus Großhardt aus dem baden-württembergischen Uhldingen-Mühlhofen hat vor einem Jahr seine Ausbildung abgeschlossen und ist nun im Dress der deutschen Zimmerer-Nationalmannschaft unterwegs. Nach Bronzemedaillen sowohl in der Einzel- als auch in der Mannschaftswertung beim internationalen Zimmerer-Wettbewerb im Februar in Lyon, tritt er vom 10. bis zum 15. September 2024 erneut in der drittgrößten französischen Stadt an. Bei den 47. WorldSkills geht es für ihn um den Weltmeistertitel der Zimmerer.

Ein Kindheitstraum wird wahr

„Für mich wird gerade ein Kindheitstraum wahr“, sagt Linus Großhardt. Er entstammt einer Zimmererfamilie mit eigenem Betrieb und hat schon früh Praxiserfahrung gesammelt. Dort, im Familienbetrieb seines Vaters Andreas Großhardt, hat er auch von 2020 bis 2023 seine Ausbildung absolviert. „Ich habe von klein auf ab und zu meinem Papa geholfen, und mir war damals schon klar, dass ich das auch mal machen möchte. Einfach, weil der Beruf super vielseitig ist und ich gerne an der frischen Luft bin.“

Bild von Zimmerer-Geselle Linus Großhardt bei einer Besprechung
Linus Großhardt (links) bei der Aufgabenbesprechung im Training mit Kollege Pascal Frauendorf und Trainer Michael Rieger. (Alle Fotos: Holzbau Deutschland/Laube)

Mit den Besten der Besten messen

Dass er nun nicht nur seinen Wunschberuf ausübt, sondern als Mitglied der Zimmerer-Nationalmannschaft auch noch Deutschland in internationalen Wettbewerben vertritt und sich mit den Besten der Besten messen kann, ist für ihn Ansporn und Ehre zugleich. „Ich habe als kleiner Junge schon immer mitgefiebert, wenn die Zimmerer-Nationalmannschaft angetreten ist. Dass ich jetzt selbst Teil des Teams bin, ist großartig und ich freue mich, dass sich die harte Arbeit gelohnt hat und ich nominiert wurde“, so Linus Großhardt. Er hat sich beim Zimmerer Contest im Herbst 2023 für die Zimmerer-Nationalmannschaft qualifiziert. „Der internationale Vergleich mit anderen Ländern und zu zeigen, was man kann, das motiviert mich!“

Bild von Zimmerer-Geselle Linus Großhardt beim Training
Jeden Tag üben und Modelle bauen: Linus Großhardt will den WM-Titel gewinnen.

Geschwindigkeit ist Trumpf

Daher investiert Linus Großhardt aktuell auch jede Minute in ein intensives Training, war gerade in Oranienburg beim Abschlusstraining der Nationalmannschaft. „Im Moment trainiere ich Vollzeit auf die WorldSkills. Das heißt: Ich arbeite nicht im Betrieb mit, sondern widme mich jeden Tag dem Üben und Modelle bauen. Da die Stückzahl der Hölzer für die Modelle wie bei der letzten Weltmeisterschaft sehr hoch sein wird, trainiere ich sehr intensiv auf Geschwindigkeit.“ Ob er schon aufgeregt ist? Er lacht: „Die Nervosität hält sich zum Glück noch in Grenzen. Aber wenn’s dann nach Lyon geht, werde ich vermutlich schon aufgeregt sein!“

Bild von Zimmerer-Geselle Linus Großhardt beim Training
Trainiert momentan Vollzeit für die Word Skills: Zimmerergeselle Linus Großhardt (vorne rechts) im Kreise der Zimmerer-Nationalmannschaft.

Für die WM von der Arbeit freigestellt

Von der Arbeit freigestellt zu sein, um zu trainieren, das empfindet der Zimmerergeselle als großes Privileg. „Natürlich falle ich in der Zeit als Arbeitskraft im Betrieb aus. Das macht vermutlich nicht jeder Arbeitgeber mit. Da ich im elterlichen Betrieb arbeite, habe ich da wahrscheinlich einen Vorteil.“ Auf den will sich Linus Großhardt aber gar nicht zu sehr verlassen: „Für meine Ausbildung hat es sich einfach angeboten, sie im elterlichen Betrieb zu machen, weil ich schon früh kleinere Projekte übernehmen durfte und Erfahrungen gesammelt habe, die ich wahrscheinlich in einem anderen Betrieb in der Lehrzeit nicht gemacht hätte.“

Bild von Zimmererweste mit Wappen
Eine Ehre für junge Zimmerer ist es, die Kluft der Nationalmannschaft zu tragen.

Berufserfahrung in anderen Betrieben sammeln

Linus Großhardt möchte aber seinen Erfahrungshorizont noch erweitern und auch in anderen Betrieben arbeiten. Sein Plan ist daher, nach der Weltmeisterschaft in andere Zimmereien zu wechseln, um weitere Berufserfahrung zu sammeln. Kommendes Jahr im September möchte er außerdem die Weiterbildung zum Meister und Techniker beginnen. „Natürlich ist dann auch der Plan, irgendwann den Familienbetrieb zu übernehmen“, erläutert Linus Großhardt. „Aber das dauert noch ein bisschen.“

In Lyon wird Linus Großhardt zwar allein bei der Weltmeisterschaft der Berufe antreten. Seine Teamkollegen Pascal Frauendorf, Jakob Spreer und Florian Dorer werden ihn dennoch vor Ort tatkräftig unterstützen: „Die Drei kommen zum Mitfiebern und Anfeuern“, freut sich Linus Großhardt. Wir drücken die Daumen!

Sie interessieren sich für Leistungswettbewerbe im Handwerk? Dann lesen Sie unsere Story über das öffentliche WM-Training der deutschen Dachdecker auf der Messe Dach+Holz 2024.

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